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Was es mit den Straßennamen auf sich hat

Königsbach-Stein verfügt über 198 verschiedene Straßen. Doch was hat es mit den Straßennamen auf sich?

Früher gab es zur Unterscheidung individuelle Häuser- und Hofnamen (Kaplaneihaus, Badhaus), bis im 18 Jh. die Häusernummerierung durchgeführt wurde (Haus Nr. 159 in Köb. z.B. war die Schlossbergstr. 1). Die straßengebundene Nummernvergabe erfolgte erst Mitte des 19. Jh.

Frühe Gassen- oder Straßenbezeichnungen waren Kirchstraße und Marktplatz. Oft hatten die Namen festen Ortsbezug, z.B. Wössinger oder Brettener Str. zeigen den nächsten Ort an, in der Löwengasse und Lindenstraße standen die jeweiligen Wirtshäuser.  
 
Großherzog 04163Im Zeitalter des Absolutismus wurde es üblich, Straßen nach dem aktuellen Monarchen zu benennen, eine Tradition, die bis 1918 Bestand hatte. Z.B. die Leopoldstraße, die auf Leopold von Baden (* 1790 † 1852) zurückzuführen ist, er war ab 1830 Großherzog. Die Luisenstraße geht zurück auf Prinzessin Luise von Preußen, (*1838 †1923), ihrem Mann war die Friedrichstraße gewidmet. Friedrich I. Wilhelm Ludwig von Baden (*1826 †1907) war 1852–1856 Regent und 1856 –1907 Großherzog und der zweite Sohn des o.g. Leopold von Baden. Das passt zeitlich, denn die Leopoldst. liegt näher am alten Ortskern, ist also früher entstanden. Die Wilhelmstraße ist wahrscheinlich auf Kaiser Wilhelm II. (*1859 †1941) zurückzuführen. Er war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen.

FKSG-04163. Namensgeber Großherzog Friedrich I. Wilhelm Ludwig von Baden mit seiner Frau, Prinzessin Luise Marie Elisabeth von Preußen.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden viele Straßen zu Zwecken der Propaganda und Machtdemonstration nach NS-Persönlichkeiten benannt oder umbenannt, so z.B. die Ankerstraße, die zur Adolf-Hitler-Straße wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Straßen oft nach kirchlichen Würdenträgern benannt, (Melanchthonstr. oder Martin-Luther-Str.), eine politische Vereinnahmung von Straßennamen, wie im Nationalsozialismus üblich, unterblieb. In der Nachkriegszeit sind auch Tendenzen zur Verdrängung und die Sehnsucht nach einer heilen Welt festzustellen. Die Straßen erhielten nun Namen nach Künstlern (Mozartstr., Wagnerstr., Goethestr., Haydnstr. Lessingstr.) oder nach Fauna/Flora (Ahorn-, Birken- Buchenweg, Bussard-, Elstern-, oder Finkenweg, Flieder- oder Veilchenweg, Lilienstr. usw). In vielen Neubaugebieten wurde zur gleichen Zeit versucht, alte Flurnamen bzw. Gewannbezeichnungen zur Benennung von Straßen zu verwenden und sie damit zu erhalten – ein Trend, der sich heute noch fortsetzt. Hier z.B. Allmendring, Am Eisenberg, Bleichstr., Brühlstr., Hansenwiesenstr., Hintere Staig, Hohbergweg, Laierweg, Neuwiesenstr., um nur einige zu nennen.

Es wäre ein tolles Projekt, die Straßen detaillierter nach Entstehung und Namensgebung zu erforschen. Falls jemand Interesse daran hat, bitte melden.   S.K.-A.