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Grabplatte der Maria Helena von Saint André, geborene von Crailsheim

Die fünfte Platte an der Südwand der Königsbacher Kirche ist der Grabstein der Maria Helena von Saint André, geborene von Crailsheim gewidmet. Oben sind die Allianz- Wappen "von Saint André" und "von Crailsheim" zu sehen. Die beiden Wappen unten sind die "von Menzingen" und "von Braunfalk", von Sander im Heimatbuch fälschlicherweise als "von Helmstatt" und "von Millach" bezeichnet.

OB KW19 OGK 3547

FKSG-03547. Fünfte Grabplatte von links an der Südseite der Königsbacher Kirche. (Foto: Peter Seiter)

Das Mittelfeld ist als „Wandteppich“ mit Quasten gestaltet. Darin steht: HIER LIEGT DAS TUGENDBILD - DIE FRAU VON GROSEN GABEN - EIN ADELICH GEBLÜT - IN IHRER RUH BEGRABEN - DIE WEIL REICHS FREI HOCH WOHL GEBOHRENE VON (CREILS)-HEIM.

Maria Helena wurde vor rund 350 Jahren (1668) geboren und starb im Alter von 55 abends zwischen 4 und 5 Uhr. Beerdigt den Mittwoch darauf „nach gehaltener Parentation”, wie es im Kirchenbuch vermerkt ist. Weiter heißt es darin: „ … Es wurden zum ersten Mal die neuen Glocken geläutet. Der Herr vergelte aus Gnaden, was sie den Armen Gutes getan hat.“

Was hat es mit diesen Glocken auf sich? 1640 hatte die Gemeinde in höchster Kriegsnot eine schon zersprungene Glocke für den Metallwert von 62fl. verkauft und das Geld zur Auslöse von zwei vom Feind gefangenen Bürgern verwendet. Im darauf folgenden spanischen Erbfolgekrieg 1701/13 wurden die Glocken von französischen Truppen aber wieder geraubt. 1723 konnten dann – wie solls auch anders sein – nach langer Zeit der Streitigkeiten um die Finanzierung, neue Glocken beschafft werden. Auf diese neue Glocken bezog sich der Pfarrer beim Eintrag ins Kirchenbuch.

OB KW19 OGK 04164

1690 heiratete die Freiin Johann Daniel Freiherr von Saint André, den Grundherrn von Königsbach. Dieser wurde 1662 im Schloss geboren. Er besuchte das 76 Jahre zuvor unter Leitung des Königsbacher Renaissance-Baumeister Johannes Schoch erbaute Gymnasium illustre et academicum (Ernestinum) in Durlach. Danach studierte er an der Universität Tübingen. Nach ausgedehnten Reisen in die Schweiz und Niederlande, nach Italien, Frankreich und England begann er, gemäß der Familientradition, eine erfolgreiche Laufbahn als Soldat. Als Adjudant des damaligen kaiserlichen Feldmarschalls nahm er unter anderem am großen Türkenkrieg (1683–1699) teil. Nach der Soldatenzeit brachte er es im markgräflich-badischen Dienst bis zum Hofmarschall, verwaltete in Abwesenheit des Markgrafen während des span. Erbfolgekrieges sogar die gesamte Markgrafschaft.

Dem Hofmarschall und seiner Gattin wurden neun Söhne und drei Töchter geboren, von denen vier Söhne und zwei Töchter im Säuglings- oder Kinderalter verstarben. Johann Daniel Freiherr von Saint André starb im Dezember 1741 im Alter von 79 Jahren in Königsbach und wurde neben seiner 18 Jahre zuvor verstorbenen Frau Maria Helena innerhalb der Kirche beigesetzt.

 

FKSG-04164. Portrait der Maria Helena von Saint André, geborene von Crailsheim (Foto: Uwe Kaiser)