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Kopfsteinpflaster und „g'fläschderde Grenne”.

02108 fbPflasterer Gustav Vogt, 4. von links. An der Hausfassade links steht Albert Holzhauer, Kohlenhandlung. Auf dem linken vorderen Schild: J & H Bäuerle, Malermeister. Schild dahinter: (?)werkstätte Hummel. Das Gebäude rechts müsste eine Schuhmacherei (hinten) und eine Wäscherei (vorne) beherbergen. Der Arbeitsplatz der Pflasterer ist somit in der Gymnasiumstraße in Pforzheim, zwischen den Häusern Nr. 27 und 32 (Holzhauer).
FKSG-02108, Original Karl Schickle †


Die Geschichte der gepflasterten Straßen ist lang, denn die ersten gepflasterten Straßen wurden schon im 4. Jahrtausend vor Christus gebaut, z.B. im Zweistromland Mesopotamien oder im antiken Babylon.
Der systematische Bau von Straßen in Europa geht auf das römische Reich zurück. Hier wurde aus militärischen Gründen ein europaweites Straßennetz aufgebaut. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches im fünften Jahrhundert n. Chr. ließ die Bedeutung des Pflasterbelags nach. Nur noch Straßen und Plätze in europäischen Städten wurden damit ausgestattet, Landstraßen blieben unbefestigt.

Im Mittelalter hatten die Landesherren kein großes Interesse an guten Straßen, aber Nutzen durch die Schlechten. Verdienten doch die Bauern an der Stellung von Vorspannpferden, die Schmiede und Stellmacher an der Wiederherstellung der zerbrochenen Wagen und die Wirte an der Beherbergung der Reisenden dieser Wagen während der Reparatur. Mitte des 18. Jahrhunderts erlangte der Straßenbau erneut an Bedeutung. Die Straßen wurden geschottert, die Ränder oft mit Tiefbordsteinen eingefasst.

Der Pflasterbau selbst nahm erst mit der Zunahme des Verkehrs durch die Industrialisierung wieder zu. Zunächst wurden Steine aus natürlichen Vorkommen (Steinbruch) genutzt, später vor allem in Städten auch Betonsteine, die Ende des 19. Jahrhunderts durch die Verbilligung des Zements erschwinglicher wurden. Doch die Bedeutung von Pflasterbelägen sank im ersten Teil des 20. Jahrhunderts wieder, weil der zunehmende Fahrzeugverkehr nach ebenen und tragfähigeren Teer- und Asphaltstraßen verlangte.

Manche Bilder von Königsbach und Stein in unserem Vereinsarchiv zeigen noch geschotterte Straßen, an deren Ränder die „Grenne” aus Kopfsteinpflaster verlief. Wir haben im Archiv auch zwei Fotos des Königsbacher Pflasterers Gustav Vogt (*1891 †1953) bei der Arbeit, wahrscheinlich in den 1920er Jahren. An den Beruf mag er durch seinen Vater gekommen sein. Gustavs Vater, ebenfalls mit Vornamen Gustav (*1863, †1922) und dessen Bruder Karl Vogt (*1871 †1943) waren beide Pflasterermeister. Im Übrigen sind dies die einzigen Pflasterer, die im Ortssippenbuch verzeichnet sind.

 

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Pflasterer Gustav Vogt, mit Hut, in der Bildmitte, sitzend. Der Ort der Arbeit ist uns leider nicht bekannt, könnte aber in einer der Gemeinden im Umkreis liegen. Der Wirtshausausleger links zeigt deutlich den Wirtschaftsnamen: „Gasthaus zum Kranz”. Falls jemand den Ort kennt, bitte melden.
FKSG-02107, Original Karl Schickle †