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Die Königsbacher Ölfabrik

OB KW50 03374FKSG-03374, Original von Susanne Kaiser-Asoronye
Ein frühes Bild der ursprünglichen Ölfabrik, die 1925 fast vollständig durch einen Brand zerstört wurde. Ausschnitt aus einer Postkarte mit Poststempel von 1901.


"Flüssiges Gold aus Königsbach", so lautet die Überschrift eines Zeitungsartikels vom November 1946, den wir im Archiv gefunden haben. Der Autor bezog sich hier auf die Königsbacher Ölfabrik Dieffenbacher, die zeitweise vor und während der Jahrhundertwende um 1900 die größte Kleinfabrik für Speiseöl-Herstellung in Nordbaden war. Es wurden monatlich rund 80.000 Kilo Öl produziert, die in alle Lande geliefert wurden.
Bevor am Fuße des Heustätt die Ölfabrik aufgebaut wurde,  stand dort eine Pferdewechselstation am Wirtshaus "grüner Hof" mit eigener Bierbrauerei. Diese wurde ca. 1700 erbaut und um 1730 erstmals in einem Plan der Freiherren von Saint André erwähnt.
1885 entstand das erste Gebäude der Ölfabrik mit Raffinerie. Gleich das dritte Produktionsjahr war ein extrem buchenreiches Jahr, das der Fabrik zum Aufschwung verhalf. Die Gesamt-Ernte an Bucheckern in Nordbaden wurde damals auf über 600.000 Zentner geschätzt. 1925 allerdings brannte die Fabrik nieder und große Ölbestände wurden ein Raub der Flammen.

OB KW50 03803


Bis zum 2. Weltkrieg wurden ausländische Ölsaaten, z.B. Erdnüsse aus Bombay, Madagaskar oder Batavia oder Soja-Bohnen aus Mandschukuo und China verarbeitet.
1946 waren rund 40 Arbeiter in drei Schichten unter Führung von zwei Raffiniermeistern (Ölmüller) tätig. Es lagerten laut Zeitungsbericht über 150 Tonnen Bucheckern in der Fabrik und teilweise in einer zweiten Lagerhalle bei der Mühle. So manch ein Königsbacher lieferte 5-6 Zentner gesammelte Bucheckern ab. Ein fabrikeigenes Labor überwachte die Qualität des produzierten Öls, das gefiltert und nachbehandelt wurde. Der Ölkuchen aus der Presse wurde im Kollergang erneut gemahlen und lieferte so genanntes Bucheckernmehl. Die Ölfabrik produzierte bis in die frühen 1970er Jahre, wobei aber nie wieder an die alten Erfolge von vor dem Krieg angeknüpft werden konnte.

 

FKSG-03803, Original von Ursula Müller (Bild unten)
Das Foto aus den 1950er Jahren zeigt den gesamten Gebäudekomplex der früheren Ölfabrik. Gut zu sehen die Laderampe direkt vom Gütergleis in die Fabrikhalle. Rechts die "Villa", das langjährige Wohnhaus der Fabrikbesitzer.