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Herkunft der Ortssippe "Britsch" in Stein

britsch 04209FKSG-04209, Original von Jörg Benzenhöfer
Nachfahren der "Britsch" in Stein:
Karl Britsch *04.09.1880 †07.09.1949 mit Ehefrau Karoline  *08.04.1876 †22.11.1946
die Kinder Luise (verh. Hörrle) *15.03.1905 †15.03.1987, Hermann *20.01.1907 †04.08.1983, Anna (verh. Kunzmann)  *03.02.1910 †02.10.1983 und Nesthäkchen Emil *10.07.1914 †unbek.

Zu den ältesten Geschlechtern in Stein gehören die Familien Kaucher, Ruf und Seiter. Nach Beendigung des 30-jährigen Krieges zählte Stein nur noch 39 Seelen. Neue Sippen, u.a. die Familien Britsch, Fuchs und Morlock wanderten ein und 1769 zählte das Dorf schon wieder 153 Familien.

Der erste Britsch (Brütsch, Pritsch, Briz) war Hans Jacob Britsch, Sohn des Jacob Britsch in Ramsen (Ramsheim) im Kanton Schaffhausen. Dort gehörten sie schon im 15. Jahrhundert zu den alteingesessenen Geschlechtern. Als sich die Einwohner 1550 in einen katholischen und einen reformierten Teil spalteten, schlugen sich die "Brütsch" auf die Seite der Reformatoren/Calvinisten. Hans Jacob (*31.01.1613), heiratete 1637 Magdalena Erzinger. Mit ihr hatte er 8 Kinder. Als Säugling starben die Kinder Elisabeth (*1645 †1646), Jakob (*†1647), Jacob (*†1650), NN (*†1651, Name und Geschlecht unbekannt) und Catharina (*†1653).

Über Hans Jacob Britsch wurde 1663 in den Kirchenbüchern vermerkt: "welcher seine eheliche Hausfr. samt 7 Kindern in der Schweiz boshaftiger Weise verlassen und sich mit seines Vaters Magd, Anna genannt, davon gemacht u. seit der Zeit vorgeben, dass es seine Hausfr. wäre, auch bereits 4 Kinder mit ihr außer dem Ehestand geziehlet, deme das letzte Melchior gen. jetzt getauft wurde."

Mit der erwähnten Magd Anna Veronica (Nachname unbek.) hatte der andersweitig verheiratete Hans Jacob also schon zwei voreheliche Kinder (*1655 und 1657), als er sich in Stein als Hintersasse ansiedelte. (Hintersasse = Landleute, welche ohne geschlossene Güter, nur mit einem Haus, Garten oder einzelnen Feldern „angesessen“ waren.) Um 1660 wurde Britsch als "Maurer" bezeichnet und bezog Wohnung am Eckgrundstück am Marktplatz, der heutigen Königsbacher Straße 3.

Dort wurden 1659, 1661 und 1663 drei weitere Kinder geboren, die den Vermerk "vorehelich" im Register trugen. 1663 starb Hans Jacobs angetraute Ehefrau in der Schweiz und er konnte am 26.10.1663 die Mutter seiner unehelichen Kinder heiraten. Darüber ist im Kirchenbuch unter anderem vermerkt: "Weilen aber seine vorige Frau unter dessen im Schweizerland gestorben, hat er durch supplicieren mit dieser copuliert zu werden erhalten."

Es folgten drei weitere Söhne, geboren im heiligen Stand der Ehe, von denen der letzte, Hanß Martin (*1675) sich 1701 nach Bauschlott verheiratete und dort den Grundstock der "Britsch-Sippe legte".
Hans Jacob Britsch verstarb, 83jährig, am 16.06.1692 in Stein. Seine Frau Anna ist nur fünf Monate später, am 12.11.1693 im Alter von 59 Jahren "so an der Geschwulst gestorben".

Auch wenn der Pfarrer sich über die Sittenlosigkeit  echauffiert hat, brachte es der "vorehelich geborene" Sohn des Paares, Hanß Jakob (*1657 †1743) ziemlich weit. Nicht nur, dass er sich in Stein vier mal verehelichte und alle seine Ehefrauen überlebte, er wurde Bürger (Huldigung an den Markgrafen 1709 und 1738) und war 1709 als Anwalt und 1714 sowie 1717 sogar als Schultheiß aufgeführt.

Dass die Pfarrer in der Zeit mit ihren Kirchenbucheinträgen nicht zimperlich waren, zeigen weitere Einträge der Familie Britsch, so z.B. bei Hanß Jakobs Tochter Anna Maria (*1683), "welche den Soldaten nachgezogen bis sie endlich den Bauch gefüllt bekommen und hier genesen".

Immerhin hat sich von Stein aus das Britsch-Geschlecht rasch ausgebreitet und wurde auch in Bauschlott, Ölbronn, Öschelbronn, Büchenbronn und Wurmberg seßhaft. Allein in Pforzheim gibt es weit über zwei Dutzend Britsch-Namensträger. Und noch etwas gibt es über die frühen "Britsch" zu berichten: Sie erfreuten sich bester Gesundheit und viele starben erst im für damalige Zeiten sehr hohen Alter von über 80 Jahren.

 

Weiterführende Links:

Huber, Konstantin: Von Stein am Rhein nach Stein im Enzkreis.
Der Auswanderer Jakob Brütsch aus Ramsen und die Ursprünge der Familie Britsch
im Pforzheimer Raum vor dem Hintergrund des Migrationsprojektes „Schweizer
im Kraichgau und angrenzenden Gebieten nach dem Dreißigjährigen Krieg. In:
Genealogie 54 (2005), S.387-398.

eine leicht überarbeitete und illustrierte Fassung siehe hier:

Huber, Konstantin: Von Stein am Rhein nach Stein im Enzkreis.
Der Auswanderer Jakob Brütsch aus Ramsen und die Ursprünge der Familie Britsch
im Pforzheimer Raum vor dem Hintergrund des Migrationsprojektes „Schweizer
im Kraichgau und angrenzenden Gebieten nach dem Dreißigjährigen Krieg. In:
Familienforschung Schweiz. Jahrbuch 2005, hg. von der Schweizerischen
Gesellschaft für Familienforschung, S. 33-53

Online-Fassung via ancestry

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