header-default

Der Beruf des Schusters – Schuster in Stein

OB KW40 OGK 01221 fb
Bis 1764 wohnte hier am Marktplatz der Steuereinnehmer der Markgrafschaft. 1780 kaufte die Badische Regierung das Haus als „Fürstliche Steuereinnehmerei”. 1880 befand sich ein Kolonialwarenladen in dem Gebäude, danach führte Fam. Bauer darin den Steiner „Konsum“ und spätere Coop. Rechts befand sich die Schuhmacherei Friedrich Weinbrecht. FKSG 01221, Orig. Eva Bauer

Schuhmacher und Schuster sind die zwei gängige Bezeichnungen für ein und denselben Handwerker. Die Bezeichnung Schuster stammt aus dem mittelhochdeutschen „Schuochsuter”. Im Mittelalter war für den Schuhmacher auch die sich daraus ableitende Bezeichnung „Sauter” gebräuchlich, was wiederum die Herkunft des Familiennamens Sauter erklärt.

Kaum ein Beruf war bis ins 19. Jh verbreiteter als der des Schusters. Doch diese Überbesetzung des Handwerks bot keine gute Perspektive: Als Arme-Leute-Ausbildung kostete sie zwar wenig Lehrgeld, waren jedoch so überlaufen, dass die Gesellen hinterher fast unwillkürlich in die Arbeitslosigkeit entlassen wurden. In Stein z.B. gab es im Jahr 1815 mehr als 6 Schuhmacher. Viele konnten daher vom Handwerk alleine nicht leben sondern mussten sich mit der Landwirtschaft ein Zubrot verdienen. Die Schuster fertigten die Schuhe lange in Handarbeit an, doch aufgrund des technologischen Fortschritts im 19. Jh. konnten Schuhe nun überwiegend maschinell in Fabriken hergestellt werden. Der Beruf verlor ab ca. 1870 stark an Bedeutung. Viele Handwerker verlegten sich auf die Reparatur, der despektierliche Begriff des „Flickschusters” stammt aus diesem Zusammenhang. Doch schon zuvor zeigt sich die negative Wahrnehmung der Schuhmacherei: das Verb „schustern“ bekam schon im 17. Jahrhundert die umgangssprachliche Bedeutung „Pfuscharbeit machen“, besonders in zurechtschustern und zusammenschustern. Im 18. Jahrhundert entstand der Begriff zuschustern (heimlich zukommen lassen).

Und wie sah es in Stein mit den Schuhmachern aus?
Der erste in Stein erwähnte Schuster war Conradt Vätterlin (Vetter), Hintersasse und Schuhmacher im Jahr 1661, zwanzig Jahre später gefolgt von Michael Heckh, der von 1680 bis 1685 hier als Schuhmacher tätig war. Auch eine Frau war – ungewöhnlich für diese Zeit – vertreten: Anna Barbara (Nachname unbekannt), wurde als „die Schuhmacherin” im Taufbuch am 16.2.1698 zur Gevatterin (veraltet, Taufpate) eingesetzt. Als letzter wird Michael Morlock (*1844 †1920) bei seiner Heirat 1872 als Schuhmacher erwähnt.

Insgesamt sind im Steiner Familienbuch 64 Schuhmacher und Schuhmachermeister erwähnt. Darunter bekannte Steiner Sippennamen. Am meisten vertreten waren die Namen Gräßlin/Gräßle (ab 1748) 8x, gefolgt von Kaucher (ab 1680) 5x. Des weiteren Mayer/Meier (ab 1821) und Nothacker (ab 1802) je 4x; Bertsch (ab 1742) und Hottinger (ab 1837) je 3x. Je 2x vertreten sind Knappschneider (ab 1698), Kastner (ab 1725), Britsch (ab 1770), Mannsdörfer (ab 1815), Morlock (ab 1822), Kautz (ab 1824), Zoller (ab 1827) und Pfisterer (ab 1837). Auch die Namen Sauter (1798), Ruf (1815), Kopp (1818), Mößner (1818) und Haberkorn (1839) sind unter anderen vertreten, allerdings lediglich nur einzeln. (Da das Ortsfamilienbuch mit den Geburtsjahren um 1850 endet, konnten spätere Schuhmacher nicht berücksichtigt werden.)