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Die Plumpsklos im „FKSG-Häusle”

OB KW18 OGK 2433FKSG-02433. Die ausgeräumten Kabinen im Häusle vor der Restaurierung. Zwei davon werden als Abstellraum benutzt, das mittlere ist nachgebaut. (Foto: Uwe Kaiser).

Das erste Wassklosett (WC) wurde von Sir John Harrington 1596 in England gebaut. Es konnte sich nicht durchsetzen, denn seine Landsleute hielten es für einen schlechten Scherz. 1775 griff Alexander Cumming aus London die Idee des „eng­lischen Klosett“ wieder auf, lies es patentieren – und gilt seitdem als Erfinder des WC. Es sollte in Deutschland vor allem in ländlichen Gegenden bis nach dem 2. Weltkrieg dauern, bis die WCs Standard wurden. Solange waren Plumpsklos durchaus üblich.


… und das Klopapier? Die Römer nahmen die Finger und später einen Stock zur Hilfe, an dem ein kleines Schwämmchen befestigt wurde. Im Mittelalter wurden gerne Leinwandfetzen, Stroh oder Laub be­nutzt. Die Schwester des französischen Sonnenkönigs griff zu Schafswolle. Später wurden Zeitungen zum Abwischen benutzt.
Das erste kommerziell vertriebene Toilettenpapier kam erst Ende des 19. Jahrhunderts auf, doch in Deutschland sollte es bis 1928 dauern, bis der schwäbische Unternehmer Hans Klenk für sein Produkt „Hakle” warb. Das neue Klopapier war zwar aus Krepp, aber die Hakle-Rolle hatte 1.000 Blatt. Allerdings wurde in Deutschland in Mangelzeiten (den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs und den ersten Nachkriegsjahren) Zeitungen in kleine Blätter oder Streifen zerschnitten, an einer Ecke gelocht und mit einem Bindfaden an einem Nagel aufgehängt oder direkt auf einen Haken gespießt. Als Alternative gab es nach oben offene Holzkästchen, die an der Wand angebracht wurden und mit dem passend geschnittenen Zeitungspapier gefüllt wurden.

OB KW18 OGK kloDas FKSG-Häusle verfügte über drei originale histo­rische Plumpsklos. Sie dienten den Kindern, aber auch den Diako­nissen und Bewohnern des Obergeschosses als Abtritt. Mit Aufgabe des Kindergartens 1952/53 und dem Einbau eines Badezimmers wurden die Plumpsklos nicht mehr benutzt, die Löcher verfüllt und die ursprüngliche Einrichtung entsorgt. Eines der Plumpsklos wurde von uns wieder orginalgetreu hergerichtet. Wir ersteigerten dafür einen rund 100 Jahre alten Plumpsklodeckel, der aufbereitet wurde. Dann wurde der „Sitz” in der Kabine nachgebaut, inklusive Loch und „Fallrohr”. Auch in unserem renovierten historischen Plumpsklo im FKSG-Häuschen wurde bis zuletzt Zeitungspapier benutzt – viele Steiner erinnern sich noch heute sehr ungern daran. Bei der Restaurierung wurde ein Haken gebogen, um die Zeitungsstreifen daran aufzuspießen. Um Autenthizität bemüht, haben wir extra eine Original-Zeitung von 1938 zerrissen und aufgehängt. Unserem Kenntnisstand nach sind dies die einzigen historischen Plumpslos auf Gemeindegebiet, die erhalten wurden.

FKSG-0000, Das Innnere des Plumsklos nach Erzählungen und Vorgaben wieder aufgebaut. (Foto: Uwe Kaiser)

Steiner Verhältnisse um 1850

HuberKreisarchivar Konstantin Huber beim Grußwort zur Einweihung des "FKSG-Häusle" am 23. April 2017

In seinen Grußworten bei der Einweihung des "Häusle" beschreibt Kreisarchivar Konstantin Huber, der auch die Glückwünsche des Landrates mitbrachte, die Situation im damaligen Stein folgendermaßen:
Als der Oberamtmann 1850 die Gemeinde besuchte, gab er die vorgefundenen Zustände zu Protokoll. Er bezeichnete den Hauptübelstand in der Gemeinde als "eine sittlich sehr verwahrloste und verwilderte Jugend und mehrere wilde Ehen."

Im darauf folgenden Jahr führte er eine weitere Visitation durch und berichtete: "In sittlicher, religiöser und politischer Beziehung ist Stein die verwahrloseste und schlechteste Gemeinde des Amtsbezirks." Ein weiteres Jahr später hat er sich "mit Vergnügen davon überzeugt, dass sich die Zustände zusehends verbessern und dass, wenn die Verhältnisse sich fernerhin günstig gestalten die hiesige Gemeinde bald schon das erfreuliche Bild eine geordneten und gesitteten Gemeinde darbietet." Und 1853 steht schon zu lesen: "Der Bettel hat so ziemlich aufgehört, vom Lotteriespielen will man hier nichts mehr wissen, ebenso wenig vom starken Branntweintrinken, indem die Schnapslumpen fast alle nach Amerika befördert worden sind." Dabei zielte Huber auf die 1852 stattgefundene mehr oder wenig freiwillige Auswanderung von 176 Steiner Bürgern ab. Immerhin heißt es 1857 noch: "Die Stimmung der Bürgerschaft ist in politischer Hinsicht nicht zu tadeln, sonst aber bei der Rohheit und Frivolität der Gemüter nicht zu loben."


Diese unerfreuliche Situation hat sich mit Bau der damaligen "Kinderverwahranstalt" und späteren Kinderschule, in deren ehemaligen Räumen sich das Vereinsheim des Freundeskreis heute befindet, nochmals gebessert. Hat doch die darin stattgefundene streng christliche Kindererziehung verhinderte, dass Stein weiterhin eine "sittlich verwahrloste" Jugend bekam.

 

Vom Steiner Wollhandel und Spinnereien

OB KW25 04408 fbViele Jahre nach dem Höhepunkt des Steiner Wollhandels: Ein Zweigverein des badischen Frauenvereins auf einer Aufnahme um 1901 vor dem Pfarrhaus. Der Badische Frauenverein hatte in Stein „Spinnkurse“ durchgeführt.
FKSG-04408, Steiner Heimatbuch, Herkunft unbek.

An Ostern 1403 erlebte der markgräfliche Ort Stein schwere Tage. Bernhard I. von Baden geriet mit König Ruprecht von der Pfalz in Streit, die Auswirkungen davon bekam der Flecken Stein zu spüren. Zum ersten Mal in der Geschichte erlebte der Ort mächtige Feinde vor seinen Toren, denn die Pfälzer belagerten die Festungsanlage. Diese war so gut gesichert, dass die Pfälzer sie nicht einnehmen konnten. Aus Rache steckten sie jedoch das Badhaus und die Dorfmühle in Brand. Beide Gebäude wurden dabei erstmals urkundlich erwähnt.

Danach erlebte Stein einen wirtschaftlichen Aufschwung. Ab 1404 hatten die Markgrafen im Ort eine eigene Zollstation eingerichtet und ab 1490 wird der Steiner Markt erwähnt. Stein hatte demnach das so wichtige Marktrecht erhalten und entwickelte sich zu einem bedeutenden Marktflecken.

Landwirtschaftlich war neben Ackerbau die Schafhaltung von großer Bedeutung, Stein wurde zum Mittelpunkt des Wollhandels im Pfinzgau. 1527 wurde in Stein, in der heutigen Keltenstraße, eine Woll­waage aufgestellt und die gesamte Wollerzeugung des Steiner Amtes wurde Pforzheimer Tuchmachern zugeteilt. Die Wollerzeugung nahm im Laufe des Jahrhunderts solche Ausmaße an, dass die Wolle auch nach Bretten und anderen Orten verkauft werden konnte. So wird z.B. im Jahre 1603 berichtet, dass ein in Frankenthal ansässiger Hol­länder den gesamten Wollertrag des Amtes Stein aufkaufte. Auch der mit der Wollerzeugung zusammenhängende Erwerbszweig der Spinnereien erlebte einen ungeahnten Zuwachs. Um 1570 waren in den Dörfern um Pforzheim mehr als achthundert "Spinnerinnen" für das Tuchmachergewerbe tätig. Mit der Einführung der Baumwolle auf dem europäischen Markt im 18. Jahrhundert sank die Nachfrage nach Schafwolle wieder und die Schafhaltung in Stein und Umgebung wurde nahezu aufgegeben.

Unter <2737> im Ortsfamilienbuch ist als einzige "Spinnerin" eine Catharina Ströbler aufgeführt: "aus dem Württemberger Land gebürtig, beerdigt in Stein am 22.04.1751, eine arme Witwe, welche sich mit Spinnen genähret." Der einzelne Eintrag mag daran liegen, dass das Verspinnen von Wolle zu Garn meist von den weiblichen Familienmitgliedern gemacht wurde und nicht als "Beruf" galt. Eine Handspindel oder ein Spinnrad befand sich lange in fast jedem Haushalt. Die erste fabrikmäßige mechanische Spinnerei auf dem europäischen Festland wurde erst 1783 gegründet.

 

Wie Stein beinahe eine Stadt wurde

OB KW20 OGK 03143 rathDas Steiner Rathaus im Jahr 1912 mit Fachwerkputz. FKSG-03143, Landesamt für Denkmalpflege, Karlsruhe.

Anfang des 19. Jahrhunderts fanden Verhandlungen mit der großherzoglich badischen Regierung statt, Stein in die Kategorie der Städte aufzunehmen.

Vorangegangen war die Überlegung der großherzoglichen Regierung im Jahre 1807, die Ortschaften mit Sitz eines Amtes oder Oberforstamtes, zur Stadt zu erheben. Da Stein schon lange Amtssitz war und noch länger Marktrechte besaß, stand es in der Liste der für eine Erhebung zu Städten in Frage kommenden Ortschaften – ebenso wie Königsbach. Die Aussicht, Stadt zu werden, wurde von der hiesigen Bürgerschaft lebhaft begrüßt. Das Oberamt führte im Juli 1808 eine Befragung der Bürgerschaft durch. 171 Bürger wurden „viritim“, d.h. „Mann für Mann“ befragt, wie sie sich zu diesem Plan stellten. Nicht einer erklärte sich dagegen.

Das hierüber aufgestellte und der Regierung zugeleitete Protokoll nimmt auch Stellung zu dem Plan, den Nachbarort Königsbach zur Stadt zu erheben. Es wird argumentiert, dass Stein viel eher als Königsbach den Anspruch auf Stadtrechte erheben könne, da es nicht nur Sitz mehrerer großherzoglicher Behörden sei, vier Tore habe und ein altes Recht zur Abhaltung eines jährlichen Vieh- und Krämermarktes, sondern auch wesentlich mehr Steuern zahle als Königsbach. Einen Monat später wiederholt Schultheiß Faßert und Anwalt Klotz in einem Schreiben an die großherzogliche „hochpreisliche“ Regierung die Bitte der Bürgerschaft um Stadtrechte. Zur Begründung wird u.a. ausgeführt, dass die Anwesenheit der großherzoglichen Behörden in Stein auch mancherlei Beschwerden mit sich bringe, weil „mancher Gang und manche Fuhre“ getan werden müsse, wovon andere Oerter befreit seien.

Wörtlich heißt es in diesem Schreiben weiter: „So mußten wir ferner erst diesen Winter, da die öffentliche Sicherheit durch herumziehende Räuberbanden sehr gefährdet, und mehrere verdächtige Personen beigefangen und gefänglich dahier eingezogen wurden, alle Nacht beständig 12 Mann blos um die Gefängnüße und Beamtenwohnungen patroulliren, und eine starke Wacht auf dem Rathaus sein, was auch eine große Beschwerde für die hiesige Gemeinde war, und sie daher einiger Begünstigung in dieser Hinsicht wohl würdig machte." Der Papierkrieg, der sich nun zwischen Stein, Königsbach und Karlsruhe erhob, nahm immer mehr den Charakter eines Konkurrenzkampfes zwischen den beiden Nachbargemeinden an.

Von beiden Seiten wurden alle möglichen Gründe angeführt, die gegen eine Erhebung des Nachbarortes zur Stadt und für die eigene Gemeinde sprachen. Stein führte u.a. an, dass der Wein in Königsbach viel billiger sei als in Stein und den anderen umliegenden Ortschaften, weshalb von weit und breit die Leute nach Königsbach strömten, um sich dort zu betrinken. Dadurch rückten die Königsbacher Wirte und Krämer in die Reihe der „Capitalisten und Handels-Leute“ auf, während die Steiner Geschäftsleute ein „Opfer der Armut“ würden. Außerdem sei die Handhabung der Gesetze in Königsbach viel weniger streng als in Stein, wodurch Königsbach die „Freystadt vieler policeywidriger Handlungen“ geworden sei. Es sei eine erwiesene Tatsache, daß fast alle in der Umgegend vorgefallenen Excesse ihren Ursprung in Königsbach hätten, während die Bewohner von Stein jederzeit rechtschaffene und treue Untertanen gewesen seien.


Viele der angeführten Argumente entsprangen lediglich dem Lokalpatriotismus der beiden Gemeinden, die Beweiskraft fehlte. Daher endete der erbitterte Kampf der Rivalen am 16. September 1808 mit dem Beschluß: „Sr. Königl. Hoheit haben wegen Erhebung der beiden Marktflecken Stein und Königsbach zu Städten die höchste Entschließung dahin erteilt, daß dieses Gesuch nicht stattfindet, diese Marktflecken aber bei ihren bisherigen Gerechtsamen, wodurch sie sich vor vielen andern Dorfgemeinden auszeichnen, belaßen werden sollen.“

 

Geschichte der Höfe links neben der Domäne-Verwaltung (Marktplatz 16/16a)

OB KW28 OGK 02895FKSG 2895, Original im Generallandesarchiv Karlsruhe
Ortsplan von 1821. 1. beschriebenes Anwesen. Gegenüber Kalbsmarkt und 2. Rathaus (bis 1550), 3. Pfarrhaus (1800-25), 4. Domäne Verwaltungsgeb. (bis 1763), 5. Rathaus (ab ca. 1550), 6. Amtsdienerhaus.


Anfang des 16. Jahrhunderts war die Ostseite der Burg, direkt an der Schloßmauer und Schloßgraben, weniger bebaut. Die westliche Seite wurde bevorzugt, bot sie doch durch das die Straße absperrende Tor mehr Schutz. Zudem waren die Grundstücke auf der westlichen Seite und im "Kloidörfle" größer, die jährlich zu zahlende Sondersteuer (Sicherheitssteuer) allerdings auch höher.

Das Anwesen direkt im Anschluß an das Verwaltungsgebäude der Domäne war 1521 in zwei Höfe aufgeteilt, die aber zusammen gehörten. Es war jahrzehntelang das erste Anwesen auf der Ostseite, im Schutz der Burgmauer und des Burggeschützes, sowie des Torhauses (Wohnhaus des Torwärters des Schlosses) und des Brückentors. 1521 ererbten die Brüder Michael und Wendel Becker die Höfe von ihren Eltern. Auf den ältesten Sohn Michael war Haus, Scheune und Hof eingetragen. Er bearbeitete 44 Morgen Äcker und 3,5 Morgen Wiesen. Wendel erhielt lediglich das Haus, das näher am Verwaltungsgebäude der Domäne lag. Michael Becker musste an die Markgrafschaft für beide Teile eine Sondersteuer (Sicherheitssteuer) entrichten, obwohl der Hof geteilt war und nun zwei Besitzer hatte. Zwei weitere Becker sind in der Zeit noch benannt. Ein Hans Becker, der jedoch auf dem Straßenwart Holsteinshof hauste und ein Max Becker, von dem weiter nichts bekannt ist. Im Jahr 1550 wird Stefan Becker erwähnt, Sohn des Michael Becker und Gemeinderat. Er verkaufte 1568 den elterlichen Hof, um einen größeren zu erwerben. Ab dem Zeitpunkt verschwindet der Name Becker aus dem Steiner Namensverzeichnis. Leider ist über diese Sippe Becker nichts im Ortsfamilienbuch Stein zu finden.

Ab ca. 1526 sind die ersten Juden in Stein verzeichnet. Die Geschichte der jüdischen Bevölkerung zu der Zeit ist weitreichend bekannt. Sie lebten meist als Schutzbefohlene der Landesherren in den Städten, isoliert in eigenen Wohngebieten und umgeben von einer ihnen feindlichen durch das Christentum geprägten Bevölkerung. In den Dörfern waren sie lange kaum angesiedelt. Grundbesitz und Handwerk sowie teilweise auch Handel wurden ihnen weitgehend verboten; sie waren hauptsächlich als Geldleiher geduldet. Dennoch wohnte der Jude Bonus, dessen eigentlicher Name Bonam Baruch, des Juden zu Durlachs Sohn war, in Stein. Er bekam nach einer noch vorhandenen Urkunde (Durlach, 6.12.1566) von der markgräflichen Regierung das Recht, sich 6 Jahre lang, ab 1566 bis Martini 1573, in Stein niederzulassen. Eine Wohnung wurde ihm im kleineren, dem Forsthaus nächstgelegenen Hof zugewiesen. An seinen Aufenthalt war die Bedingung geknüpft, keinem der Leute „auf Wucher zu leihen”, sondern ehrlich und redlich zu hantieren und zu handeln. Das alles unter Androhung schwerer Strafe und der weiteren Forderung, beim Markgrafen jährlich 28 Gulden Tribut zu bezahlen. So zog der „Jud Bonus”, wie man ihn in Stein hieß, in das Haus. Nicht umsonst wurde ihm gerade diese Wohnung angewiesen, lebte er dort doch unter den Augen der herrschaftlichen Vögte und konnte zwecks Geldverleihs zugleich ohne gesehen zu werden von seiner Wohnung ins markgräfliche Schloß (Wohnung des Vogts und Amtmannes) gehen.

01095 fbFKSG-01095, Original von Renate Schmidt
Das Anwesen der Maß-Schneiderei Otto Fuchs, Marktplatz 16 im Jahr 1932/33. Links die dazu gehörende damalige Scheune, auf der „Staffel” Renate Schmidt geb. Fuchs, daneben ihre Mutter Lina geb. Kautz. Bemerkenswert auch der noch unverdolte Bach entlang der Straße.

1568 werden im zweiten Teil der Höfe zwei Brüder als Inhaber angegeben, wobei einer davon noch einen weiteren Wohnsitz hatte. Im Steiner Lagerbuch wurde er Matthis Sundheim genannt, er hieß allerdings Matthis Thormann und stammt aus Sundheim bei Kehl, der andere hieß Georg und wurde Jerg genannt. Der Ältere hatte sich 1568 in Stein mit der Witwe Ursula Fink geb. Küner  verheiratet, deren Mann Endris Fink schon Jahre zuvor verstorben war. Der jüngere Bruder wohnte bis 1573 auf dem unteren kleinen Hof, danach werden ihre Namen nicht mehr genannt.
Es folgte der 30jährige Krieg (1618-1648) mit all seinen Grausamkeiten und Zerstörungen. Auch das beschriebene Anwesen war im Krieg zerstört worden.
Besitzer nach dem Krieg war demnach Georg Kaucher, (laut Ortsfamilienbuch Hanß Stephan Kaucher, Ratsverwandter und gleichzeitig Besitzer des Gasthauses zum „Löwen”, verh. 1649 mit Anna Maria. Er starb 1699 mit 84 Jahren) Aber während das Nachbarhaus (Domäne) lange ein Trümmerhaufen blieb, versuchten Kauchers die Trümmer zu beseitigen und eine neue Wohnstätte zu schaffen. Kauchers Sohn Hanß Georg (Jerg), 1650 geboren, verheiratete sich 1674 mit Anna Maria Margareta Seitter und zog 1706 in den Neubau ein. Er starb 1710. Seine Witwe überlebte ihn um 13 Jahre (laut OFB um 17 J.) und war noch im Jahr 1718 als Inhaberin im Lagerbuch eingetragen.

Noch im Jahr 1700 verzeichnete eine Spezialakte beim Generallandesarchiv in Stein lediglich 39 Hausbesitzer. Der Wiederaufbau des Ortes nach dem 30jährigen Krieg war nur durch Zuzug von auswärtigen Familien möglich, zu hoch waren die menschlichen Verluste. So zogen neue Familien nach Stein und erhielten Bürgerrecht. Im Jahr 1682 kamen von Huchenfeld drei Brüder Morlock, aus Eisingen die Familien Bauer, Frey, Karst, Klotz, Kunzmann, Lindenmann, Mößner und Nothacker. Die Familien Dill und Kälber kamen aus Eutingen, aus Wössingen die Famile Weinbrecht, Hottinger aus Gernsbach, Gassenmeier aus Linzingen, Kusterer aus Unterreichenbach, Kauz aus Ispringen, Faßler aus Tiefenbach/Württ., Zipse aus Egringen bei Lörrach, Burger aus Heimingen, Britsch aus der Schweiz und Fuchs aus Tirol. Sie alle halfen mit, aus den Trümmern der Häuser und aus den verwüsteten und zu Wäldern verwachsenen Äcker wieder menschenwürdige Wohnstätten und blühendes Kulturland zu machen.

Unser beschriebenes Anwesen hatte 1731 Hans Jergs Sohn Sebastian Kaucher (*1688 †1756, verh. Anna Margharetha Britsch, *1695 †1766), zusammen mit seinem Schwager, Schuhmacher Hanß Jakob Knappschneider (*1699, †1752, verh. Ann Magdalena Kaucher *1697 †1774) übernommen. Im 18 Jh. wurde allgemein die Häusernummerierung durchgeführt und das Gebäude bekam die Hausnummer 31. Fast hundert Jahre später ist in einem Ortsplan von 1821 aus dem Generallandesarchiv ein Christoph Morlock als Besitzer verzeichnet. Es könnte sich hierbei um den Metzgermeister Christoph Morlock (*1751 †1818, verh. Christina Kaucher *1779 †1808) oder/und dessen Sohn Johann Christoph (*1780 †1864, verh. Augusta Kaucher *1781 †1857) handeln. Weitere verlässliche Unterlagen sind nicht mehr vorhanden. Am 13. Mai des Jahres 1827 war in Stein ein gewaltiges Hochwasser. In der großherzoglichen Domäneverwaltung, wo sich die Registratur befand, waren alle Räume mit Schlamm angefüllt. Papiere, Urkunden und Aufzeichnungen wurden davon bedeckt und somit nicht mehr verwendbar. Hier verliert sich die Auflistung der Hausbesitzer.

Bei der Einführung der straßengebundenen Nummernvergabe Mitte des 19. Jh. erhielten die Häuser die Bezeichnung Marktplatz 16 und 16a. Im Jahr 1930 erwarb Schneidermeister Otto Fuchs das Haus von einer Familie Lamprecht. Er richtete darin seine Maßschneiderei ein.