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Kleiner Ausflug in unsere Kirchenbücher – u.a. der Säckler Halbrock

Aus einem Kirchenboten von 1913, Pfarrer Leichtlen.


Unser ältestes Kirchenbuch ist kein dickes Buch, sondern eher ein kleines Büchlein, säuberlich in Pergament und buntes Papier eingebunden. Seine Einträge umfassen auch nur die Jahre 1695 bis 1704, versetzen uns also in die Wende des 17. Jahrhunderts und in die Zeit nach dem 30jährigen Krieg, unter dem auch unsere Gegend schwer zu leiden hatte.


In den Wirren der Kriegszeit sind wohl auch in unserem Ort, wie das in den Nachbarpfarreien geschehen ist, die älteren Kirchenbücher verloren gegangen. Söllingen macht hier eine Ausnahme. Es besitzt ein Kirchenbuch, das bis zum Jahre 1614 zurückreicht. Aber trotzdem finden wir im Kichenbuch für unsere Forschung sehr interessante und manchmal auch kuriose Informationen:
Vom Jahre 1697 bis 1703 wurden 154 Kinder geboren, also durchschnittlich 22 im Jahr. Mehr als 600-700 Einwohner dürfte Königsbach um 1700 kaum gezählt haben. Aus den Einträgen geht auch hervor, daß nur drei Wirtschaften vorhanden waren: das "Lamb", das "Rößlin" und der "Ochsen". Diese dürften aber gerade ausreichend gewesen sein, um das Bedürfnis einer Einwohnerschaft in der oben genannten Stärke zu bedienen.


Einer der ersten Namen im Kirchenbuch ist Johann Heinrich Friedrich Lutzen. Der Mann war Soldat, Sohn eines Hauptmanns. Er wurde am 4. Dezember 1695 begraben. Vielleicht stand dieser Hauptmann dem hiesigen preußischen Werbebüro vor? Daß ein solches hier vorhanden war, geht aus Einträgen späterer Jahre hervor. Königsbach war zum Teil "Anspachisches Lehen" und deshalb waren hier durchaus preußische Offiziere und Korporale anzutreffen.


Folgende Namen sind ganz vorne im Kirchenbuch vertreten: Lamprecht, Heinrich, Heyd, Krauß (von "Treiß"), Gfäller (Föller?), Taxer, Bartsch; Gonsel, Zoller, Weigel, Schieblin (Scheible? Schübelin?), Schäfer, Jung, Adam, Schwender, Kastner (Schmied), Wingert, Fränklin (Fränkle), Grosmüller, Kammerer, Österle, Gräßlin (Gräßle), Taucher, Knodel, Trautz, Reichenbacher, Schaudt, Mayer, Scheuerling, Kieselmann, Wentz, Kautz, Mall, Kratt, Kreyel (Krail), Goller, Schlupp, Kohler, Tauscher (Teuscher) Schwegler, Keyser (Kaiser), Würtz (Würz), Weniger, Kintzel, Kietzinger, Kuntzmann. Von diesen Familiennamen sind nicht mehr alle im Ort vertreten. Sie sind entweder ausgestorben oder verzogen. Doch die meisten sind als "Ur-Kenschbacher" noch immer in der Gemeinde vertreten.


Von 1705 ab tauchen viel neue Namen auf, z.B. Johannes Wantz (Wöntz, Wenz) aus Barr im Elsass, ein Gerhard in "Treiß", ein Krämer Stutz und ein Mäusefänger aus dem fernen Fricktal haben sich hier niedergelassen. In der "Cante" waltet ein Metzger Becker und ein "Löwenwürth" taucht auf. Bei den Eintragungen steht, ob die Bürger markgräfische oder edelmännische Untertanen waren. Und noch etwas ist interessant: Sittliche Verfehlungen wurden mit "biblischer Deutlichkeit" in den Taufeinträgen bezeichnet und als Sünde gekennzeichnet. So manches Kind hat die Bemerkung "aus frühem Beischlaf" im Eintrag stehen.


Über die Herkunft verschiedener Familien gibt das Kirchenbuch auch Auskunft. Am 30. Dezember 2015 waren es 220 Jahre, daß der „v. St. Andréschen Beisaß und Seckler (Säckler = urspr. Beutelmacher, später Hersteller von Lederwaren) Johann Friedrich Halbrock Sohn des Johann Gottfried Halbrock, Handschuhmacher in Zerbst (Sachsen-Anhalt) sich mit Regina Salome Keßler (Kessler), Wittwe des Freiherrlich v. St. Andrèschen Beisaßen und Secklers Dietrichs in Königsbach verheiratet hat. Seitdem gibt es im Ort die Familie Halbrock. Der damals trauende Pfarrer Johann Balthasar Herbstes, bekam für die Proklamation nach damaligem Satz "12 Kreuzer, für die Kopulation 1 Gulden und außerdem ein Naßtuch, 3 Pfd. Flachs, 1 Maaß Wein und 1 Leiblein Brot". Gut und dauerhaft mögen die Lederhosen gewesen sein, die der junge Ehemann für die Königsbacher gefertigt hat. Ob noch eine davon irgendwo im Schranke hängt darf nach so langer Zeit bezweifelt werden.