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Ortsbeschreibung 1894  |  Hauptlehrer Sigmund  |  Teil 2 - Taufe und Konfirmation

OB KW34 OGK 02492fbFKSG-02492, Die Eltern Luise (geb. Scherle) und Wilhelm Bräuer (Postillon) mit den Kindern (v.li) Wilhelm (Bäcker), Luise (verh. Knebel), Daniel, Emilie (verh. Bürck) und Hans. Das Foto entstand 1917, wahrscheinlich zur Taufe der jüngsten Tochter Luise. Original Luise Knebel †.

Sigmund überliefert uns auch Bräuche über die Taufe und die Konfirmation: Die Kinder kommen vom Storch und vom Kindlesbrunnen (Nicht mehr existenter Brunnen in der Schlossbergstr, in Höhe des Aufgangs zum Steinhaus/Burg/Wasserbehälter). Männliche und weibliche, eheliche und uneheliche Kinder werden gleich behandelt.

Das war nicht selbstverständlich. Im 19. Jahrhundert hatte zwar ein uneheliches Kind im Verhältnis zur Mutter die gleichen Rechte wie die ehelich geborenen, aber eine Gleichstellung im Verhältnis zum Vater war nicht gegeben. In - meist streng katholischen - Dörfern begleitete der Makel der unehelichen Geburt das Kind ein Leben lang. Auch äußerte sich der Pfarrer im Geburtsregister oft abfällig über die außereheliche Geburt. Beispiele dafür finden wir im Ortssippenbuch beider Gemeinden.

Die Taufe, in der Kirche oder Zuhause gehalten, wird meistens festlich im Haus begangen. Die ganze „Freundschaft” (Verwandschaft) erscheint dazu. Butter und Käsebrot mit Bier und Wein. Extra wird ein „Taufbrot” gebacken.

Anmerkung: Der Brauch des Taufbrots war seit dem 14. Jh.  bekannt. Es war ein figürliches Gebäcks in Form eines Männleins oder Weibleins, das den Taufgästen gereicht wurde. Später buk man nur noch Taufbrot, in welche die Initialen des Täuflings eingeprägt waren. Dem Volksglauben entsprechend legte man dem ungetauften Neugeborenen – zumindest während des Taufgangs – Brot als Schutz gegen böse Geister ins Tragekissen.

Erster Ausgang der Wöchnerin in die Kirche. Dann folgt der Text eines Wiegenliedes in Anlehnung an eine alte Volksweise: Schlaf, Kindlein, schlaf / im Garten laufen Schaf / die schwarzen wie die weißen | die wolln mein Kindlein beißen / schlaf, Kindlein, schlaf.

OB KW34 OGK 01332fb

Über die Kinder und die Konfirmation erzählt Sigmund folgendendes: Die Kinder besuchen regelmäßig die Schule. Schulfeste gibt es eigentlich nicht, nur bei Großherzogs Geburtstag. Konfirmation ist getrennt: Judika Prüfung (vorletzter Sonntag vor Ostern), Palmsonntag Einsegnung (Sonntag vor Ostern). Jetzt modern: Knaben Strauß fein an der Bust, Mädchen Kränze. An Verwandte und Bekannte werden an Judika eine Unmasse Brezeln verschenkt. Frühere Tracht bei den Knaben: Cylinderhüte mit Sträußlein, von den Mädchen geschenkt.

 

FKSG-01332, Konfirmanten mit Pfarrer Walter Brandl um 1920, Jahrgang um 1906/1907. Original Renate Schmidt.