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Die Ortsrufanlage in Königsbach und Stein

1950 05 13 s15 Maikaefer

Ein Klick auf den Lautsprecher und Sie hören die Ansage von Bürgermeister Ruf vom Dezember 1966.

Wenn aus den weit über hundert Lautsprechern in Königsbach und Stein die „Fanfare“ erklang, dann wussten die Einwohner des Dorfes, was gleich kommen würde: eine „Bekanntmachung“ von der Gemeindeverwaltung. Mehrmals die Woche griff der Rathausmitarbeiter zum Mikrofon und sagte die aktuellen Bekanntmachungen durch, wer verstorben war und wann die Beerdigung stattfand, dass jemand im Dorf etwas verloren oder gefunden hatte und auch betagte Mitbürger bekamen zum Geburtstag über die Rufanlage „im Namen des Dorfes“ gratuliert. Der Geschichte der Ortsrufanlage sind wir nun nachgegangen.

Vor den 1950er Jahren war die Aufgabe der Verbreitung von Neuigkeiten und amtlichen Verkündungen die Aufgabe des Ausschellers, so genannt aufgrund der mitgeführten Glocke, mit denen er die Bürger zu sich rief. Er war eine feste Institution, die als Autoritätsperson eine wichtige Funktion ausübte und in der Regel noch als Gemeinde- oder sogar als Polizeidiener tätig war.

In Königsbach waren z.B. als „Büttel“ im Ortssippenbuch aufgeführt: 1669 Georg Christoph Chor <610>; 1697 Hanß Ludwig Mall <3384>: 1703 Anton Grün (1703-09) <1709>; 1749 Hanß Michael Kißelmann <2594> und als Ortsdiener 1835 Johannes Vogt (-†1837) <5309>; 1841 Daniel Gaßler (1841-47) <1412>, 1851 Johannes Vogt (1851-60) <5325>; 1860 Georg Adam Zachmann (1860-63) <5790>; 1862 Philipp Jakob Schöner <4657>; 1866 Chistian Fränkle (1866-69) <1268>; 1866 Jacob Friedrich Knodel <2721>; 1894 Philipp Lamprecht, <3166>.

Laut Steiner Ortsfamilienbuch dienten als „Büttel“: 1658 Zoller, Adam <3007> bis 1670; 1669 Finckh, Christoph <625>; 1669 Schwebel, Ruprecht <2570> bis 1670 Büttel im Schloß; 1672 Frischaupt, Johannes <686> ; 1683 Ruff, Hanß Martin <2310>; 1686 Zoller, Caspar <3008> bis 1692; 1701 Schmidt, Michael <2449> bis 1702; 1716 Gerber, Isaac <793>; 1725 Burger, Hanß Philipp <357> bis 1727. Als „Amtsdiener“ oder „Amtsbote“ (Stein war ja ein markgräfliches Amt) sind aufgeführt: 1734 Weinstein, Johann <2861> ; 1742 Seiter, Heinrich <2622> bis 1744 Amtsbote; 1753 Teufel, Johann Conrad <2754> bis 1757; 1765 Mayer, Johann Eberhard <1864> bis 1789; 1784 Ruppert, Johann Philipp <2326> ; 1792 Huf, Ludwig Christian <1089> bis 1793; 1810 Hofer, Gottfried <1019> bis 1818.

Da das Königsbacher Ortssippenbuch um 1900 und das Steiner Ortsfamilienbuch schon um 1850 endet, sind die Boten ab da nicht mehr nachvollziehbar.

In den meisten Gemeinden im Südwesten Deutschlands wurde die Aufgabe der „Ausscheller“ vom sogenannten „Ortsfunk“ übernommen. Als Erfinder und erster Installateur gilt der Elektromeister Wilhelm Glaser. Er installierte die erste Nachrichtenanlage am Hauptbahnhof Karlsruhe und in seinem Wohnort Untergrombach 1939 die erste Ortsrufanlage. Offensichtlich fehlten ihm Geld und Zeit, ein Patent anzumelden. Er soll aber, der Bedeutung der Erfindung entsprechend, im Berliner Reichspropagandaministerium empfangen worden sein. Die Weiterentwickung und den Vertrieb der Ortsrufanlagen im großen Stil übernahmen dann u.a. die Firmen Philips Valvo oder Siemens und sandte Prospekte in nahezu alle badischen Gemeinden.

Fortsetzung folgt.