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Die Zigelbrennerei in der Wössinger Straße (heute Keltenstraße)

Ziegelbrennerei 01043FKSG-01043, Original von Helmut Hottinger (†)
Ein Bild der alten Ziegelbrennerei/Ziegelhütte, vor dem zerstörenden Brand 1936.

Die Geschichte der Ziegelherstellung ist ebenso alt wie die der Hochkulturen. Die ältesten gebrannten Ziegel sind vom 3.-4. Jahrtausend v. Chr. und wurden in Kreta und dem Zweistromland ausgegraben. Von dort breitete sich die Ziegeltechnik über den gesamten Mittelmeerraum aus.

Einen großen Aufschwung nahm die Ziegelherstellung während des römischen Iziegelbrennerei 01045mperiums. Mit den Römern gelangten die Ziegel nach Germanien und im Mittelalter wurden aufgrund von Brandkatastrophen vielfach per Dekret verordnet, die übliche Dachdeckung mit Stroh, Schilf oder Holzschindeln durch Ziegel zu ersetzen. Im 13. Jh kam ein neuer Baustil aus Frankreich, der Gotik, und führte zur Entwicklung des so genannten Backsteins.

FKSG-01045, Original von Helmut Hottinger (†) Foto rechts
Arbeiter brachten mit Schienenwagen den Lehm von der Grube am Wannenberg in die Ziegelei.


Bis ins 19. Jh änderte sich nichts Wesentliches mehr in Bezug auf Ziegelform und Ziegelherstellung: Sie wurden nach wie vor mit der Hand geformt und im Kammerofen gebrannt – unter anderem zu Backsteinen, Hohlziegel oder Biberschwanzziegel. Dann erfasste die „Industrielle Revolution“ auch das traditionelle Ziegelwesen. Maschinen übernahmen mehr und mehr die Handarbeit des Zieglers, die traditionelle Ziegeleien verschwanden. 

Die Standorte von Ziegelhütten lagen meist nahe am Rohstoffvorkommen. Auch Stein hatte eine "Loimegrub" am Wannenberg, zudem lieferte die waldreiche Umgebung das notwendige Brennmaterial. So ist auch der Standort der alten Ziegelei oberhalb der Kirche zu erklären.

ziegelbrennerei 01037

In der Badische Heimat, Heft 2/1970 schreibt Karl Hillenbrand aus Pforzheim über die Ziegler der Pforzheimer Gegend und ihre Kunst. Er erwähnt darin die markgräfliche Ziegelei in Stein, die als Erblehen vergeben wurde. Pächter war 1521—1539 Michael Ziegler, von 1573-1581 Aberlin Bolzner, 1583 Hans Weber, 1613 Hans Pfister, 1667-1670 Veit Au, 1680-1695 Johannes Süss, 1696—1724 Philipp Kalkthaler, 1721 Simon Lindner, 1722—1756 Hans Peter Kapferer, spziegelbrennerei 04039äter drei Generationen Lindner und andere. Der letzte Ziegeleibesitzer hieß Schuhmann. 1936 zerstörte ein Brand die Ziegelei.

 

FKSG-01037, Original von Helmut Hottinger (†) Foto links
Die Anlage im Inneren der Ziegelei

FKSG-
04039, Original von Herbert Nagel (†) Foto rechts
Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude der Ziegelhütte oberhalb des Friedhofes vor 1970.


Zu der oben genannten Ziegelei bestand 1724—1765 in Stein eine zweite, doch der genaue Standort wird nicht erwähnt. Es ist anzunehmen, dass auch sie nicht allzu weit von der Lehmgrube stand. Im Jahr 1817 gab die markgräfliche Regierung dem Vogt Kunzmann zu Eisingen und Johannes Lenz in Wöschbach ebenfalls die Konzession zum Bau einer Ziegelei. Daraufhin beschwerten sich die vorhandenen Ziegler der umliegenden Ämter mit der Begründung, dass im Amt Stein schon sieben Ziegelhütten beständen und im Umfang von sec

hs Stunden Weg gar 54 Ziegelhütten. Unterschrieben wurde dieser Einspruch unter anderem auch vom Ziegler Johann Adam Kaucher aus Stein. Doch in der Antwort der "Direction des Pfinz- und Enzkreises" wurde festgestellt, daß in Wöschbach, Kieselbronn, Göbrichen, Ersingen und Bilfingen keine Ziegelhütten vorhanden wären, und „der Aufwand an Ziegelwaren für die Residenz … außerordentlich sei."

Auf alten Steiner Postkarten aus der Jahrhundertwende sind noch die rauchenden Schlote der 1936 zerstörten Ziegelei zu sehen, sie wurde danach nicht wieder aufgebaut. Nach Abbruch des zur Ziegelei gehörenden Wohnhauses 1970 wurde auf dem Gelände durch die Gemeindeverwaltung der Friedhof erweitert und ein großer Parkplatz für Friedhofsbesucher angelegt.