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Zollstation und ein badischer Zollbeamter am Königsbacher Tor

tor mappus 01216FKSG-01043, Original von Herbert Nagel (†)

Haus Friedrich Mappus in der Königsbacher Straße 10. Das Gebäude wurde im Zuge der Ortssanierung 1975 abgebrochen.  An der Straße auf der Höhe dieses Hauses stand im Mittelalter das Königsbacher Tor. So wurden beim Abbruch des Hauses an der westlichen Wand noch Steinfundamente gefunden, die vom Königsbacher Tor stammten. Die Tor­wächter im Mittelalter waren die Familien Asthan und Trauer. Der letzte eingetragene Wächter, Jakob Grün, starb im Jahre 1750.


Dass Stein im 15. Jahrhundert vom "Ausland" umgeben war, wissen die wenigsten, doch unser Baden war unter vielen "Obrigkeiten" verteilt. Nußbaum z.B. war württembergisch, Bretten und das Saalbachtal waren pfälzisch, Bruchsal und Umgebung gehörten dem Bischof von Speyer. Auch Königsbach war nur zum kleinen Teil markgräfisch, der Rest war edelmännisch. Bilfingen und Ersingen gehörten zum Kloster Frauenalb und Eisingen wurde erst im 15. Jahrhundert badisch. Stein grenzte deshalb in einigen Richtungen an nicht-markgräfisches Land.


Daher bestand schon 1404 in Stein eine Zollstation und ein badischer Zollbeamter waltete hier seines Amtes.
"Was Kouffmansschatz uff und abe get, so git ein geladen Wagen, er trage win, salz, isen oder anderes 13 Pfg. und ein geladen Karich 6 Pfg." Nach dieser Anweisung wurde Wegezoll verlangt.


Der "Zollbereiter" Georg Ewald kam 1721 aus Klingen in Thüringen und wohnte im Haus von Kaufmann Fuchs beim Königsbacher Tor. Er hatte darauf zu achten, wenn ein hochbeladener Wagen am Tor Einlass forderte. Er untersuchte die Ladung, ob er Wein, Salz, Eisen oder sonstige zollpflichtige Waren (Kaufmannsschatz) mit sich führte und forderte danach von einem vierrädrigen Wagen 1 Schilling (13 Pf) und von einem zweirädrigen Wagen (Karch) 6 Pf. Zoll. War dieser errichtet, so konnte der Wagen das Land hinauf (uff) oder hinunter (abe) fahren.


Aber auch der hiesige Bevölkerung war nicht erlaubt  jederzeit die Tore zu passieren. Oft war dazu ein "Passierschein" notwendig. Die Torwächter behielten hier den Überblick, denn Stein hatte z.B. 1521 lediglich 95 Häuser. Dennoch war das alte Stein mit seiner exponierten Lage an der Landesgrenze, mit den vier Toren, dem Wall und Graben, dem Schloss mit seinen Mauern, Gräben und dem Schlosstor wirklich imposant.


Doch diese Lage brachte auch Nachteile: Es war bei Strafe verboten, Waren ins "Ausland" zu verkaufen, der Handel war für Jahrzehnte eingeschränkt. Nur für den Jahrmarkt, der am Madardustag (8. Juni) von jeher in Stein abgehalten wurde, galten diese Verbote nicht. Auf dem Markt wurden Vieh, Pferde und sonstige Waren umgesetzt und er war sehr beliebt. Der 30jährige Krieg setzte diesem Markt ein Ende, aber eines blieb: Stein behielt trotzdem den Namen "Markt Stein".