header-default

Die Kirchenglocken der Steiner Stephanuskirche

glocken 01150FKSG-01150, Original von Herbert Nagel (†)
1950 holte Adolf Morlock, auch „Stammbauer“ genannt, die zwei neuen Glocken mit seinem Fuhrwerk in Kochendorf (Gebr. Bachert) ab und brachte sie zur Kirche in Stein.

Pfarrer Egon Thomas Grüß schreibt 1934 über die Kirchenglocken:
Die älteste und große Glocke von 1490 war Eigentum des markgräflich badischen Hauses und wog laut Akten ca. 30 Zentner. Im 30jährigen Krieg (1618–1648) wollten die Feinde sie zerschlagen und mitnehmen. Das misslang, doch sie wurde beschädigt. 1738, an Himmelfahrt, beim Trauergeläut für den Markgrafen Karl Wilhelm, den Gründer von Karlsruhe, zersprang sie – sie hatte einen Riss von 60 cm bekommen.


Die zweite vorhandene Glocke war die der Gemeinde Stein. Sie wog 9 Zentner und besaß die Inschrift: „Gott zu Lob und Ehr, der Kirche zur Zier bin ich allhier gehäncket her. Goß mich Henrich Ludwig Gosmann in Landau 1722.“ Am Glockenhals stand: „Diese Glock ist aus gemeinen miedlen Stein bezahlt worden.“ Am unteren Rand standen die Anfangsbuchstaben der Namen der 12 Gemeinderäte, des Schultheißen, des Waisenrats und des Gemeinderechners.

glocken 01185


Eine dritte Glocke soll vorhanden gewesen, aber im 30jährigen Krieg verloren gegangen sein. 1738 wurde beschlossen, aus dem Matall der zersprungenen großen zwei kleinere Glocken zu gießen, 13 und 5 Zentner schwer.

Die kleine erhielt diese Inschrift:
„Zu Markt Stein in dem Gotteshaus
läute ich zur Andacht ein und aus.
Ich suche Gottes Ehr und Ruhm,
und bleib des Fleckens aigenthum.“


Am unteren Rand stand: „Paulus Strobel von Speyer hat mich gegossen, anno 1742 durchs Feuer geflossen.“ Die Inschrift der neuen, großen ist nicht bekannt, weil diese 1755 bereits wieder einen Umguß erlebte und dann nur mit den Namen der damaligen Gemeinderäte und der Jahreszahl des Umgusses geschmückt wurde. Weihnachten 1755 rief sie zum ersten Mal zum Gottesdienst. Knapp 120 Jahre später musste diese Glocke zum dritten mal durchs Feuer, wurde 1873 wieder in den Kirchturm gesetzt, um danach, 1917, dem Weltkrieg zum Opfer zu fallen. Die zwei kleinen Glocken verblieben auf dem Turm, doch im Juli 1920 zersprang auch die kleine Glocke von 1742. Nur die mittlere von 1722 blieb unversehrt und ist noch heute die älteste auf dem Turm.


1922 kamen wieder zwei durch Spendengelder finanzierte Glocken dazu. Die große mit 18,5 Zentner wurde Gedächtnisglocke genannt, zum Gedächtnis der im (1.) Weltkrieg Gefallenen. Sie trägt einen Dornenkranz über dem Ortswappen und die Inschrift: „Ich künde Treue den Gefallenen 1914-1918“ und „Sie leben Ihm alle“. Auf der Rückseite ein lorbeerbekränztes Schwert mit den Worten: „In schwerer Kriegsnot dem Vaterland geopfert 1917 – durch der Gemeinde Opfersinn wiedererstanden 1922“. Die kleine Glocke, 7 Zentner schwer, erhielt den Namen „Heimatglocke“ und wurde mit derselben Inschrift verziert, die sie schon im Jahr 1742 trug: „Zu Markt Stein usw.“, nur mit dem Zusatz: „Wenn’s Kirchengeläuth lauth, schön und hell, erfreud’s der rechten Christen Seel’.“


Diese von Güß 1934 beschriebenen „neuen“ Glocken wurden im zweiten Weltkrieg wieder abgenommen und eingeschmolzen. Sie wurden 1950 wieder ersetzt. Die dritte Glocke aus 1722 verblieb im Glockenturm.

FKSG-01158, Original von Peter Seiter (Glockenfoto)