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Steiner Verhältnisse um 1850

HuberKreisarchivar Konstantin Huber beim Grußwort zur Einweihung des "FKSG-Häusle" am 23. April 2017

In seinen Grußworten bei der Einweihung des "Häusle" beschreibt Kreisarchivar Konstantin Huber, der auch die Glückwünsche des Landrates mitbrachte, die Situation im damaligen Stein folgendermaßen:
Als der Oberamtmann 1850 die Gemeinde besuchte, gab er die vorgefundenen Zustände zu Protokoll. Er bezeichnete den Hauptübelstand in der Gemeinde als "eine sittlich sehr verwahrloste und verwilderte Jugend und mehrere wilde Ehen."

Im darauf folgenden Jahr führte er eine weitere Visitation durch und berichtete: "In sittlicher, religiöser und politischer Beziehung ist Stein die verwahrloseste und schlechteste Gemeinde des Amtsbezirks." Ein weiteres Jahr später hat er sich "mit Vergnügen davon überzeugt, dass sich die Zustände zusehends verbessern und dass, wenn die Verhältnisse sich fernerhin günstig gestalten die hiesige Gemeinde bald schon das erfreuliche Bild eine geordneten und gesitteten Gemeinde darbietet." Und 1853 steht schon zu lesen: "Der Bettel hat so ziemlich aufgehört, vom Lotteriespielen will man hier nichts mehr wissen, ebenso wenig vom starken Branntweintrinken, indem die Schnapslumpen fast alle nach Amerika befördert worden sind." Dabei zielte Huber auf die 1852 stattgefundene mehr oder wenig freiwillige Auswanderung von 176 Steiner Bürgern ab. Immerhin heißt es 1857 noch: "Die Stimmung der Bürgerschaft ist in politischer Hinsicht nicht zu tadeln, sonst aber bei der Rohheit und Frivolität der Gemüter nicht zu loben."


Diese unerfreuliche Situation hat sich mit Bau der damaligen "Kinderverwahranstalt" und späteren Kinderschule, in deren ehemaligen Räumen sich das Vereinsheim des Freundeskreis heute befindet, nochmals gebessert. Hat doch die darin stattgefundene streng christliche Kindererziehung verhinderte, dass Stein weiterhin eine "sittlich verwahrloste" Jugend bekam.