Die Steiner Ölmühle
Schon 1521 wird im Lagebuch die Steiner Ölmühle an Mühlbach und Schutzgraben genannt. Das Gebäude hatte damals noch keine Hausnummer, denn früher gab es zur Unterscheidung nur individuelle Häuser- und Hofnamen (Kaplaneihaus, Badhaus). Im 18 Jh. wurde die Häusernummerierung durchgeführt. Die straßengebundene Nummernvergabe erfolgte erst Mitte des 19. Jh. und die Ölmühle erhielt die Hausnr. 14 in der Bachgasse.
Die Ölmühle wurde durch die markgräfliche Regierung in Erbpacht gegen eine jährliche Abgabe vergeben. Aus einer Aufzeichnung von 1525 belief sich die Pacht auf 8 Pfund Öl oder 6 Schilling jährlich.
Als Ölmüller wurden folgende Steiner Bürger genannt:
1521 Wendel Zimmermann
1568 Mathis Gloss und Erben
1706 Michael Hueg, Sohn des Hans Jerg Hueg
1731 Hans Jakob Kastner, der Schneider
1769 Adam Morlock
Im 20. Jahrhundert konnte Heinrich Kaucher Gelände und Gebäude erwerben, danach erbte Lina Deiß das Haus, das in der Zwischenzeit baulich sehr stark verändert wurde. Bei diesen Renovierungsarbeiten in den 1960ern wurde festgestellt, daß das Haus einst auf Eichenpfählen erstellt wurde. Die frühere Ölmühle verfügte über ein Wasserrad, das vom Bruchbach angetrieben wurde.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in Deutschland Verdolungen von Fließgewässern durchgeführt, um der zunehmenden Wasser- und Bachbettverschmutzung und der damit einhergehenden Geruchsbelästigung sowie den immer wieder auftretenden Überschwemmungen entgegenzuwirken. 1961 wurde deshalb auch der Bruchbach in der Bachgasse verdolt. Die Kanalisationsarbeiten, die Entfernung des Mühlrades und der Bau von Schweineställen an dessen Stelle inspirierten die Steiner Künstlerin Lina Kast dazu, auf der Rückseite einer Haushaltspackung Papiertaschentücher folgendes Gedicht zu schreiben (Auszug):
Einst rauschte ein Bächlein an meiner Mauer vorbei.
Der Wasserlauf oben diente der Ölmühl anbei.
Von dort stürzte rauschend das Wasser herab
Hervor unterm Schuppen, schäumend bergab. (…)
Dahin war der Zauber durch das Tempo der Zeit,
Der Wasserlauf oben war dem Tode geweiht.
Der Schuppen darüber, der auf Pfeilern erstellt,
Wurde ganz widerrechtlich verschandelt, entstellt.
Schweineställe wurden unter diesem gebaut,
Dies Fleckchen hier war nicht mehr idyllisch und traut. (…)
Ein Durchgang, ein Durchblick, der hier so weit,
Wurde verschandelt in großer Kurzsichtigkeit.
Wo ist der Retter solch großer Schand und Schmach?
Der mutig kämpft gegen dies Ungemach? (…)