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Die Kriege des „Sonnenkönigs” – Die Folgen

1678 fiel der Sonnenkönig (Ludwig XIV.), trotz inzwischen erfolgem Friedensschluss, unter fadenscheinigen Gründen wieder in die Gebiete am Oberrhein ein. Seinen Generälen befahl er: „Verbrennt alles!”. Die ganze Pfalz wurde bald ein rauchender Trümmerhaufen, Heidelberg und sein Schloß verwüstet. Im August 1689 traf es Durlach, die Residenz des Markgrafen, und auch Pforzheim. Dann kamen die Mordbrenner nach Stein.

Die Felder wurden zerstampft, die Häuser teilweise niedergebrannt. Die Einwohner flohen, soweit sie konnten, alles war besser als diesen Horden in die Hände zu fallen. Im Kirchenbuch steht in wenigen Worten manches ergreifende Schicksal von damaligen Gemeindemitgliedern.

28.01.1690 beerdigt in Stein: Anna Barbara Mohr, 43 Jahre. „Ward ganz sinnlos und eine elende Creatur, ist von hier nacher Durlach in den Spital, dahin ihr Hab und Gütlein verkauft worden, kommen. Nachdem aber Durlach durch die Franzosen verbrannt worden, ist sie uns allhier zugeschickt worden und im Armenhaus verdorben und gestorben”. Über ihren Vater, Hanß Michael Mohr wird berichtet, dass er 1659 zur Huldigung beim Markgrafen war, 1662 „bewehrt mit Muskete, Pantelier und Degen” (zum 2. Mal) gemustert wurde und 1665 Rottmeister der 1. Rotte Stein in einer Comp. Musketier war. (OFB S. 214, Nr. 1944)

27.02.1690 beerdigt in Stein: Anna Maria Kohlmann „hat auf den Jahrmarkt nacher Pforzheim gewollt, ist aber unterwegs von den Husaren angefallen und durch den Kopf geschossen worden, daran sie alsbald tot geblieben, alt 23 Jahr, 7 Monat, 12 Tage”. Anna Maria war die älteste Tochter (geb. 10.07.1666) des Steiner Bürgers Niclaus Kohlmann, Musketier in der 1. Rotte Stein, †Stein 26.08.1727 im Alter von 87 Jahren. (OFB S. 172, Nr. 1454) Die Familie Kohlmann ist bis 1869 im Ortsfamilienbuch erwähnt.

24.06.1690: Anna Barbara ist nach dem Durlacher Brand zu uns hierher gekommen und in höchstem Elend gestorben.
15.03.1692 beerdigt in Stein: Friedrich Heimerdinger 59 Jahre, Bäcker und Hintersaß zu Stein. 1678 Kastenknecht zu Durlach, 1692 Messer (Fruchtmesser) auf dem Herrenspeicher in Durlach. ”Ist, nach dem Durlach durch die Franzosen verbrannt worden, zu uns alhero armselig kommen, auch in höchster Dürftigkeit gestorben." (OFB S. 129, Nr. 957)

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FKSG-01393, Original Familie Fellmann. Der Heimbronner Hof im Jahr 1952.

Aber auch die Gemarkung selbst trug Schaden. In einem Bericht von 1692 heißt es: Ein großes Gebiet um den Heimbronner Hof ist vor dem dreißigjährigen Krieg und in letzter Zeit vor ungefähr vierzig Jahren (also 1650, laut Erinnerungen des 70jährigen Forstknechts Georg Kastner) als gutes Fruchtfeld im Bau gewesen, jetzt aber ist der ganze Bezirk des Heimbronner Hofs ... ein dicker Forlenwald, der so ineinander verwachsen ist, wie ein dicker Hanfacker und hat Holz, das zu Dachsparren usw. verwendbar ist. Weil aber der Lembergewald darauf stößt, so ist's besser, das Ganze als Wald zu belassen, denn als Feld wieder einzurichten. Sechs Jahre vor dem Bericht, im Jahr 1686 erwarb der damalige Steiner Amtmann das Sigling’sche Haus sowie den Heimbronner Hof. Er war es auch, der das Land wieder urbar machte.

Aus einem Bürgerverzeichnis von 1692 geht hervor, dass damals nur noch 24 männliche Bürger in Stein lebten, darunter mehrere Greise über 70 Jahre. Dieses kleine Häufchen Menschen stand vor der fast unlösbaren Aufgabe, das zerstörte Dorf wieder aufzubauen. Wie groß diese Aufgabe war, ist aus folgenden Zahlen ersichtlich: Im Jahr 1700 standen nur noch 39 Häuser auf demselben Grund, auf dem 1568 noch 125 Hofraiten verzeichnet waren. Das war acht Jahre nach dem Krieg. 1706 zählte man dort 50 Häuser und Hütten, aber nur 29 davon hatten eine Scheune dabei. Über 70 Grundstücke im Ortssetter standen leer und waren als Küchen- und Grasgärten angelegt. 1732 standen noch 30 Grundstücke leer. Die Gemeinde wuchs wieder.

Aber auch die finanzielle Belastung durch den Krieg war groß. Die Gemeinde Stein musste 29.610 Gulden für Kriegskontribution und ähnliches aufbringen. Der damalige Amtmann Spach hatte davon 3588 Gulden, der Pfarrer 410 Gulden für die Gemeinde vorgeschossen.