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Das erste „Kinematographentheater” in Königsbach

Dass Königsbach ein „Kino” hatte, dürfte den meisten bekannt sein. Aber ist auch bekannt, dass das erste Kino im Gasthaus zum grünen Baum war?
Besitzer des Gasthauses war Karl Bürck (*1853 †unbekannt, Beruf: 1882 Gastwirt in Königsbach, 1885 Schwanenwirt, ab 1886 bis 1900 Grünbaumwirt).

Aus einer Urkunde vom Januar 1919, die uns vorliegt, ist zu lesen, dass „hinsichtlich des … beabsichtigten Betriebs eines Kinematographentheaters im Gasthaus zum grünen Baum in Königsbach werden … Auflagen gemacht”.

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FKSG-00214, Orig. Richard Mancel †.
Ausschnitt aus einer Postkarte. Zeichnung um 1890 oder früher. Das 1858 erbaute Gasthaus zum Grünen Baum, Inh. August Bürck. Speisegaststätte mit großem Saal und Kegelbahnen, Garten und Gartenwirtschaft sowie Fremdenzimmer. Rechts neben dem grünen Baum das Bauernhaus von Elise Knodel, 1954 verkauft und abgerissen. Der Zeichner wird hier etwas Phantasie eingebracht haben, denn die Anordung der Fenster sowie der Einblick in die Baumstraße kann so nicht stimmen. Auch von einem Brunnen an diesem Platz ist uns bisher nichts bekannt, der Ankerbrunnen ist weiter oben.

Jedes neue Programm bzw. Änderung z.B. musste rechtzeitig über die Polizeiwache dem Bürgermeisteramt vorgelegt werden. „Unsittliche oder unanständige Bilder sowei Vorführungen von Verbrechen oder Vorkommnissen, die eine verrohende oder entsittlichende Wirkung auf die Zuschauer haben könnten”, waren nicht zugelassen. Kinder und Jugendliche durften nur zu „eigens veranstalteten Kindervorstellungen” gehen. Dies galt auch in Begleitung der Eltern. Kindervorstellungen mussten nachmittags zwischen zwei und sechs stattfinden und gesondert ausgezeichnet werden.

Der Kinobetrieb war spätestens um 10 Uhr abends einzustellen und es folgte eine Warnung, dass ansonsten der Betrieb wieder untersagt würde.
Den Bedingungen angeschlossen war eine Anweisung an das Bürgermeisteramt, die Vorlage jeden Programmes zu überwachen, durchzusehen und bedenkliche Aufführungen zu verbieten. Ferner hatte „das Bürgermeisteramt auch dafür Sorge zu tragen, dass die Vorführungen nicht in einer weise angekündigt werden, die das Anstandsgefühl gröblich verletzt oder geeignet ist, öffentliches Ärgernis zu erregen.
Lange diente der grüne Baum jedoch nicht als „Kinematographentheater”, denn Emil Otto Bürck (*11.08.1889 †22.05.1959, Elektomonteur) errichtete 1927 in der Durlacher Str. 22 ein Gebäude eigens zum Kinobetrieb. 1956 wurde dem „alten Kino” gegenüber das „neue” Kino Ecke Walter-Rathenau-Str./Heckwiesenweg ebenfalls vom Ehepaar Bürck erbaut.

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FKSG-00777, Orig. Richard Mancel †.
Ausschnitt aus einer Postkarte 1898. Der grüne Baum und Nebengebäude mit markanten Rundbogen-Fenstern.