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Königsbach und das Gut Schwarzerdhof Bretten.

02108 fbFoto: Uwe Kaiser. Kriegerdenkmal des deutsch-französischen Krieges 1870/71 in der Steiner Straße, errichtet vom Kriegerverein.

Ein historisches Hofgut mit wechselvoller Geschichte

Was hat der Schwarzerdhof in Bretten mit Königsbach zu tun? Eine ganze Menge. Gut Schwarzerdhof, malerisch gelegen inmitten der Felder des Kraichgaus, befindet sich im Privatbesitz der Familie Baron von Papius. Die Hofanlage wurde in den Jahren 1795 bis 1817 von dem Brettener Bürger Johann Adam Raber erbaut und mit umfangreichem Grundbesitz ausgestattet. Im Jahre 1822 ging der Besitz an die Heidelberger Lederfabrikantenfamilie Werle, dann durch Einheirat (1832) an die angesehene und begüterte Brettener Familie Paravicini.

Wilhelm Ernst Gustav Rollin von Saint André, Grundherr von Wankheim (TÜ), Kreßbach (TÜ), Eck (TÜ) und Königsbach (*Bruchsal 1848 †1915) trat – der Familientradition folgend – den so genannten „schwarzen Dragonern“ in Bruchsal bei. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 diente er als Ordonnanzoffizier des Generals von Werder, erwarb sich durch einen abenteuerlichen Ritt das Eiserne Kreuz. Sein Name ist auf dem 1870/71er Kriegerdenkmal am Kirchenaufgang in Königsbach verewigt. Er lebte nach seiner Eheschließung 1872 mit Stephanie Freiin Gayling von Altheim (*KA 1851, †KA 1903) auf Schloss Königsbach, wo er einen Teil der Güter selbst bewirtschaftete. Er verhalf Königsbach unter anderem durch seinen Einsatz für den Bau der Bahnstrecke Durlach-Pforzheim zu neuer Blüte. Im Jahr 1892 erwarb Baron Wilhelm den Schwarzerdhof bei Bretten samt dazu gehörenden Grundbesitz bei einer Versteigerung. Er setzte nach Übernahme des Gutes die Bestrebungen seiner Vorgänger zur Arrondierung des Betriebs fort.

Sein Sohn und Erbe Wilhelm Ferdinand Rollin Karl Christian von Saint André (*Köb 1873 †Köb 1916) Majorats- und Grundherr von Königsbach und großherzoglich-badischer Kammerherr, verstarb nach nur sechsjähriger Ehe bei einem Jagdunfall und hinterließ Schloss und Güter, darunter auch den Schwarzerdhof, seiner jungen Frau Luise geb. Freiin v. Gemmingen-Guttenberg auf Bonfeld (*Freib. 1880 †1955).

Ab dem Jahr 1909 waren der Johannisthaler Hof in Königsbach und Gut Schwarzerdhof an die Zuckerfabrik Waghäusel und später an die Südzucker AG verpachtet. Auf dem zu den Hofgütern gehörenden, gemeinsam bewirtschafteten Ackerland wurden vorwiegend Zuckerrüben angebaut. Diese dienten der Melassegewinnung und somit der Zuckerherstellung.

Schwarzerdhof

Nachdem ihre zwei Brüder jung verstarben (der älteste Bruder bei einem Motorradunfall, der Zwillingsbruder im 2. Weltkrieg) war Baronin Olga-Marie von Gemmingen-Guttenberg geb. von Saint André (*KA 1916 †Köb 1990) die Letzte der Königsbacher Linie der Freiherren von Saint André. Somit war sie auch Erbin des Schwarzerdhofs, der wie schon zu Baronin Luises Zeiten gemeinsam mit dem Johannisthaler Hof bewirtschaftet wurde. Über Marie-Kristin Freifrau von Papius, geborene Freiin von Schlotheim, die in den 1980er Jahren von Baronin Olga adoptiert wurde, ging im Jahr 1990 der Schwarzerdhof an den heutigen Eigentümer, Baron Philipp von Papius. Dieser hat die bis dahin doch etwas vernachlässigte Hofanlage nach und nach liebevoll restauriert und somit ihren typischen Charakter bewahrt. Wer Interesse hat, das historische Hofgut, das fast hundert Jahre lang der „Königsbacher Grundherrschaft” gehörte, zu besichtigen, hat einmal im Jahr die Gelegenheit dazu, denn dann öffnen sich die Tore zur jährlichen „Life's Finest”.