header-default

Die Steiner Ölmühle

OB KW48 OG 01277 fbZeichnung der Ölmühle von Lina Kast – und einzige uns bekannte Abbildung des historischen Gebäudes. Ein Foto existiert unseres Wissens nach nicht. FKSG-01277, Original Monika und Walter Kopp..

Schon 1521 wird im Lagebuch die Steiner Ölmühle an Mühlbach und Schutzgraben genannt. Das Gebäude hatte damals noch keine Hausnummer, denn früher gab es zur Unterscheidung nur individuelle Häuser- und Hofnamen (Kaplaneihaus, Badhaus). Im 18 Jh. wurde die Häusernummerierung durchgeführt. Die straßengebundene Nummernvergabe erfolgte erst Mitte des 19. Jh. und die Ölmühle erhielt die Hausnr. 14 in der Bachgasse.
Die Ölmühle wurde durch die markgräfliche Regierung in Erbpacht gegen eine jährliche Abgabe vergeben. Aus einer Aufzeichnung von 1525 belief sich die Pacht auf 8 Pfund Öl oder 6 Schilling jährlich.

Als Ölmüller wurden folgende Steiner Bürger genannt:
1521    Wendel Zimmermann
1568    Mathis Gloss und Erben
1706    Michael Hueg, Sohn des Hans Jerg Hueg
1731    Hans Jakob Kastner, der Schneider
1769    Adam Morlock

Im 20. Jahrhundert konnte Heinrich Kaucher Gelände und Gebäude erwerben, danach erbte Lina Deiß das Haus, das in der Zwischenzeit baulich sehr stark verändert wurde. Bei diesen Renovierungsarbeiten in den 1960ern wurde festgestellt, daß das Haus einst auf Eichenpfählen erstellt wurde. Die frühere Ölmühle verfügte über ein Wasserrad, das vom Bruchbach angetrieben wurde.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in Deutschland Verdolungen von Fließgewässern durchgeführt, um der zunehmenden Wasser- und Bachbettverschmutzung und der damit einhergehenden Geruchsbelästigung sowie den immer wieder auftretenden Überschwemmungen entgegenzuwirken. 1961 wurde deshalb auch der Bruchbach in der Bachgasse verdolt. Die Kanalisationsarbeiten, die Entfernung des Mühlrades und der Bau von Schweineställen an dessen Stelle inspirierten die Steiner Künstlerin Lina Kast dazu, auf der Rückseite einer Haushaltspackung Papiertaschentücher folgendes Gedicht zu schreiben (Auszug):

Einst rauschte ein Bächlein an meiner Mauer vorbei.
Der Wasserlauf oben diente der Ölmühl anbei.
Von dort stürzte rauschend das Wasser herab
Hervor unterm Schuppen, schäumend bergab. (…)
Dahin war der Zauber durch das Tempo der Zeit,
Der Wasserlauf oben war dem Tode geweiht.
Der Schuppen darüber, der auf Pfeilern erstellt,
Wurde ganz widerrechtlich verschandelt, entstellt.
Schweineställe wurden unter diesem gebaut,
Dies Fleckchen hier war nicht mehr idyllisch und traut. (…)
Ein Durchgang, ein Durchblick, der hier so weit,
Wurde verschandelt in großer Kurzsichtigkeit.
Wo ist der Retter solch großer Schand und Schmach?
Der mutig kämpft gegen dies Ungemach?  (…)

 

Der 30jährige Krieg

1618 entbrannte ein europäischer Konflikt, der zu einem dreißig Jahre andauernden Krieg werden sollte. Er spielte sich im so genannten Heilige Römische Reich ab, in dem es viele deutsche souveräne Einzelstaaten gab, die dem Kaiser zur gegenseitigen Treue verpflichtet waren. Durch die Reformation 1517 hatte sich die römisch-katholische Kirche in zwei Konfessionen – Katholiken (Katholische Liga) und Protestanten (Protestantische Union) – gespalten. Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 stand es jedem Landesherrn zu, über die Konfession in seinem Land bestimmen zu dürfen. In der Markgrafschaft Baden-Durlach wurde durch Markgraf Karl II. im Juni 1556 die Reformation eingeführt. Erasmus von Venningen, der die Grundherrschaft über den größten Teil Königsbachs hatte, hatte schon zwei Jahre vorher Luthers Lehre in den Ort eingebracht. Er setzte kurzerhand den betagten katholischen Pfarrer Philipp Sterrer ab und den Prädikanten Magister Johann Voit an dessen Stelle ein.
Im Reich wurde der Religionsfrieden immer mehr missachtet, da die Kaiser als Habsburger katholisch geprägt waren und das Reich im eigenen Sinne umgestalten, sogar rekatholizieren wollten. Der Religionskrieg entbrannte und neben religiösen Konflikten mischten sich auch andere europäische Großmächte in die Angelegenheiten des Reiches ein – der Flächenbrand entstand.

Wie es Stein im Krieg erging

Leider liegen aus diesem Zeitraum nur wenige Quellen vor, sodaß wir nur wenig aus dem Stein während dieses Krieges berichten können. Eine fast komplette Zerstörung wie z.B. in Königsbach fand nicht statt, wenn auch Stein durchaus im Jahr 1622 fremde Soldaten gesehen haben dürfte. In diesem für Königsbach so schicksalhaften Jahr verlor der Markgraf Georg-Friedrich die Schlacht bei Wimpfen. Aus Rache wurde sein Stammland verwüstet.

Was den Dreißigjährigen Krieg so schrecklich machte, war die Brutalität, mit der Söldnerheere die Landbevölkerung behandelten. Am besten war es für die Bauern noch, wenn sich feindliche Soldaten fest bei ihnen einquartierten. Die Söldner lebten dann von jenen vom Bauern erwirtschafteten Erträgen, die sonst dem Grundherr zustanden. Es war wie eine Kriegssteuer - belastend, aber noch erträglich. Die Einqartierten hatten in dem Fall ein eigenes Interesse daran, dass die Bauernhöfe funktionierten und nicht zerstört wurden. In einem der Berichte heißt es, dass im Juni 1629 Cordenbach'sche Reiter, im Juli 1631 Pappenheimer und 1634/35 nicht näher bezeichnete Soldaten in Stein einqartiert waren.
Schlimmer für die Bevölkerung war es, wenn die Heere durch das Land zogen und sich nirgendwo fest niederließen. Die marodierenden Soldaten plünderten die Bauern ohne Rücksicht aus, schändeten die Frauen, erschlugen grundlos ganze Familien und zündeten ihre Häuser und Höfe an. Einer mündlichen Überlieferung nach soll ein Steiner Bürger den ”Schwedentrunk” erhalten haben. Bei dieser Folter legten die Soldaten ihr gefesseltes Opfer auf den Boden und flößten ihm mit einem Trichter solange Jauche ein, bis er starb. Belastbare schriftliche Aufzeichnungen hierüber gibt es allerdings nicht.

2018 KW04 OG 03231 fb

FKSG-03231, Orig. Landesamt für Denkmalpflege. Die „Sternenscheune” in der Neuen Brettener Str. war das ehemalige Frühmeßbenefizium. Foto aus 1968, wenige Wochen vor dem Abbruch.

Seit 1464 wurde das Frühmessbenefizium in Stein erstmals erwähnt. Die Kapelle war die erste Kirche in Stein, die innerhalb des Ortsetters an der Straße stand. Nach der Einführung der Reformation 1556 wurde das Frühmeßbenefizium aufgehoben und die Kapelle als Scheune verwendet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde dort der Ortspfarrer Leonhard Keller dreimal von kroatischen Truppen aufgehängt und jedes Mal noch rechtzeitig von der Schlinge befreit wurde – nicht zuletzt von dem Steiner Bürger Hans Jerg, der sich im Stroh versteckt hatte.

Laut Unterlagen im General-Landesarchiv sind während der Kriegszeit 71 Steiner Bürger verschollen. Ihre Güter wurden „vergantet”, also versteigert. Weitere Hinweise auf Kreigsgeschehnisse finden sich kaum. Bemerkenswert ist, dass Stein die ganze Kriegszeit über bewohnt war. Bewohner des Sigling'schen Hauses, der Dorfmühle und des Schlosses sind u.a. verzeichnet. Während der Kriegsjahre wurde auch das Badhaus in der Mühlstraße gebaut. Die Inschrift auf dem Türsturz beinhaltet das Baujahr 1621, als Jerg Schwarz Bader in Stein war.

Am 24. Oktober 1648 endete der Krieg in Deutschland. Seine Feldzüge und Schlachten hatten überwiegend auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches stattgefunden. Die Kriegshandlungen selbst, aber auch die durch sie verursachten Hungersnöte und Seuchen verwüsteten und entvölkerten ganze Landstriche. In Teilen Süddeutschlands etwa überlebte nur ein Drittel der Bevölkerung. Nach den wirtschaftlichen und sozialen Verheerungen benötigten einige vom Krieg betroffene Territorien mehr als ein Jahrhundert, um sich von deren Folgen zu erholen.

Suchbilder aus beiden Ortsteilen


Von Zeit zu Zeit stellen wir Fotos ins Ortsblatt oder in Facebook, um die darauf abgebildeten Personen herauszufinden. Oftmals wissen wir auch nicht, von wem das Foto stammt. Wenn Sie Jemanden auf dem Foto erkennen oder weiterführende Informationen haben, nehmen Sie doch bitte Kontakt mit uns auf. Ein Klick auf das Bild zeigt Ihnen das Foto in größerer Ansicht.


2018 KW09 TE 01688 fbOrtsblatt 09/2018: Dieses Bild im Fotoarchiv gibt uns noch Rätsel auf. Von den sechs Männern auf dem Traktor sind uns nur zwei bekannt. Auf dem Anhänger sitzend links Eduard (Edi) Wernert (*1924 †1989) und sein Schwager Horst Kaiser (*1933 †2001). Kennt jemand die anderen? Ferner waren wir zuerst der Meinung, die Männer hätten Zuckerrüben zum Bahnhof gefahren, doch das ist ungewiß. Wer weiß, was der Hänger geladen haben könnte und von welchem Jahr oder Zeitspanne die Aufnahme ist? FKSG-01688, Original Werner Vogt.
Nachtrag: Das gezeigte Foto am Bahnhof zeigt nicht, wie geschrieben, Eduard Wernert sondern seinen Vater Joseph (Sepp). Ferner sind darauf: Karl Gebhardt (am Steuer), Walter Halbrock (daneben), hinten rechts Helmut Schöner. Die Ladung auf dem Traktor sind wahrscheinlich Heizungs- und Lüftungselemente für die Firma Auchter.


2018 KW08 TE 01140 fbOrtsblatt 08/2018: Schon vor dem ersten Weltkrieg wurde in Stein Zichorie und Tabak gepflanzt, ein Tabakschopf wie der auf dem Foto war zum Trocknen der grün geernteten Tabakblätter wichtig. Mit der Tabakscheune verbinden viele Bürger schöne Erinnerungen. Mitte September wurde der Tabak gebrochen und an jedem Abend war das „halbe Dorf“ beim „Tabakeinfädeln“. Wenn die Tabakblätter auf langen Bändern zum Trocknen aufgehängt waren, „vesperte“ man zusammen und trank selbstgemachten Most dazu. Während des zweiten Weltkrieges wurde der Tabakschopf als Wehrmachtsdepot benutzt, danach diente er wieder ihrem ursprünglichen Zweck, dem Tabaktrocknen. Ende der 60er Jahre war der Tabakanbau stark rückläufig, die Tabakscheune wurde nicht mehr benötigt. Die Raiff­eisengenossenschaft bot sie zum Kauf an.
Wer weiß noch etwas über die Tabakscheune oder hat sogar noch Fotos davon? (Wir suchen auch noch das Originalfoto für einen besseren Scan) Wie sah sie innen aus? Wie verlief die Pflanzung von Tabak? Wann wurde der Schopf gebaut, wann abgerissen? Wer kann uns irgendetwas über Tabak- oder Zichorienanbau sagen? Gab es auch in Königsbach solche Tabakscheunen und gibt es davon Fotos? Diese Infos sind für unsere Ausstellung sehr wichtig, wer etwas weiß, bitte melden. Oder einfach zum Fototreff kommen.


2018 KW07 TE 00094Ortsblatt 07/2018: Nach dem ersten Weltkrieg. Die dampfgetriebene Dreschmaschine füllte das Dorf mit Leben, Lärm und Staub. Maschinist: Karl Bräuer (von der Blaiche, Spitzname: „Nase(n)karle”. Auf der Dreschmaschine vorne links mit Schildmütze: Philipp Schaudt. Foto in der Ankerstraße, in Höhe Kreuzung Friedrichstraße. Baum (Bildrand li) stand dort, wo heute die Festhalle (erb. 1935) ist. FKSG-00094. Herkunft unbekannt.

 


2018 KW06 TE 01546 fbOrtsblatt 06/2018: Dieses Bild zeigt die Vorderseite einer Foto-Postkarte. Abgebildet sind v.li. (sitzend) Mina Neumann geb. Fränkle, Maria Gräßle (Trais), Frau Schöner (Kuli-Mutter), Elsa Würz geb. Bauer. Hintere Reihe v.li (stehend) Luise Bräuer geb. Scherle (?), Emma Schaudt geb. Teuscher, Rosa Bräuer geb. Kratt (?), Anna Jung geb. Bräuer und Karl Bräuer (Tochter und Ehemann v. Rosa). Falls jemand weiterführende Daten zu den abgebildeten hat (Geburts- und Sterbedaten, weitere Fotos, Daten der Eltern) bitte melden. FKSG-01546, Original Marianne Seifert.
Adressiert war die Karte an Adam Grässle, Aufseher, Ursenbacherhof, Daisbach bei Sinsheim. Der Ursenbacherhof, früher auch Bleihof genannt, ist ein historisches Hofgut, das schon 1100 erstmals erwähnt wurde. Bleihof (Bleuhof) deshalb, weil dort Hanf gebleut, d.h. gebrochen wurde. Absender der Karte waren die Eltern, Adam Gräßle, *25.07.1885, †01.12.1944, Bautechniker und Ratsschreiber, und seine Frau Karoline geb. Schäfer. Im Kartentext steht: Erkennst du unsere östl. Nachbarsleute am 1. Okt. 1933 beim Bauerntag?
Hintergrund des „Bauerntages”: Hitler verfügte 1933, dass das Erntedankfest zentral am ersten Sonntag im Oktober gefeiert werden sollte. Der Erntedanktag, der erste Sonntag nach dem 29. September (Michaelis), galt seit der Bekanntgabe im Reichsgesetzblatt vom 28. Februar 1934 als einer der höchsten nationalen Feiertage des NS-Staates. Hier sollte, besonders auf der Grundlage der Blut-und-Boden-Ideologie, die Bedeutung der Bauernschaft für das Reich hervorgehoben werden. Zum Bauerntag wurden die abgebildeten Trachten angefertigt. Ist eine solche Tracht noch vorhanden? Hat noch jemand weitere Unterlagen oder Fotos vom Bauerntag oder ähnlichen Festen in Königsbach, aber auch in Stein?


2018 KW05 TE 00604 FBOrtsblatt 05/2018: In Königsbach gab es einen Ziegenzuchtverein. Hierzu haben wir lediglich ein Foto, weiterführende Informationen fehlen. Die Herkunft des Fotos ist unbekannt. Bisherige Erkenntnisse von links nach rechts
1. Jakob Richter *† unbek.
2. Oskar Kastner *04.08.1911, †1973 oder 1974
3. Georg Degel *01.04.1908  †10.02.1967
4. Walter Kastner *06.10.1940
5. Oskar Frey (stammt aus Bilfingen)
6. August Stöckle * um 1900, stammt ursprünglich aus Wössingen und war Briefträger.
FKSG-00604. Herkunft unbekannt.


 

Der 30jährige Krieg – Folgezeit: die Kriege des „Sonnenkönigs”

Im Jahr 1655, also sieben Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges ergab eine amtliche Schadensfeststellung in Stein, dass drei Viertel des Heimbronner Hofes und viele andere Äcker nicht bewirtschaftet waren. Die Besitztümer der verschollenen Bürger waren teils gar nicht mehr vorhanden. Mühle und Höfe waren zerstört. Dennoch hat Stein den Krieg verhältnismäßig gut überstanden.

2018 KW07 Ludwig XIV fb

Porträt von 1672: König Ludwig XIV. frz. Louis XIV (*05.09.1638 in Schloss Saint-Germain-en-Laye; †01.09.1715 in Schloss Versailles) war von 1643 bis zum Tod König von Frankreich und Navarra, sowie Kofürst von Andorra. (Foto gemeinfrei)

Doch der Friede dauerte nur knapp zwei Jahrzehnte, dann wurde Stein durch die „Raubkriege” hart getroffen. Der „Holländische Krieg” gilt als ein expansiver Eroberungskrieg Frankreichs und wurde deshalb in der älteren deutschen Literatur auch oft als Raubkrieg Ludwigs XIV. bezeichnet. Um eine Vorherrschaft Frankreichs auf dem europäischen Kontinent zu verhindern, verbündeten sich Spanien und das Heilige Römische Reich mit den Niederlanden. Damit war auch die Markgrafschaft Baden in den Krieg verwickelt.
Die schon im Zusammenhang mit der Entführung Königsbacher Bürger genannten französischen Truppen in der besetzten Feste Phillippsburg marodierten durch das Land. Die geschwächten deutschen Truppen konnten dies nicht verhindern. Anscheinend waren aber auch sie selbst für manche Untat verantwortlich. Der 1674 amtierende Pfarrer Philipp Heinrich Kleinel schrieb im Steiner Kirchenbuch: „Anno 1674, den 14. Sept. an welchem Tage das allhiesige Schloss durch die Kayserl. und andereen alliierten Völker feindlich angefallen und geplündert worden, sind folgende Kirchenzierden und Geräthe ... verloren gegangen.” Es folgte eine Aufzählung der geraubten Stücke, z.B. Tauf- und Abendmahlgerät, Altar- und Kanzeltücher, die anscheinend im Schloss aufbewahrt wurden. Es waren also Deutsche, die das Steiner Schloss plünderten, und keine Franzosen. Daraus ist zu schließen, dass die deutschen Tuppen schlecht geführt, mangelhaft verpflegt und besoldet waren, so dass sie sich rücksichtslos nahmen, was sie brauchten – auch von ihren Landsleuten.
Das Treiben der Söldner hatte einen Mangel an Lebensmittel und vor allem ein Fehlen von Sicherheit zur Folge. Viele Steiner suchten deshalb in Pforzheim Zuflucht. Im Kirchenbuch wird von einem in Stein geborenen Kind berichtet, das von seinen Eltern „wegen eingefallener Kriegsgefahr” in Pforzheim getauft wurde. Zwei Familien waren aus der oberen Markgrafschaft (bei Lörrach) nach Stein geflüchtet, weil ihre Heimat von Franzosen verwüstet war. Sie waren vom Regen in die Traufe gekomen. Eine Mutter davon war mehrmals nach Pforzheim geflohen und letztendlich dort verstorben. Ihre Angehörigen ließen sie 1678 in Stein beerdigen.

Im gleichen Jahr fiel der Sonnenkönig (Ludwig XIV.), trotz inzwischen erfolgem Friedensschluss, unter fadenscheinigen Gründen wieder in die Gebiete am Oberrhein ein. Seinen Generälen befahl er: „Verbrennt alles!”. Die ganze Pfalz wurde bald ein rauchender Trümmerhaufen, Heidelberg und sein Schloß verwüstet. Im August 1689 traf es Durlach, die Residenz des Markgrafen, und auch Pforzheim. Dann kamen die Mordbrenner nach Stein.

 

 

Die Kriege des „Sonnenkönigs” – Die Folgen

1678 fiel der Sonnenkönig (Ludwig XIV.), trotz inzwischen erfolgem Friedensschluss, unter fadenscheinigen Gründen wieder in die Gebiete am Oberrhein ein. Seinen Generälen befahl er: „Verbrennt alles!”. Die ganze Pfalz wurde bald ein rauchender Trümmerhaufen, Heidelberg und sein Schloß verwüstet. Im August 1689 traf es Durlach, die Residenz des Markgrafen, und auch Pforzheim. Dann kamen die Mordbrenner nach Stein.

Die Felder wurden zerstampft, die Häuser teilweise niedergebrannt. Die Einwohner flohen, soweit sie konnten, alles war besser als diesen Horden in die Hände zu fallen. Im Kirchenbuch steht in wenigen Worten manches ergreifende Schicksal von damaligen Gemeindemitgliedern.

28.01.1690 beerdigt in Stein: Anna Barbara Mohr, 43 Jahre. „Ward ganz sinnlos und eine elende Creatur, ist von hier nacher Durlach in den Spital, dahin ihr Hab und Gütlein verkauft worden, kommen. Nachdem aber Durlach durch die Franzosen verbrannt worden, ist sie uns allhier zugeschickt worden und im Armenhaus verdorben und gestorben”. Über ihren Vater, Hanß Michael Mohr wird berichtet, dass er 1659 zur Huldigung beim Markgrafen war, 1662 „bewehrt mit Muskete, Pantelier und Degen” (zum 2. Mal) gemustert wurde und 1665 Rottmeister der 1. Rotte Stein in einer Comp. Musketier war. (OFB S. 214, Nr. 1944)

27.02.1690 beerdigt in Stein: Anna Maria Kohlmann „hat auf den Jahrmarkt nacher Pforzheim gewollt, ist aber unterwegs von den Husaren angefallen und durch den Kopf geschossen worden, daran sie alsbald tot geblieben, alt 23 Jahr, 7 Monat, 12 Tage”. Anna Maria war die älteste Tochter (geb. 10.07.1666) des Steiner Bürgers Niclaus Kohlmann, Musketier in der 1. Rotte Stein, †Stein 26.08.1727 im Alter von 87 Jahren. (OFB S. 172, Nr. 1454) Die Familie Kohlmann ist bis 1869 im Ortsfamilienbuch erwähnt.

24.06.1690: Anna Barbara ist nach dem Durlacher Brand zu uns hierher gekommen und in höchstem Elend gestorben.
15.03.1692 beerdigt in Stein: Friedrich Heimerdinger 59 Jahre, Bäcker und Hintersaß zu Stein. 1678 Kastenknecht zu Durlach, 1692 Messer (Fruchtmesser) auf dem Herrenspeicher in Durlach. ”Ist, nach dem Durlach durch die Franzosen verbrannt worden, zu uns alhero armselig kommen, auch in höchster Dürftigkeit gestorben." (OFB S. 129, Nr. 957)

2018 KW08 OG 01393 fb

FKSG-01393, Original Familie Fellmann. Der Heimbronner Hof im Jahr 1952.

Aber auch die Gemarkung selbst trug Schaden. In einem Bericht von 1692 heißt es: Ein großes Gebiet um den Heimbronner Hof ist vor dem dreißigjährigen Krieg und in letzter Zeit vor ungefähr vierzig Jahren (also 1650, laut Erinnerungen des 70jährigen Forstknechts Georg Kastner) als gutes Fruchtfeld im Bau gewesen, jetzt aber ist der ganze Bezirk des Heimbronner Hofs ... ein dicker Forlenwald, der so ineinander verwachsen ist, wie ein dicker Hanfacker und hat Holz, das zu Dachsparren usw. verwendbar ist. Weil aber der Lembergewald darauf stößt, so ist's besser, das Ganze als Wald zu belassen, denn als Feld wieder einzurichten. Sechs Jahre vor dem Bericht, im Jahr 1686 erwarb der damalige Steiner Amtmann das Sigling’sche Haus sowie den Heimbronner Hof. Er war es auch, der das Land wieder urbar machte.

Aus einem Bürgerverzeichnis von 1692 geht hervor, dass damals nur noch 24 männliche Bürger in Stein lebten, darunter mehrere Greise über 70 Jahre. Dieses kleine Häufchen Menschen stand vor der fast unlösbaren Aufgabe, das zerstörte Dorf wieder aufzubauen. Wie groß diese Aufgabe war, ist aus folgenden Zahlen ersichtlich: Im Jahr 1700 standen nur noch 39 Häuser auf demselben Grund, auf dem 1568 noch 125 Hofraiten verzeichnet waren. Das war acht Jahre nach dem Krieg. 1706 zählte man dort 50 Häuser und Hütten, aber nur 29 davon hatten eine Scheune dabei. Über 70 Grundstücke im Ortssetter standen leer und waren als Küchen- und Grasgärten angelegt. 1732 standen noch 30 Grundstücke leer. Die Gemeinde wuchs wieder.

Aber auch die finanzielle Belastung durch den Krieg war groß. Die Gemeinde Stein musste 29.610 Gulden für Kriegskontribution und ähnliches aufbringen. Der damalige Amtmann Spach hatte davon 3588 Gulden, der Pfarrer 410 Gulden für die Gemeinde vorgeschossen.