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Königsbach und das Gut Schwarzerdhof Bretten.

02108 fbFoto: Uwe Kaiser. Kriegerdenkmal des deutsch-französischen Krieges 1870/71 in der Steiner Straße, errichtet vom Kriegerverein.

Ein historisches Hofgut mit wechselvoller Geschichte

Was hat der Schwarzerdhof in Bretten mit Königsbach zu tun? Eine ganze Menge. Gut Schwarzerdhof, malerisch gelegen inmitten der Felder des Kraichgaus, befindet sich im Privatbesitz der Familie Baron von Papius. Die Hofanlage wurde in den Jahren 1795 bis 1817 von dem Brettener Bürger Johann Adam Raber erbaut und mit umfangreichem Grundbesitz ausgestattet. Im Jahre 1822 ging der Besitz an die Heidelberger Lederfabrikantenfamilie Werle, dann durch Einheirat (1832) an die angesehene und begüterte Brettener Familie Paravicini.

Wilhelm Ernst Gustav Rollin von Saint André, Grundherr von Wankheim (TÜ), Kreßbach (TÜ), Eck (TÜ) und Königsbach (*Bruchsal 1848 †1915) trat – der Familientradition folgend – den so genannten „schwarzen Dragonern“ in Bruchsal bei. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 diente er als Ordonnanzoffizier des Generals von Werder, erwarb sich durch einen abenteuerlichen Ritt das Eiserne Kreuz. Sein Name ist auf dem 1870/71er Kriegerdenkmal am Kirchenaufgang in Königsbach verewigt. Er lebte nach seiner Eheschließung 1872 mit Stephanie Freiin Gayling von Altheim (*KA 1851, †KA 1903) auf Schloss Königsbach, wo er einen Teil der Güter selbst bewirtschaftete. Er verhalf Königsbach unter anderem durch seinen Einsatz für den Bau der Bahnstrecke Durlach-Pforzheim zu neuer Blüte. Im Jahr 1892 erwarb Baron Wilhelm den Schwarzerdhof bei Bretten samt dazu gehörenden Grundbesitz bei einer Versteigerung. Er setzte nach Übernahme des Gutes die Bestrebungen seiner Vorgänger zur Arrondierung des Betriebs fort.

Sein Sohn und Erbe Wilhelm Ferdinand Rollin Karl Christian von Saint André (*Köb 1873 †Köb 1916) Majorats- und Grundherr von Königsbach und großherzoglich-badischer Kammerherr, verstarb nach nur sechsjähriger Ehe bei einem Jagdunfall und hinterließ Schloss und Güter, darunter auch den Schwarzerdhof, seiner jungen Frau Luise geb. Freiin v. Gemmingen-Guttenberg auf Bonfeld (*Freib. 1880 †1955).

Ab dem Jahr 1909 waren der Johannisthaler Hof in Königsbach und Gut Schwarzerdhof an die Zuckerfabrik Waghäusel und später an die Südzucker AG verpachtet. Auf dem zu den Hofgütern gehörenden, gemeinsam bewirtschafteten Ackerland wurden vorwiegend Zuckerrüben angebaut. Diese dienten der Melassegewinnung und somit der Zuckerherstellung.

Schwarzerdhof

Nachdem ihre zwei Brüder jung verstarben (der älteste Bruder bei einem Motorradunfall, der Zwillingsbruder im 2. Weltkrieg) war Baronin Olga-Marie von Gemmingen-Guttenberg geb. von Saint André (*KA 1916 †Köb 1990) die Letzte der Königsbacher Linie der Freiherren von Saint André. Somit war sie auch Erbin des Schwarzerdhofs, der wie schon zu Baronin Luises Zeiten gemeinsam mit dem Johannisthaler Hof bewirtschaftet wurde. Über Marie-Kristin Freifrau von Papius, geborene Freiin von Schlotheim, die in den 1980er Jahren von Baronin Olga adoptiert wurde, ging im Jahr 1990 der Schwarzerdhof an den heutigen Eigentümer, Baron Philipp von Papius. Dieser hat die bis dahin doch etwas vernachlässigte Hofanlage nach und nach liebevoll restauriert und somit ihren typischen Charakter bewahrt. Wer Interesse hat, das historische Hofgut, das fast hundert Jahre lang der „Königsbacher Grundherrschaft” gehörte, zu besichtigen, hat einmal im Jahr die Gelegenheit dazu, denn dann öffnen sich die Tore zur jährlichen „Life's Finest”.

 

Das Königsbacher Fachwerk-Rathaus.

02108 fbAus dem Gemeindearchiv: Der Bestandsplan ab 1864 (erstellt 1891). Das ansonsten ungenutzte Erdgeschoß bestand aus Wachlokal, Arrestzelle und dem rechts liegenden Eingang mit einfacher Treppe. Im 1. Stock der als Ratsschreiberei genutzte Saal und das Zimmer des Bürgermeisters. In einem weiteren Zimmer befand sich die Treppe zum Dachgeschoß.

 

Das den Marktplatz beherrschende Gebäude in Königsbach ist zweifelsfrei das Rathaus im Stil der Barockzeit mit seinem Zierfachwerk und Fenstererkern. Wann das Königsbacher Rathaus erbaut wurde, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber die fränkische Holzbauweise im deutschen Renaissancestil war von 1610 bis 1650 gebräuchlich. Dr. Rainer Laun (Regierungspräsidium Karlsruhe, Ref. 25 – Denkmalpflege) nennt in seinem Bericht über „Exemplarische Denkmalpflege am Beginn des 20. Jahrhunderts” das Baujahr 1672 für das Rathaus Königsbach. Warscheinlich wurde das Rathaus Jahre nach der Zerstörung im 30jährigen Krieg 1622 an gleicher Stelle und in seiner heutigen Grundform wieder aufgebaut und so steht es hier seit über 350 Jahren.

Die älteste, bislang bekannte archivalische Nachricht zum Rathaus ist über den Einbaues eines Wachlokals mit Arrestzelle 1864 überliefert. Rainer Laun schreibt dazu: „Bestandspläne von 1891 überliefern erstmals Grundrissstruktur und Nutzung aller Räume. Im Bereich der damals noch auf der linken Traufseite geöffneten Erdgeschossarkaden befand sich das Wachlokal zwischen dem Eingang ins ungenutzte Erdgeschoss und dem Aufgang ins Obergeschoss. Der auch als Ratsschreiberei genutzte Ratssaal befand sich in der vorderen Gebäudehälfte. In dem nordwestlichen Winkel zu einem – 1912 abgebrannten – Nachbarhaus lag an abgelegener Stelle das wohl nur selten benutzte Zimmer des Bürgermeisters.” Das abgebrannte Haus, von dem Laun schreibt, ist das verputzte Fachwerkhaus der Metzgerei Jung (Ärschle) direkt hinter dem Rathausbrunnen, welcher damals noch ein Tränkbrunnen mit vier abgestuften Wasserbecken war.

Bis 1891 war also das Wachlokal zwischen dem Eingang ins Erdgeschoß und dem Aufgang ins Obergeschoss. Für uns neu war, dass der Platz links unter den Arkaden offen war. Dafür fanden wir vor wenigen Wochen im Ortsarchiv einen Grundriss aus 1891, der den Bestand ab 1864 dokumentierte.

Doch noch eine Überraschung fand der Freundeskreis im Ortsarchiv: ein Dokument, das bewies, dass die damalige Gemeindeverwaltung in den 1890er Jahren an einen Rathausneubau dachte. Die Pläne für ein neues Rathaus mit integriertem Schulgebäude waren schon gezeichnet, es existieren dazu mindestens drei Grundrißzeichnungen, jeweils das Erdgeschoß und Obergeschoss umfassend. Doch zum geplanten Neubau kam es nicht. Vielleicht scheiterte es damals - wie im Ort Stein - am notwendigen Geld? Immerhin war z.B. der Neubau II mit rund 30.000 Mark Baukosten ausgezeichnet. Oder die Bevölkerung wollte den gewohnten Anblick des Fachwerkbaus nicht missen? Was immer der Grund war, dass uns das Rathaus erhalten blieb, wir sind heute sehr dankbar dafür. Wir werden über den geplanten Abriss umfassend recherchieren.

Rathausplan neuÜberraschung aus dem Gemeindearchiv: Einer von drei Plänen eines Rathau-Neubaus 1891. Im unteren Stock vorne ein Wartezimmer, das Zimmer des Bürgermeisters und des Ratschreibers sowie Archiv und ein Schrankzimmer. Links das Treppenhaus und die Toilette. Dahinter der Schulanbau, winkelig zum Hauptgebäude. Der eingezeichnete Schulsaal war für 60 Schüler geplant, darüber ein baugleicher Schulsaal. Im 2. Stock waren drei Zimmer (wahrscheinlich Lehrerwohnungen) geplant, sowie Speisekammer und Küche.

In Stein wurde das Rathaus Mitte/Ende des 19. Jh. mit „modernem” Gebäudeputz versehen, der das gesamte Fachwerk verdeckte. Dies wurde in Königsbach z.B. auch beim Gasthaus zum Ochsen, beim Schwanen oder bei der Metzgerei Jung neben dem Rathaus und bei weiteren Gebäuden praktiziert. Das Rathaus wurde offensichtlich von dieser „Modernisierungs-Sünde” verschont.

Eine Skizze des badischen Malers Karl Weysser (1833–1904) dokumentiert das frühe Erscheinungsbild des Rathauses. Sie ist auf 1868 datiert und darauf überliefert sind die damals noch vorhandenen 20-teiligen Originalfenster, die Vordächer und die seitliche Auskragung. Wie Sie sehen, sind an der linken Seite nach den Arkaden nochmals Fachwerkbauten, die die im vorigen Bericht erklärte seitliche Öffnung zeigen.

Rathaus WeyNachdem der Neubau nicht zustande kam, entschloß man sich 1892 zu einem grundlegenden Umbau des Rathauses.
Dieser schuf eine deutliche Verbesserung der räumlichen Infrastruktur. In der südöstlichen Gebäudeecke
wurde eine repräsentative dreiläufige Treppe ins Obergeschoss eingebaut, der zuvor offene Bereich wurde geschlossen, wodurch das Gebäude seinen rechteckigen Grundriss erhielt. Der Ratsaal wurde in die hintere Haushälfte verlegt. Hinter dem Giebel zum Marktplatz richtete man nun an prominenter Stelle nebeneinander die Zimmer für den Bürgermeister und den Ratsschreiber ein. Ein weiterer 1905 erfolgter Umbau betraf das Erdgeschoss, wobei abermals das Wachlokal verlegt und zusätzlich das Grundbuchamt eingerichtet wurde.

Dieses Foto von den Arkaden aus 1914 zeigt deutlich den nachträglich zugemauerten Teil der linken Seite. Die Ansätze sind noch bis heute zu sehen und es erklärt sich auch, warum der vertikale Fachwerkbalken nicht durchgängig bis an die Gebäudekante geht. Auf dem Foto zeigt sich ebenfalls, dass die Tafel, die Johannes Schoch zum Gedenken angebracht wurde, an der Stirnseite des Rathauses montiert war und erst später versetzt wurde.

Rathaus Arkaden

Im Kriegsjahr 1914/15 kam es dann zum „großen Umbau”. Diesen gingen ein fast zwei Jahre andauernden Schriftwechsel um Genehmigungen und Fördermitteln mit der Denkmalbehörde voraus. Die dann im Juli 1914 kaum begonnenen Bauarbeiten, wurden mit Hinweis auf die Mobilmachung am ersten August durch den Ausbruch
des Ersten Weltkriegs jäh unterbrochen. Auf Drängen des Bürgermeisters konnte bis Anfang September lediglich der offensichtlich unentbehrlichste Raum im Rathaus – der Ortsarrest – fertig gestellt werden. Im Februar 1915 begann der auf Heimaturlaub zurückgekehrte Zimmermeister Schöner mit der Dachreparatur und dem Einbau der neuen Treppe. Der inzwischen eingezogene Bautechniker Schwegler wurde ersetzt, doch größte Schwierigkeiten bereitete die Suche nach noch nicht „im Feindesland stehenden Handwerkern”. Überschattet von den sich zuspitzenden Kriegshandlungen endeten die Arbeiten am Rathaus am 26. Juli 1915.

Im Inneren wurde die Gefängniszelle zum dritten Mal verlegt, nun in die Nordostecke des Erdgeschosses. An ihrer Stelle wurde eine neue zentrale Abortanlage eingebaut und die zuvor neu errichtete Treppe durch eine noch großzügigere ersetzt, die bis ins Dachgeschoss fortgesetzt wurde.

Weinanbau auf dem Steinhausberg (Hohberg) 1885-1933.

02108 fbEine Gemarkungskarte von 1885, zur Verfügung gestellt vom Vermessungs- und Flurneuordnungsamt im Landratsamt Enzkreis. Eingezeichnet ist die Lage der Burg bzw. die Reste davon, bezeichnet als Ödung und der Hohberg als Wilhelmshöhe. Die Karte umfaßt das Gebiet der Baumgartenstr., Schloßbergstr. und Brettener Str.

 

Der FKSG hat vom Vermessungs- und Flurneuordnungsamt im Landratsamt Enzkreis eine Gemarkungskarte von 1885 bekommen. Darin eingezeichnet sind Wohngebäude, Ökonomiegebäude, Werkstätten und Keller. Interessant ist die Markierung des Nutzlandes: Gelb umrandete Felder sind Ackerland, hellgrün umrandete stehen für Hausgärten oder Gärten und blaugrün für Grasland und Weiden. Besonders sind die blauen Umrandungen, denn die stehen für Weinberge. Aus dieser Karte lesen wir, dass im Jahr 1885 der gesamte Hohberg für Weinanbau genutzt wurde, außer das als Ödung eingezeichnete Plateau, auf dem die Burg stand. Als Ödung bezeichnet man ein brachliegendes, aber grundsätzlich bebaubares oder wirtschaftlich nutzbares Land, das vom Menschen nicht mehr bewohnt und bewirtschaftet wird. Einen Beweis für die Nutzung des Hohberges als Weinberg liefert uns ein Foto vom Landesdenkmalamt, wahrscheinlich aus den frühen 1940er Jahren.

Links unten sind darauf die bewachsenen Mauerreste der Ringmauer des Steinhauses, rechts unten die bis dorthin gehenden Reben eines Weinberges. Wir haben viele Königsbacher befragt, kaum einer erinnert sich noch an Weinbau an diesem Hang. Die Weinberge müssten also Ende der 1930er Jahren aufgegeben worden sein. Einen weiteren Beweis des Weinanbaus in Königsbach lieferte uns das Ortsarchiv. Archiviert ist z.B. eine Erhebung über den Bestand an Rebbergen und den im Winter 1879/80 entstandenen Zerstörungen daran. Ferner fand 1926 eine weitere Erhebung statt und es wurden Maßregeln gegen die Reblauskrankheit herausgegeben. Die Akten über Weinanbau gehen bis in die 1960er Jahre, wobei schon nach dem 2. Weltkrieg fast kein Weinbau mehr betrieben wurde.Weinanbau 00246

Im Jahr 1933 - auch hier wurden wir im Archiv richtig fündig – wurden Größe und Gewanne erfaßt, auf denen Wein angebaut wurden, u.a. auch auf dem Hohberg. Auf Flur Nr. 141 hat z.B. der Bahnarbeiter Jakob Gier Wein angebaut, auf 149 der Rentner Jakob Grimm, auf 133 der Schmied Karl Schickle, auf 134 der Bahnarbeiter Karl Dürrer, auf 135 der Bahnarbeiter Friedrich Sauter und auf 120 der Glüher August Kern, das Grundstück ist an der Baumgartenstraße gelegen.

Weitere Anbaugebiete waren am Kirchberg, in den Gewannen vordere Hälden, Hausgarten, am Rothenberg, am Quilltenrain und vor allem am Hinteren Heustätt. Angebaut wurden vor allem Müller-Thurgau, aber auch Silvaner, Gutedel und auf dem Kirchberg ein Riesling. Nach 1933 finden wir keine Angaben mehr über Weinbau auf dem Steinhausberg.

weinanbau karte2Während des 30jährigen Krieges, im Jahr 1622, wurde das neu erbaute Steinhaus auf dem Hohberg und vor allem der darin befindliche Weinkeller zerstört (wie wird im Ortsblatt vor wenigen Wochen berichteten). Auf dem Steinhausberg lagerten insgesamt weit über 90.000 Liter Wein, sollten unsere Berechnungen über das Fudermaß stimmen. Wir haben inzwischen weiter recherchiert: Der Kellerraum muss eine Höhe von mind. 3 Meter gehabt haben. Wahrscheinlich ist, dass nicht alle Fässer in demselben Kellerraum lagerten, sondern Fässer und andere Vorräte verteilten sich auf mehrere Räume. Vielleicht gab es noch einen separaten Erdkeller oder einen Kellerraum außerhalb. Die Grundfläche muss mind. 8 m breit und 11 m lang gewesen sein – eher noch größer, da wir die Anzahl der 5-Fuder-Fässer nicht wissen. Also könnte die Menge Wein - zumindest in der Theorie - doch möglich gewesen sein.

Nichts desto trotz wären rund 90.000 Liter Wein eine große Menge für unser Gebiet, in dem zwar Wein durchaus angebaut wurde, das aber nie zu den großen Weinanbaugebieten zählte. Aber - und das ist durchaus realistisch - es könnte sich in einem Teil der Fässer auch Apfelwein, also Most, befunden haben. Die im früheren Bericht erwähnten Fässer- und Fuderangaben sind sehr präzise und somit auch glaubhaft.

Ganz großes Kino in Königsbach

2018 KW11 OG KinoPZIm Jahr 1927 luden die Eheleute Emil und Emma Bürck die Königsbacher zur ersten Kinovorstellung im „Lichtspielhaus” ein. „Die Wolgaschiffer” zitterten auf der Leinwand und ein Tenor aus Karlsruhe sang dazu. Die Musik für den Film lieferten ein Königsbacher Klavierspieler und ein Geiger aus Pforzheim. In dieser „musikalischen Besetzung” liefen bis 1934 alle Filme ab, denn es war die Zeit der Stummfilme. Trotzdem erfreuten die Königsbacher Zuschauer sich in dem immerhin 220 Sitzplätze zählenden Kino lange Jahre hindurch daran.

Schon 7 Jahr zuvor hatte der Elektrotechniker Emil Bürck im neu erbauten Anwesen in der Durlacher Str. 22 ein Elektrogeschäft eröffnet. 1930 kam noch eine Mietwaschküche hinzu. Der Geschäftssinn lag dem 1889 geborenen Emil wohl in den Genen, denn schon sein Vater Karl Bürck war 1885 in Königsbach Schwanenwirt und errichtete dann 1886 das Gasthaus zum grünen Baum, das mit Fremdenzimmern und Kegelbahnen ausgerichtet war.

Zur Feier des 25jährigen Kino-Jubiläums wurde die Innenausstattung modernisiert, aber schon vier Jahre später plante Emil Bürck – immerhin im 68. Lebensjahr stehend – ein modernes Stadtkino zu errichten. Dieses sollte mit allen technischen Erfordernissen der Moderne ausgerichtet werden. Im Neubau an der Walter-Rathenau-Straße, gegenüber dem alten Kino, wurde dann am 11.10.1957 das neue Lichtspielhaus eingeweiht. Entsprechend der Größe des Ortes – Königsbach hatte 3800 Einwohner – wurde es für 335 Besucher ausgerichtet. Der harmonisch ausgestattete und mit einigen Effekten versehene Kinoraum verfügte über bequeme Sessel, die versetzt und radial angeordnet waren. Der Fußboden hatte dafür eine Neigung von zehn Prozent. Die Logenplätze waren mit Hochpolster ausgestattet, um maximale Bequemlichkeit zu bieten.

Für die Gestaltung der Decke und Wände waren akustische Grundsätze maßgebend. Eine Stufendecke mit Schallschutzplatten brach den Ton und verteilte ihn durch die unterschiedliche Neigung gleichmäßig an jeden Platz im Saal. Die Wände trugen eine in Falten gelegte Azelat-Bespannung; der Bühnenvorhang war aus dem gleichen Material, jedoch in seinen Dessins der Polsterung angepaßt.

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FKSG-00777, Orig. Richard Mancel †.
Eine Postkarte als Werbung aus den 1920er Jahren.

Die technischen Anlagen entsprachen den neuzeitlichen Anforderungen der damaligen Zeit. Die modernste Ent- und Belüftungsanlage sorgte für ständige Luftumwälzung im ansonsten Fensterlosen Raum. Kinotechnisch wurde ebenfalls an alles gedacht. Mit den vorhandenen Einrichtungen konnten alle damaligen Filmsysteme, vom einfachen schwarz-weiß bis zum farbigen Breitleinwandfilm, gezeigt werden. Die Leinwand selbst bedeckte eine Fläche von neun auf vier Meter. Als Vorführgeräte standen zwei Askania-Maschinen bereit.

Bei der zur Einweihung stattfindenden Festveranstaltung wurde vor geladenen Gästen der historische Farbfilm „Königin Luise" (Titelrolle Ruth Leuwerik) gezeigt.

Leider konnte sich der Kinobesitzer Emil Bürck nicht lange an seinem neuen, modernen Kino erfreuen. Am 21. Mai 1959, nur zwei Jahre nach Eröffnung starb der fast 70jährige in der Universalklinik in Heidelberg an einer Lungenentzündung.

Das erste „Kinematographentheater” in Königsbach

Dass Königsbach ein „Kino” hatte, dürfte den meisten bekannt sein. Aber ist auch bekannt, dass das erste Kino im Gasthaus zum grünen Baum war?
Besitzer des Gasthauses war Karl Bürck (*1853 †unbekannt, Beruf: 1882 Gastwirt in Königsbach, 1885 Schwanenwirt, ab 1886 bis 1900 Grünbaumwirt).

Aus einer Urkunde vom Januar 1919, die uns vorliegt, ist zu lesen, dass „hinsichtlich des … beabsichtigten Betriebs eines Kinematographentheaters im Gasthaus zum grünen Baum in Königsbach werden … Auflagen gemacht”.

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FKSG-00214, Orig. Richard Mancel †.
Ausschnitt aus einer Postkarte. Zeichnung um 1890 oder früher. Das 1858 erbaute Gasthaus zum Grünen Baum, Inh. August Bürck. Speisegaststätte mit großem Saal und Kegelbahnen, Garten und Gartenwirtschaft sowie Fremdenzimmer. Rechts neben dem grünen Baum das Bauernhaus von Elise Knodel, 1954 verkauft und abgerissen. Der Zeichner wird hier etwas Phantasie eingebracht haben, denn die Anordung der Fenster sowie der Einblick in die Baumstraße kann so nicht stimmen. Auch von einem Brunnen an diesem Platz ist uns bisher nichts bekannt, der Ankerbrunnen ist weiter oben.

Jedes neue Programm bzw. Änderung z.B. musste rechtzeitig über die Polizeiwache dem Bürgermeisteramt vorgelegt werden. „Unsittliche oder unanständige Bilder sowei Vorführungen von Verbrechen oder Vorkommnissen, die eine verrohende oder entsittlichende Wirkung auf die Zuschauer haben könnten”, waren nicht zugelassen. Kinder und Jugendliche durften nur zu „eigens veranstalteten Kindervorstellungen” gehen. Dies galt auch in Begleitung der Eltern. Kindervorstellungen mussten nachmittags zwischen zwei und sechs stattfinden und gesondert ausgezeichnet werden.

Der Kinobetrieb war spätestens um 10 Uhr abends einzustellen und es folgte eine Warnung, dass ansonsten der Betrieb wieder untersagt würde.
Den Bedingungen angeschlossen war eine Anweisung an das Bürgermeisteramt, die Vorlage jeden Programmes zu überwachen, durchzusehen und bedenkliche Aufführungen zu verbieten. Ferner hatte „das Bürgermeisteramt auch dafür Sorge zu tragen, dass die Vorführungen nicht in einer weise angekündigt werden, die das Anstandsgefühl gröblich verletzt oder geeignet ist, öffentliches Ärgernis zu erregen.
Lange diente der grüne Baum jedoch nicht als „Kinematographentheater”, denn Emil Otto Bürck (*11.08.1889 †22.05.1959, Elektomonteur) errichtete 1927 in der Durlacher Str. 22 ein Gebäude eigens zum Kinobetrieb. 1956 wurde dem „alten Kino” gegenüber das „neue” Kino Ecke Walter-Rathenau-Str./Heckwiesenweg ebenfalls vom Ehepaar Bürck erbaut.

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FKSG-00777, Orig. Richard Mancel †.
Ausschnitt aus einer Postkarte 1898. Der grüne Baum und Nebengebäude mit markanten Rundbogen-Fenstern.

Der 30jährige Krieg – Die Geiselnahme zweier Königsbacher Bürger

Franzosen hatten zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges die Festung Philippsburg nördlich von Karlsruhe in ihre Gewalt gebracht. Scharmützel und Schikanen durch diese Truppen waren in der Markgrafschaft an der Tagesordnung. Sie nutzten Festung und Stadt einige Jahre als Basis für militärische Unternehmungen gegen das Reichsgebiet – und zur Eigenfinanzierung.

Von Philippsburg aus machten die französischen Truppen Raubzüge in das rechtsrheinische Gebiet, das nur unzulänglich durch deutsche Truppen geschützt war. Fast ungehindert zogen sie sengend und plündernd durch den Kraich- und Pfinzgau. 1626 kamen sie auch nach Königsbach, das sich noch kaum von der Zerstörung vier Jahre zuvor erholt hatte.

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Die Glocken im Kirchturm im Jahr 2016.
In der Mitte die große Glocke, rechts die kleinste. Beide stammen aus 1950, da die ursprünglichen Glocken im Laufe des 2. Weltkriegs zur Einschmelzung abgeliefert wurden. Die Glocke ganz links war dafür wohl historisch zu wertvoll, denn sie stammt laut Inschrift aus dem Jahr 1723. Foto Peter Seiter.

In einem Protokoll aus 1641 finden wir folgende Geschichte:

Am 8. März 1626 schickte der Gouverneur von Philippsburg eine Abteilung Franzosen nach Königsbach zur Eintreibung einer Kontribution. (Zahlung einer Zwangserhebung / Zwangssteuer im feindlichen Gebiet durch Besatzungstruppen, meist zur Finanzierung derselben). Die völlig verarmte Gemeinde besaß aber kein Geld und konnte die Forderung der Franzosen nicht erfüllen. Zunächst gaben sich die Soldaten damit scheinbar zufrieden. Sie quartierten sich in einigen leerstehenden Häusern ein und verhielten sich ruhig. Am anderen Morgen „vor Tage” nahmen sie zwei Königsbacher Bürger gefangen und brachten sie nach Philippsburg. Die Gefangenen waren der markgräfliche Bürger Johann Scheuerlin und der edelmännische Bürger Michel Hardtmann.

Mehrere Wochen wurden die zwei Königsbacher von den Franzosen festgehalten. Der Gouverneur von Philippsburg erklärte, er werde die Männer nur gegen Zahlung eines Lösegeldes von 126 Gulden freigeben. Den Wert dieser Lösegeldforderung kann nur schlecht in Euro umgerechnet werden. Deutlich wird es an der Kaufkraft. 1 Gulden waren 60 Kreuzer. Es kosteten: 1 Pfund Rindfleisch 6 Kreuzer; 1 Pfund Butter 7 Kreuzer; 1 Feldhuhn 8 Kreuzer; 1 Pfund Hutzucker 25 Kreuzer; 1 Gans 32 Kreuzer. Ein Fußknecht im Söldnerheer erhielt rund 4 GoldGulden pro Monat. Ein Knecht, Geselle oder Lohnarbeiter kam bei weitem nicht auf diesen Verdienst, selbst Großknechte oder Meisterknechte (z.B. auf dem Bau) verdienten weniger.

Der damalige Schultheiß (Bürgermeister) Michel Osterlin (Österlin / Oesterle) versammelte die Bürgerschaft am Rathaus, schilderte die Lage und daß kein Geld in der Kasse sei, die gefangenen Mitbürger auszulösen. Dann bat Osterlin die Versammelten um Einverständnis, die kleine Glocke des neuen Geläutes vom Kirchturm zu holen und zu verkaufen. Die Glocke sei ohnehin geborsten und tauge nicht mehr zum Läuten. Aber von dem Erlös könne man die Forderung der Franzosen erfüllen und die Gefangenen befreien. Da keine andere Lösung in Sicht war, erklärte sich die Bürgerschaft mit dem Vorschlag einverstanden. „Und so sind der markgräfliche Untertan Johann Scheuerlin und der edelmännische Untertan Michel Hardtmann mit diesem Geld abgelöst worden”.

Übrigens hat die Gemeinde dieses Geld der Kirche später ersetzt, um nicht zur Anschaffung einer neuen Glocke verpflichtet zu werden.

Der 30jährige Krieg – Kredite zur Linderung der Not

Auf den Überfall auf Königsbach im August 1622 folgten Armut und Hunger. Um helfen zu können nahm die Gemeinde Königsbach am 2. Februar 1623 von der Mitbürgerin Katharina Ostertag ein Darlehen in Höhe von 250 Gulden auf. Es dauerte 75 Jahre, bis diese Schuld im Jahre 1698 restlos getilgt war. Energisch setzte sich auch die schon zum zweiten Male Witwe gewordene Schloßherrin Barbara von Seckendorf zur Bekämpfung der Not ein. (Barbara von Seckendorf geb. von Venningen, Tochter von Wolf Ulrich v. Venningen, erste Ehe mit Friedrich von Rammung aus einem Kraichgauer Adelsgeschlecht, zweite Ehe Nov. 1616 mit Ernst von Seckendorf, dritte Ehe mit Eberhard von Beckermanndt, Badischer Rat und Amtmann zu Stein)

Sie erwirkte von ihrem Lehnsherrn, dem Markgrafen Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach (* 22.06.1583 Cölln an der Spree; † 7.03.1625 in Ansbach) die Erlaubnis zur Aufnahme von 6000 Gulden für fünf Jahre. Dieses Geld sollte ebenfalls zur Beseitigung der dringendsten Notstände dienen, da „die Soldaten nit allein das Schloß und Kirchen, sondern auch der meiste Teil der Häuser zu Königsbach verwüstet und in Asche gelegt haben und dadurch die Untertanen in höchte Armut versetzt worden sind”. Im gleichen Jahr 1624 leiht Barbara auch ein Kapital von 500 Gulden und verpfändet dafür die ihr zustehende Früchte, die in Durlach im Haus des Württembergischen Rats und Kammermeisters Erhard von Rammingen lagerten.

In einem Bericht vom 13. Dezember 1625 ist von einer Schuldenlast der Königsbacher Einwohnerschaft die Rede, von der gesagt wird, „daß uns und unsern Kindern und Kindeskindern ein solches zu bezahlen unmöglich fallen wird”.

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FKSG-03552, Grabstein Barbara von Venningen, †Köb. 19.02.1602, Mutter von Barbara von Seckendorf. Die Grabplatte befindet sich an der Südwand der Kirche.

Wiederaufbau der Kirche in Königsbach

Die Kirche war durch den Brand nahezu völlig zerstört. Ernst von Seckendorf († vor 1624) stellte zwar einen Raum im Schloß für die Abhaltung des Gottesdienstes zur Verfügung, „damit das liebe Wort Gottes unverhindert gepredigt werde”. Aber der Saal war zu klein und es fehlte an Sitzgelegenheiten. So ging man 1623 daran, die Kirche wieder instand zu setzen. Am 17. Juni schickte der Markgraf den Baumeister Hans Hornung aus Durlach. Er schätzte die Kosten für den Wiederaufbau der Dachstühle über Turm, Langhaus und Chor sowie die Erneuerung des Gestühls auf 2000 Gulden. Das Holz für diese Arbeiten wurde im Hagenschieß geschlagen und nach Königsbach gefahren. Die Bezahlung der Handwerker bereitete Schwierigkeiten, da die Frage, wer für die Kirche baupflichtig sei, ungeklärt war. Das Kloster Frauenalb bezog den größten Teil des Königsbacher Zehnten, behauptete aber, nur für die Reparatur des Chores zuständig zu sein und verweigerte alle darüber hinausgehende Zahlungen. Auf Anweisung des Markgrafen wurde daher am 27. Oktober 1624 dieser Zehnte gepfändet und in das Schloß gebracht. 1625 waren die Dachstühle errichtet. Ein Durlacher Glockengießer goß drei neue Glocken, allerdings waren diese mangelhaft. Die große Glocke mußte „klangeshalber” zerschlagen und neu gegossen werden. Von der kleinen Glocke heißt es im Jahr darauf, daß sie geborsten und unbrauchbar sei. Immerhin konnten zum Christfest 1625 wieder die Glocken geläutet werden. Es dauerte aber noch Jahre, bis auch die Empore, das Gestühl und der Fußboden der Kirche wieder hergestellt waren.

Der 30jährige Krieg

1618 entbrannte ein europäischer Konflikt, der zu einem dreißig Jahre andauernden Krieg werden sollte. Er spielte sich im so genannten Heilige Römische Reich ab, in dem es viele deutsche souveräne Einzelstaaten gab, die dem Kaiser zur gegenseitigen Treue verpflichtet waren. Durch die Reformation 1517 hatte sich die römisch-katholische Kirche in zwei Konfessionen – Katholiken (Katholische Liga) und Protestanten (Protestantische Union) – gespalten. Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 stand es jedem Landesherrn zu, über die Konfession in seinem Land bestimmen zu dürfen. In der Markgrafschaft Baden-Durlach wurde durch Markgraf Karl II. im Juni 1556 die Reformation eingeführt. Erasmus von Venningen, der die Grundherrschaft über den größten Teil Königsbachs hatte, hatte schon zwei Jahre vorher Luthers Lehre in den Ort eingebracht. Er setzte kurzerhand den betagten katholischen Pfarrer Philipp Sterrer ab und den Prädikanten Magister Johann Voit an dessen Stelle ein.
Im Reich wurde der Religionsfrieden immer mehr missachtet, da die Kaiser als Habsburger katholisch geprägt waren und das Reich im eigenen Sinne umgestalten, sogar rekatholizieren wollten. Der Religionskrieg entbrannte und neben religiösen Konflikten mischten sich auch andere europäische Großmächte in die Angelegenheiten des Reiches ein – der Flächenbrand entstand.

Zerstörung Königsbachs 1622

Der Krieg erreichte Königsbach und Stein. Ein Durlacher Lehrer vom Ernestinum schrieb im August 1622 an einen Freund in Straßburg: „In unserer Gegend haben die Bayern und Kaiserlichen entsetzlich gehaust und sie tun es noch; sie haben geplündert, haben Dörfer verbrannt und eine Menge Unschuldiger niedergemetzelt. Liedolsheim, Königsbach, Neureuth, das feste Mühlburg samt seinem Schlosse, ferner die Orte Morsch, Muggensturm, Bühl, liegen fast ganz in Asche!”

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Die inzwischen protestantischen Bürger Königsbachs flüchteten beim Anrücken der feindlichen Soldaten in die Kirche. Diese war als Wehrkirche mit umlaufender fünf Meter hohen Mauer, die mit Schießscharten ausgestattet war und hinter der die Gaden mit Vorräten standen, durchaus zur Verteidigung ausgerichtet. Aber den Soldaten des Kaisers konnten selbst die starken Mauern nicht trotzen. Sie drangen in die Kirche ein und richteten ein entsetzliches Blutbad unter den darin befindlichen Königsbachern an, „so daß das Blut in Strömen abgeflossen sei”. Dann zündeten sie die Kirche an. Die Inneneinrichtung sowie die Dächer des Chores, des Langhauses und des Turmes wurden restlos vernichtet. Die Glocken auf dem Turm schmolzen in der Hitze des Feuers und das Metall floß auf den Kirchenboden herunter.

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links: Schießscharte an der Friedhofsmauer. Foto Peter Seiter 2015.
rechts: Postkarte der Königsbacher Kirche vom alten Friedhofsteil aus. Um 1900 / 1920. FKSG-00000, Original Helga Teuscher
unten links: Mauerreste des Steinhauses auf dem Hohberg (Steinhausberg, Schloßberg) im Jahr 1939. FKSG-00039, Original Landesamt für Denkmalpflege, Karlsruhe.

Einundvierzig neben der Kirche stehende Gaden brannten ebenfalls ab, zudem „das Mesnerhaus samt der Uhr”, das Pfarrhaus, das Rathaus, die Zehntscheuer, das große Amtshaus „des Junkers zu Königsbach”, das neu erbaute Steinhaus auf dem Hohberg mitsamt dem dazu gehörigen Keller. In diesem Keller lagen zwei Fässer mit je 15 Fuder, drei Fässer mit je zwölf Fuder, etliche mit fünf und acht mit je einem Fuder Wein. Anmerkung: Fuder war im Mittelalter eine Maßeinheit, mit der feste Stoffe und Flüssigkeiten gemessen wurden. Laut der vorliegenden Literatur (Lutz, Altwürttembergische Hohlmaße, Stgt. 1938, S. 173) orientierte sich in der Frühen Neuzeit das Maulbronner Fuder an der Brettener und Pforzheimer Eich (die auch für Königsbach gegolten haben sollte). Demnach waren 1 Fuder = 6 Eimer = 1078-1162 Liter. Gehen wir von 1100 Liter pro Fuder aus, kommen wir bei einem 15-Fuder-Faß auf 16.500 Liter. Das heißt, auf dem Steinhausberg lagen über 88.000 Liter Wein. Das ist schwer vorstellbar. Insgesamt wurden durch diesen Brand außer der Kirche 140 Wohnhäuser zerstört, 87 Scheunen und 54 Ställe. 100 Bürger mit ihren Familien verloren ihre Wohnungen, ihr Vieh und ihre Lebensmittelvorräte.

2018 KW03 OG 00039 fb

Am 14.08.1957 erwähnte die Pforzheimer Zeitung diese Zerstörung in einem Artikel. Darin heißt es: „Im Jahre 1622 äscherten durchziehende bayerische und französische Truppen den Ort ein und richteten unter den in die Kirche geflüchteten Einwohnern ein furchtbares Blutbad an. Das beweisen heute hoch die vor einigen Monaten bei der Renovierung der evangelischen Kirche unterhalb der Eckmauern entdeckten zwei Massengräber, die aus jener Zeit stammen sollen. Nur wenige Leute, die sich noch rechtzeitig im „Großen Wald" versteckt hatten, entgingen dem Blutbad.” Es war im Mittelalter durchaus üblich, kirchliche Gemeinschaftsgräber anzulegen. Laut Jeff Klotz wurden bei der Kirche in Eisingen neben dem Chor ein Grab mit 50 Personen gefunden. Ob es sich beim Königsbacher Gräberfund auch um solche Gemeinschaftsgräber handelt oder ob der Fund sich Anfang des 17. Jahrhunderts zuordnen lässt, vom Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit Jeff Klotz noch erforscht.

Zur Erinnerung an diese Katastrophe ließ Barbara Freifrau von Seckendorff (geb. von Venningen, Enkelin von Erasmus von Venningen und Ehefrau von Ernst von Seckendorff, der zu Beginn des Krieges die Grundherrschaft über Königsbach hatte) an der Friedhofsmauer einen Stein mit folgender Inschrift anbringen: „Es haben in diesem Jahr die bayrischen Soldaten die Kirch und die daneben stehenden Gebäude in Brand gesteckt, da dann alles im Rauch aufgegangen. Zu der Zeit kostete das Malter Dinkel 30 Taler, die Ohm Wein 100 Taler, ein Rind etwa 200 Taler. Der grundgütige Gott behüte uns und die lieben Unsrigen, daß wir solche betrübte Zeiten nicht mehr erleben.” Der Stein ist leider schon lange nicht mehr vorhanden. Der 1735-1742 in Pforzheim amtierende Dekan Philipp Bürcklin erwähnte ihn in einem Visitationsbericht als Königsbacher „Merkwürdigkeit”.

Die Brandkatastrophe von 1857

OB KW49 OG 00660 fbFKSG-00660, Original unbek.
Marktplatz und Marktstraße, Zeichnung um 1850. Das große Gebäude in der Bildmitte ist das Gasthaus zur Krone, nach dem auch die Kronenstraße benannt ist. Der Eingang zum Gastraum befand sich über die Treppen auf Seite der Marktstraße. Kronenwirt war ab 1855 Johannes Fränkle (*1829 †1858), Küfermeister und Bierbrauermeister.Links das Haus des jüdischen Mitbürgers Jonas Maier, an dessen Dungstätte sich das Feuer selbst entzündet haben soll. Das Gebäude rechts ist der „Ochsen”, allerdings ohne Anbau rechts. Es war eines der wenigen Gebäude, das dem Brand standhielt. Wirt während der Brandnacht war ebenfalls ein Johannes Fränkle (*1831 †1872, Bauer, Landwirt und 1854-64 Ochsenwirt)

Im 19. Jahrhundert sind viele Städte und Dörfer von mehr oder weniger großen Brandkatastrophen heimgesucht worden. Ursache hierfür war meist die aus dem Mittelalter übernommene enge Bauweise, das Fehlen von Brandmauern und die Verwendung von leicht brennbarem Material beim Bau. Zwar gab es schon in den mittelalterlichen Dorfordnungen Vorschriften zur Verhütung und Bekämpfung von Brandunglück, aber die Anweisungen waren unzureichend und wurden nur unvollkommen eingehalten. Es gab noch keine geschulte Feuerwehr, keine ausreichende Feuerlöschtechnik und oft genug nur eine mangelhafte Versorgung mit Löschwasser. Vor Einführung der Elektrizität dienten zur Beleuchtung der Wohnungen und Wirtschaftsräume nur Wachslichter und die gefährlichen Petroleumlampen, die oftmals Auslöser für Brände waren. Auch unser Königsbach blieb nicht davon verschont – und das, nachdem es schon im dreißigjährigen Krieg von Tillys Truppen größtenteils niedergebrannt worden war.

Die Brandkatastrophe von 1857

Als am Sonntag, 1. August 1857 die Gottesdienstbesucher gegen 10:30 Uhr die Kirche verließen, sahen sie Richtung Singen im Tal Rauchwolken aufsteigen. Ein abgeerntetes Stoppelfeld war aus ungeklärter Ursache in Brand geraten und erfaßte auch das noch stehende Getreide des Nachbargrundstückes. Die Einwohner rannten aufs Feld und mit vereinten Kräften war das Feuer bald gelöscht.

Doch währenddessen entstand auf dem Misthaufen des Kaufmanns Jonas Maier am Marktplatz, vermutlich durch Selbstentzündung, erneut ein Feuer. Als die Leute mit Wasser herbeieilten, brannte schon die Scheuer mit ihren Stroh- und Heuvorräten. Ein Nordostwind trieb das Feuer nach mehreren Seiten auseinander.  Schnell stand von der Markt- bis zur Ankerstraße alles in Flammen. Da Tage zuvor die Ernte eingebracht worden war, fand das Feuer genügend Nahrung.

Gegen 17 Uhr brannte das halbe Dorf. Eine geordnete Brandbekämpfung fand nicht statt, jeder versuchte einfach, seinen Besitz vor den Flammen zu retten. Die einzelne, kleine Dorf-Feuerspritze war bei den Löschversuchen keine Hilfe, sie war zur Bekämpfung eines so großen Feuers einfach nicht geeignet. Großherzog Friedrich I wurde von dem Brand benachrichtigt. Er schickte sofort einige Schwadronen Dragoner nach Königsbach. In der Nacht kamen dazu noch Artillerieeinheiten und ein Regiment Füsiliere. Sie schützten das wenige gerettete Hab und Gut der Geschädigten vor Diebstählen und sorgten für Ordnung. 

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FKSG-04605, gemeinfrei. Friedrich I. von Baden (*1826 †1907) war 1852-1856 Regent und 1856-Tod 1907 Großherzog von Baden. Friedrich I. galt als sehr liberal und war Verfechter der konstitutionellen Monarchie. Unter seiner Regentschaft wurden in Baden viele wichtige und richtungweisende Reformen durchgeführt. Er war technisch und kulturell sehr interessiert. Er lies Wasserwege und Eisenbahnnetz den Anforderungen der Industriealisierung entsprechend ausbauen und schuf so die Grundlagen für den wirtschaftlichen Wohlstand im Südwesten Deutschlands. Nach ihm wurde die Friedrichstraße in Königsbach benannt.

 

Ebenfalls in der Brandnacht, gegen 21 Uhr, erschien der Großherzog persönlich in Königsbach, um die Brandstätte zu besichtigen. Er stellte 200 Gulden zur Linderung der ersten Not zur Verfügung. Die männliche Bevölkerung der umliegenden Ortschaften wurden angewiesen, zwei Wochen lang beim Freilegen der Straßen und Wegräumen der verkohlten Balken zu helfen.

Insgesamt waren 31 Wohnhäuser mit 32 Scheunen und 31 anderen Nebengebäuden abgebrannt. Das war eine Katastrophe, denn nur fünf Einwohner waren damals gegen Brandschaden versichert. 76 Familien mit 312 Personen waren obdachlos geworden. Es dauerte mehrere Tage, bis alle eine Unterkunft gefunden hatten. Die Aufräumarbeiten dauerten Monate. Der damalige Pfarrer August Gräbener schrieb in seiner Schilderung des Brandunglücks: „Der Schaden mag wohl gegen 120.000 Gulden betragen haben. Doch verhütete es Gottes Güte, daß wir den Verlust eines Menschenlebens zu beklagen hatten. Auch waren nur einige Schweine, Hühner, Gänse u.s.w. und weniges Vieh bei der Feuersbrunst umgekommen”. Die übrig gebliebenen Häuser des waren bald derart mit Obdachlosen überfüllt, daß die Regierung eingreifen mußte, um Epidemien zu vermeiden. Sie beschlagnahmte dafür alle noch verfügbaren größeren Säle und Räume.

Brot und Mehl wurde knapp, so daß sich die Lebensmittel verteuerten. Allerdings nur für kurze Zeit, denn die umliegenden Orte brachten ganze Fuhren mit Lebensmitteln und Brot nach Königsbach. Im ganzen badischen Land und auch in Württemberg wurden Geldsammlungen von Vereinen, Zeitungen, Organisationen, christlichen Verbänden und Gemeinden veranstaltet, um den Wiederaufbau der Gemeinde Königsbach zu ermöglichen. Eine Kollekte im Mittel- und Unterrheinkreis erbrachte 35.600 Gulden. Außerdem wurden mehr als 1000 Malter Früchte gesammelt. Aus ganz Baden gingen reiche Spenden an Lebensmitteln, Kleidung, Bettwerk und anderen Dingen ein. Auf Grund dieses verheerenden Brandes wurde drei Jahre später in Königsbach die Freiwillige Feuerwehr gegründet – als eine der ersten Feuerwehren des Landes.

Als man sich über den Wiederaufbau des zerstörten Ortsteils Gedanken machte, kam man zu der Erkenntnis, daß es nicht ratsam sei, die neuen Häuser auf die alten engen, winkligen und kleinen Plätze zu stellen. Es wurde Land hinzugekauft, auf Regierungskosten ein Bebauungsplan angefertigt und jedem Geschädigten ein neuer Bauplatz zugewiesen. Im Frühjahr 1858 wurde der Bau von 38 Wohnhäusern und 32 Scheuern fast gleichzeitig in Angriff genommen – sowohl um den Marktplatz und der Marktstraße als auch an der neu angelegten Straße. Am 7. April fand die Grundsteinlegung statt. Hierbei hielt Oberamtmann Spangenberg eine Rede und gab bekannt, daß die neue Straße zu Ehren des Großherzogs den Namen „Friedrichstraße” erhalten solle. Bei dieser Grundsteinlegung wurde sowohl eine zuvor verlesene Urkunde eingemauert, als auch Geldsorten, Früchte und Wein. Es darf nun spekuliert werden, ob und wo Urkunde etc. heute noch vergraben sind.

Kopfsteinpflaster und „g'fläschderde Grenne”.

02108 fbPflasterer Gustav Vogt, 4. von links. An der Hausfassade links steht Albert Holzhauer, Kohlenhandlung. Auf dem linken vorderen Schild: J & H Bäuerle, Malermeister. Schild dahinter: (?)werkstätte Hummel. Das Gebäude rechts müsste eine Schuhmacherei (hinten) und eine Wäscherei (vorne) beherbergen. Der Arbeitsplatz der Pflasterer ist somit in der Gymnasiumstraße in Pforzheim, zwischen den Häusern Nr. 27 und 32 (Holzhauer).
FKSG-02108, Original Karl Schickle †


Die Geschichte der gepflasterten Straßen ist lang, denn die ersten gepflasterten Straßen wurden schon im 4. Jahrtausend vor Christus gebaut, z.B. im Zweistromland Mesopotamien oder im antiken Babylon.
Der systematische Bau von Straßen in Europa geht auf das römische Reich zurück. Hier wurde aus militärischen Gründen ein europaweites Straßennetz aufgebaut. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches im fünften Jahrhundert n. Chr. ließ die Bedeutung des Pflasterbelags nach. Nur noch Straßen und Plätze in europäischen Städten wurden damit ausgestattet, Landstraßen blieben unbefestigt.

Im Mittelalter hatten die Landesherren kein großes Interesse an guten Straßen, aber Nutzen durch die Schlechten. Verdienten doch die Bauern an der Stellung von Vorspannpferden, die Schmiede und Stellmacher an der Wiederherstellung der zerbrochenen Wagen und die Wirte an der Beherbergung der Reisenden dieser Wagen während der Reparatur. Mitte des 18. Jahrhunderts erlangte der Straßenbau erneut an Bedeutung. Die Straßen wurden geschottert, die Ränder oft mit Tiefbordsteinen eingefasst.

Der Pflasterbau selbst nahm erst mit der Zunahme des Verkehrs durch die Industrialisierung wieder zu. Zunächst wurden Steine aus natürlichen Vorkommen (Steinbruch) genutzt, später vor allem in Städten auch Betonsteine, die Ende des 19. Jahrhunderts durch die Verbilligung des Zements erschwinglicher wurden. Doch die Bedeutung von Pflasterbelägen sank im ersten Teil des 20. Jahrhunderts wieder, weil der zunehmende Fahrzeugverkehr nach ebenen und tragfähigeren Teer- und Asphaltstraßen verlangte.

Manche Bilder von Königsbach und Stein in unserem Vereinsarchiv zeigen noch geschotterte Straßen, an deren Ränder die „Grenne” aus Kopfsteinpflaster verlief. Wir haben im Archiv auch zwei Fotos des Königsbacher Pflasterers Gustav Vogt (*1891 †1953) bei der Arbeit, wahrscheinlich in den 1920er Jahren. An den Beruf mag er durch seinen Vater gekommen sein. Gustavs Vater, ebenfalls mit Vornamen Gustav (*1863, †1922) und dessen Bruder Karl Vogt (*1871 †1943) waren beide Pflasterermeister. Im Übrigen sind dies die einzigen Pflasterer, die im Ortssippenbuch verzeichnet sind.

 

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Pflasterer Gustav Vogt, mit Hut, in der Bildmitte, sitzend. Der Ort der Arbeit ist uns leider nicht bekannt, könnte aber in einer der Gemeinden im Umkreis liegen. Der Wirtshausausleger links zeigt deutlich den Wirtschaftsnamen: „Gasthaus zum Kranz”. Falls jemand den Ort kennt, bitte melden.
FKSG-02107, Original Karl Schickle †

Freihöfe in Königsbach: Lindenstraße 5.

OB KW47 OGK 03384 fbDas ehemalige Freihaus in der Lindenstraße 5 in den 1960er Jahren.
FKSG-Nr. 03384. Foto: Hermann Künzig.


Die Adelshöfe in Königsbach, sowie einige bürgerliche Höfe waren Freigüter, und ihre Hofstätten wurden als Freihäuser bezeichnet. Sie waren „frei von Frondiensten, Leibfällen, Schatzungen und anderen Beschwerden”. Das Bauholz für das Freihaus konnte kostenlos aus dem Fleckenwald bezogen werden.

Um 1713 gab es in Königsbach noch sieben Freihäuser. Vor 1700 waren es einige mehr, doch der 30jährige Krieg (1618-1648), die damit verbundenen schweren Feuersbrünste und die nahezu vollständige Zerstörung des Dorfes im Schreckensjahr 1622 forderten ihr Tribut. Nur die Schochstraße unterhalb des Steinhausberges und das Rathaus blieben damals erhalten. Auch in der Folgezeit hatte die Markgrafschaft noch einiges zu erleiden. Die Franzosen hatten zu Beginn des Krieges die Festung Philippsburg nördlich von Karlsruhe in ihre Gewalt gebracht. Von dort aus machten sie Raubzüge in das rechtsrheinische Gebiet, das nur unzulänglich durch deutsche Truppen geschützt war. Fast ungehindert zogen sie sengend und plündernd durch den Kraich- und Pfinzgau – auch durch Königsbach. Manche Besitzer von Freihäusern sahen sich in der Not der darauf folgenden Jahre gezwungen, die Schatzungsfreiheiten (Steuerfreiheit) ihres Hauses wieder an die Obrigkeit zu verkaufen.

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Die Besitzer von Freihäusern in Königsbach hatten zudem  „freien Wandel“, das heißt, sie hatten das Recht, sich für die fürstlich markgräfliche oder auch für die edelmännische Seite frei zu entscheiden. Dieses Recht hatten die anderen Bürger nicht. Bei ihnen wurde schon im Taufbuch eingetragen, ob sie markgräfische oder edelmännische Untertanen waren. Der „alte” Schultheiß Bertsch hatte sich z.B. mit seinem Freihaus nach 1709 auf die edelmännisehe Seite geschlagen, während das so genannte „Steinhaus“, das vorher edelmännisch gewesen war, sich unter fürstlich markgräflichen Schutz begab.

In der Lindenstraße 5 steht heute noch das aus dem 17. Jahrhundert stammende, gut erhaltene „Freyhaus von Joh. Gregorius Reinhardt und der Christina Reinhartin, geb. Kastnerin. Renoviert 1766.” Bei der Inschrift erkennt man das Wappen der Herren von Venningen. Also gehörte das Freihaus ursprünglich auf die edelmännische Seite. Reinhardt aber war bereits Amtmann auf fürstlicher Seite, was seinen „Wandel” zur markgräfischen Seite erklärt. Später wurde er nach Münzesheim versetzt, wo er 1779 starb. Die badische Regierung kaufte danach der Witwe die Schatzungsfreiheit des Königsbacher Hauses ab.

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oben rechts: Inschrift am Zierfachwerk. Diese Inschrift ist wohl erst bei der Renovierung 1979 angebracht worden, da sie auf dem Foto aus den 1960ern nicht vorhanden ist.
FKSG-Nr. 04603

Die Hausinschrift, die bis heute auf dem Türsturz erhalten ist. In der Mitte das Wappen der Herren von Venningen, die bis 1648 die Herrschaft über den edelmännischen Teil Königsbach hatte.
FKSG-Nr. 04614

 

 

Ortsbeschreibung 1894 und 1896  |  Hauptlehrer Sigmund und Pfarrer Böhringer  |  Teil 5 - Hochzeit

02480 fbOskar Karl Edmund Böhringer
1888 ernannte der Großherzog den 1840 in Waldshut geborenen auf sechs Jahre zum Pfarrer von Königsbach. 1892 wurde er von der Gemeinde gewählt und wirkte bis zu seinem Ruhestand 1910 im Ort. Sein besonderes Interesse galt der Königsbacher Ortsgeschichte. Er starb 1921.  FKSG-02480, Original aus dem Heimatbuch von Friedrich Sander.

Johann Georg Sigmund wurde am 3.9.1877 zum ersten von drei evangelischen Hauptlehrern an der vereinigten Volksschule Königsbach ernannt. (vereinigt, weil zuvor jüdische Schüler separat an der Judenschule in der Synagoge unterrichtet wurden) Er war bis 1895 als Lehrer im Ort tätig, danach unterrichtete er in Karlsruhe. In einem Manuskript aus dem Jahr 1894 beschreibt er Dorf und Brauchtum. Über die Ehe schreibt er darin:

Der Bursche, der ein Mädchen heiraten will, geht des Winters abends in das Haus seines Mädchens, wodurch sich allmählich die Neigung der beiden verrät. Sie „versprechen” sich. Der Hochzeitstag ist Dienstag oder Donnerstags, letzteres mehr. Freitags wird keine Hochzeit gehalten, seit neuester Zeit Samstags. Braut einen Kranz, Bräutigam ein Sträußchen an der Brust. Hochzeitsmahl im Hause. Wickeltanz, Puppentaufe. Enthüllung der manchmal spaßhaften Hochzeitsgeschenke. Die Eltern können das „Leibgeding” sich vorbehalten.

Zur Info: Ein Leibgedinge (auch: Leibzucht) ist die Verpflichtung, Naturalleistungen wie Wohnung, Nahrungsmittel, Hege und Pflege gegenüber einer Person – meist den Eltern – bis zu deren Ableben zu erbringen, meist bei Hofübergaben in der Landwirtschaft.

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Auch Oskar Karl Edmund Böhringer, geb. 1840 in Waldshut, 1888 bis 1910 Pfarrer in Königsbach, schreibt über Hochzeit und Ehe im Jahr 1895: Das Paar ist bei der Verkündigung nicht anwesend. Die Anwesenden beugen die Knie nicht beim Verkünden. Elternsegen beim Aufbruch zur Kirche wird nicht erfüllt. Beide Eltern und die Paten gehen gewöhnlich mit. Es wird nicht gebetet beim Aufbruch im Hause oder evtl. nach der Kirche. Die Eheleute geben einander die rechte Hand, ihre bestimmte Absicht dieselben nach oben oder unten zu richten, da der Geistliche seine Hand auf die beiden verbundenen Hände legt, wenn er den Segen spricht. Der Bräutigam trägt bei der Trauung einen Strauß am Rock, die Braut einen Myrtenkranz im Haar, manchmal auch Schleier. Während der Lektion wird oft von den Freunden geschossen. Nichtjungfrauen tragen weder Kranz noch Schmuck und Blumen. Die Braut bringt dem Pfarrer ein Taschentuch mit einem Strauß. Paar besucht die Gräber.

Der Pfarrer nimmt am Hochzeitsschmaus theil, oder an einem Theil desselben abends. Manchmal wird eine Tischrede, Toast auf die Brautleute gehalten. Das Brautbett wird nicht eingesegnet. Die Bauern fassen die Ehe durchaus als einen heiligen Stand auf, von Gott eingesetzt worden, halten darauf, dass die Ehe rein und heilig gehalten werde und eins dem anderen alle Liebe und Treue erzeige bis zum Tod.

 

Karl Egle, * 08.04.1883 † 19.07.1943 und Anna geb. Mall, * 09.06.1885 † 30.11.1965
Trauung in Durlach am 10. Oktober 1908
FKSG-Archiv 04483, Original von Gerlinde Schaier

 

 

Ortsbeschreibung 1894 und 1896  |  Hauptlehrer Sigmund und Pfarrer Böhringer  |  Teil 4 - Mundart, Dialekt

04595fbFKSG-04595, Eine Seite des handgeschriebenen Manuskripts des Hauptlehrer Sigmund von 1894. Original im Ortsarchiv Königsbach.

Hauptlehrer Sigmund, von dem wir schon mehrfach gehört haben, hat uns vor 120 Jahren noch einen Text hinterlassen, der sehr wichtig für unsere Dialektsammlung ist. Er versuchte, den Königsbacher Dialekt zu dokumentieren. Einiges aus dem alten Dialekt haben wir beibehalten, aber vieles ist doch schon verloren gegangen. Umso mehr freut uns diese Aufzeichnung:

Medich, Dennsdich, Merdwoch, Donnersdich, Freidich, Samsdich, Sonndich. Weihnacht = Chrischdag, Fastnacht = Fasnat. Vorigs Johr, des Johr, s'anner Johr, gestert, Onad-nächde. Frihleng, Sommar, Herabst, Wendar. Morjez, am Neine, am Middags. Vesper = Zonnarn, Owands = abends. Vorna an de Woch, henna an de Woch, Hoid (heute), vorgeschdart, am Nachds.

So beschreibt Sigmund verschiedene Wochentage und Zeiten. Der Dialekt war früher mehr ausgeprägt als heute, selbst in der Schule wurde kaum Hochdeutsch gesprochen und Zuwanderung oder Zuzug, der den Dialekt verwässern hätte können, fand nur begrenzt statt.

Gwiddär, Rega, Schloosa (Hagel), Wenn (Wind). Himmelsrichtung wird nach Dörfern bestimmt. „S'thut an (unleserlich) Stern schießa” bedeutet, dass ein Wunsch, den man im selben Augenblick hegt, erfüllt wird. Milchstrooß, s'tut Wedder-Leichden. Hell, sauber, donkel, dregich. Großvadder, Schwiegar, Unkel, Tanden. Cousin wir eigentlich mehr Vetter und Bas genannt. Kensdaaf oder Kennsdaif (Kindstaufe), Geddle = Patin. Widdmann, Widdfra, Gudadag, guda Morjn, Adje.
Beim Niesen: Helf dar Gott. Milliona, Donnerweddar, Wenn d'nomma varrecke dhädscht. Jud = Stenkar, Knitzer Jud schämde, Sadan.

Aber auch ein kompletter Kinderreim hat Sigmund im Dialekt aufgeschrieben:
Des isch da Dauma | der schidlt Pflauma | der läst'se uff | der tragt'se hoim | ond des Klai | babbelt alles dahai.

Sigmund schrieb auch einige Lebensmittel und Gerichte auf, die damals beim Volk genossen wurden: Kaffee, Sauerkraud, Dampfnudl, Bauchstecherla, Schupfnudl, Spätzle, Scherrgickel (Kennt das jemand?) Maultascha, Küchla, Eicherkucha, Pfannakucha, Kartoffelschnitz = Krombiraschnitz, Krombirasalad, Moschd, Wei, Ziwewewei.

D'Fra muß debai schaffa, de Mann fahrt aufs Fell on holts Fuder. Dass eine Frau allein fährt, kommt sehr selten vor. Jeder ordentliche Bauer hat seinen Gaul. Der Mann „zackart”, eegt = eggt, mäht, lad uff, fährt Mischt usw. Die Frau melkt und schafft in der Küch. Butter und Käse wird vom Mann bereitet, da die Milch nach den nahen Städten versandt wird. Der Milchlohn dient zur Bestreitung der Haushaltskosten und gehört der Frau. Wein wurde hier bis vor 30 Jahren (d.h. bis ca. 1864) viel gebaut, es soll guter Wein gewesen sein. Jetztt sind die „Weigart” ausgehackt und andersweitig bepflanzt.

I geh an d'Dchmidde, zom Schneidar, Schumacha, Schreinar, Bahvirar (hier konnten wir nicht herausfinden, was gemeint ist), Mecksdar = Metzger, Kamöfeger.

Auch Begriffe und Handwerksgegenstände aus der Landwirtschaft sind aufgezählt: Zoi = Korb, Karscht, Hau, Sens, Rechq, Mischtkropfa = Misthaken, Gawl, Pflug, Eeg, Wisbaum, Spannseil, Schipp un Spada, Laidar.

Teile des Wagens: Deixl, Wog, Wegscheit, Räda, Spaicha, Langewied, Dila, Heimarwaga, Vorderwaga, Migga, Aufhaldketten, Schemel, Achsenstöck, Keischait, Deichselbacke, Joch.
Teile des Pluges: Grenkl (das lange Holz), Horn oder Reihen, Zugkette mit Wirbel, Sitefel, Schar Riester, Sohle, Sägstange.

Eine Aufzählung verschiedener Tiere auf den Höfen schließt Sigmund mit dem Satz: Das Pferd Weiart (wiehert), Kua brüllt, Hahn kräht; meistens heißt der Ausdruck einfach ”schreie“.
Krombira = Kartoffel, Solat, Magsoma = Mohn, Hawar = Hafer, Denkel = Spelz, Korn = Roggen. Weiza, Einkorn, Welschkorn = Mais, Dickerüwa = Runkelrüben, Zuckarüwa, weiße Rüwa, Gele Rüwa, Kohlarawa, Nüß, Äpfl, Bira, Pflauma, Zwegschda, Zippertla = kleine Pflaumen, Pferscheng = Pfirsich, Ärbl = Erdbeeren, Hebar = Himbeere, Brobar = Brombeer, Gegommar = Gurken, Zeidigs Obst = reifes Obst, unreifes Obst ist "no net zeidig".

Aber auch ganze Sätze oder Unterhaltungen zeigt Sigmund in seiner Dorfdarstellung auf: „Guda Morja”, „Du hosch awar a scheene Kua do” – „Von wem hosch denn dia kaaft?” – „Vom Schlamba” – „Was hat'se denn koscht?” – „Dreihindert Marck, wenns nummer a mol besser Wedder gewe dhäd, de Waiza wachst sehr aus.” – „Fleißich?” – „A bißle. Awwer die Quadda senn des Johr so arg. Was hann dann geschdert d'Krombira uffam Pforzamar Märktle golda?” – „A Marck an zea Pfänneng. Die wära a no deirar. I ward mi meina bis zom Spotjohr. Do ka mar se a no guat verkaafe.” – „Solang war no dän Wenn (Wind) hänn, gibts no kai besser Wädder, da Bohwall hangt widder ganz voll, do kriega mar ebbes davo.”

Weiter schreibt der Hauptlehrer: Fast isoliert liegt Königsbach mit seiner Mundsprache. Bilfingen und Ersingen sprechen grundverschieden von hier. Dort „gaits Schnai”, hier „hads Schnee”. „Wo gisch anna”? hier: „Wu gesch no”. Stein ist gleich, Wilferdinger sprechen anders. Die Juden haben die ihrem Volke eigene Aussprache. Sie setzten das Hilfszeitwort z.B. vor die Satzerweiterung, z.B. „I bin gewesen in Dorrlach”. Spüche wie „User meine Schumma” oder „bei meiner Seel” sind häufig.

Mit diesen Schlußworten endet die Ortsbeschreibung des Hauptlehrers, die uns Einblicke in den Ort vor 120 Jahren gab.

Auch Pfarrer Oskar Böhringer beschreibt im August 1895 in ein-zwei Sätzen den Königsbacher Dialekt: Ortsmundart. Diesselbe grenzt vielfach an den schwäbischen Dialekt, hat Anklänge an denselben. … Das „d” in Wörtern wie Wald, Grund, Rind, Magd, ist nicht hörbar. Man sagt z.B: „D'Mag isch mid'm Kin un em Hun in de Wall gange” statt: „Die Magd ist mit dem Kind und dem Hund in den Wald gegangen.” ”überfell” statt ”übers Feld” usw.

Ortsbeschreibung 1894 und 1896  |  Hauptlehrer Sigmund und Pfarrer Böhringer  |  Teil 3 - Aberglaube, Tod und Beerdigung

OB KW35 OGK 03944 fbFKSG-03944, Im Jahr 1924/25: Beerdigungszug zwischen Kirchstraße 8 und Pfarrhaus. Voran die Mädchen/Konfirmandinnen Jahrgang 1909/1910. Dann die Männer mit ihren Zylinderhüten, danach erwachsene Frauen in Trauerkleidung. Es folgt die Leichenkutsche mit dem Sarg, von zwei Pferden gezogen. Auf dem Kutschbock wahrscheinlich Wilhelm Jung. Dahinter die restliche Trauergemeinde. Original Gudrun Schestag

Im Verlauf des Manuskripts erzählt der Hauptlehrer von den Bräuchen und dem Aberglauben, welcher im Dorf herrschte: Die „Hexen” walteten namentlich im Stall, deshalb wurden an die Stalltüren in der Christnacht drei Kreuze gemacht und schwarze Geißböcke gegen die Hexen gehalten wurden. In der Christnacht wurde zudem Heu unter das Dach gelegt und am anderen Morgen an das Vieh verfüttert, damit während des ganzen Jahres nichts an das Vieh kommt.

Damit die Milch nicht verhext wurde, kamen folgende Zeichen immer an die Stalltür: *K*M*B; das hieß Kaspar, Melker, Balties (richtig wäre: Kapar, Melchior, Balthasar). Mehrmals sollen den Pferden von den Hexen während des Nachts aus dem Kammhaaren Zöpfe geflochten worden sein. Morgens kam dann der Beschwörer mit glühendem Eisen, um die Hexen zu bannen. Der Hexenbanner ist vielen Leuten noch in Erinnerung. Ein anderer Aberglaube war, einen Matzen an die Wand zu nageln, dies sollte gegen Blitzschlag schützen.

Über Sterben und Tod und die damit verbundenen Bräuche und Aberglauben berichtet Hauptlehrer Sigmund: Bei eintretender Krankheit wird der Arzt geholt, früher vielfach ein „Quacksalber”. Vorboten des Todes sind der Ruf des Käuzchens (gen. Todesvogel), außerdem eine weiße Frucht auf dem Acker, z.B. eine weiße Runkelrübe oder Meerrettich usw. Wächst dieses nach der Ackergrenze, so bedeutet es Tod in der Verwandtschaft. Bei eingetretenem Tod wird das Fenster geöffnet, damit die Seele entweichen kann. Zudem alle Geräte und Möbel von der Stelle gerückt und das Weinfass geschüttelt. Leichenwache halten Verwandte und Männer, welche den Toten auf den Kirchhof tragen. Die verstorbene Wöchnerin erhält eine Schere und ein Kinderjäckchen mit in den Sarg. Unter dem Geläute der Glocken setzt sich nach vorausgegangenem Gesang der Kinder der Zug in Bewegung. (Anmerkung: vom Haus des Toten, wo die Leiche aufgebahrt wurde, bis zum Friedhof.) Ist der Verstorbene männlichen Geschlechts, so folgen zuerst die Männer, voraus die Verwandten, Brüder, dem Alter nach. Bei weiblichen umgekehrt. Der Tote wird getragen. Beim Ausrufen Gesang der Kinder, ebenso am Grab. Gebet, Versenkung des Sarges unter Gesang. Predigt in der Kirche. Trauertracht bei Männern schwarzes Band am Hut oder Arm, bei Frauen schwarze Kleider. Trauerzeit 1 Jahr. Sobald der Tote im Traum erscheint, soll nicht mehr um ihn geweint werden.

Auch Pfarrer Böhringer widmet in seiner Ortsbeschreibung von 1896 einige Zeilen dem Tod. Er beschreibt z.B. dass Selbstmörder nun auch auf dem Friedhof in geweihter Erde begraben würden und die Beerdigung sich in nichts von herkömmlichen Beerdigungen unterschied. Ferner schrieb er: Die Gräber werden nach dem Lebensalter der Gestorbenen in Gräber für Kinder und für Erwachsene unterteilt. Sämtliche Gräber tragen Schmuck von Blumen oder von Blechkränzen, in den Grabsteinen noch Kreuze, Segensweisungen zum Glauben. Kirchen- und Gräberspuk bis zum Leichensteinwasser sind unbekannte Dinge.

Zur Erklärung: Dem völkischen Aberglauben nach dient das von einem Grabstein gesammelte Wasser zur Heilung von manchen Leiden – wenn es getrunken oder als Waschwasser benutzt wurde. In einem antiquarischen Medizinbuch steht z.B. über die Behandlung von Warzen: „Oder gehe des Morgens früh wenn es geregnet hat, stillschweigend auf den Kirchhof, wasche dich mit dem Wasser, das auf einem Leichenstein stehen geblieben ist; gehe stillschweigend wieder zurück, dann vergeht sie”. Solche Rituale wurden laut Böhringer in Königsbach-Stein nicht bzw. nicht mehr ausgeübt.

 

Volkstracht aus dem 19. Jahrhundert – Die Tracht der Frauen in Königsbach und Stein

OB KW33 OGK 04015 fbKatharina Ewald geb. Ruf (*1818 †1905) aus Stein in ihrer Sonntagstracht um 1900.
FKSG-04015. Original Folker Ewald


Frauentracht! Verheiratete Frauen trugen beim Kirchgang ein schwarzes Kleid oder einen schwarzen langen Rock mit entsprechender schwarzer hochgeschlossener Buse. Ein Schal aus Wolle (bei Begüterten aus Seide), über Brust gekreuzt und am Rücken zusammengebunden, ergänzte die Tracht. Später wurde dieser Schal oft durch ein schwarzes Schultertuch ersetzt. Auch Modelle mit schwarzer Schürze sind bekannt. Bei den evangelischen Frauen war es der Calvinismus, der ihnen dunkle und einfache Kleidung vorschrieb. Bei den katholischen Frauen wirkte noch der Einfluß der spanischen Hofmode nach.

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Dazu gab es ein „Häubchen“, ebenfalls in Schwarz. Anna Seiter aus Stein hat von ihren Vorfahren solche Häubchen ererbt und uns zur Verfügung gestellt. Eines der Häubchen ist aus dickerem, doppelten Wollstoff, mit Seidenband verziert und am Kinn zum Knöpfen. Es diente als wärmendes Winterhäubchen. Dazu trug man 04555 fbeinen ebenso fein gearbeitetes Schultertuch aus Wollstoff mit Schlaufenverzierungen. Das Sommerhäubchen war aus feinem Garn gefertigt, mit eingearbeiteten Perlen verziert und ebenfalls unter dem Kinn zu schließen. Die Häubchen waren nicht immer einheitlich, da sie oft selbst gefertigt wurden und dadurch auch persönlichem Modegeschmack und handarbeitlichem Können unterlagen.

 

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Haube links: Winterhäubchen
FKSG-Nr. 04555. Original Anna Seiter

Haube rechts: Sommerhäubchen
FKSG-Nr. 04555. Original Anna Seiter

unten links: Braut- und Kirchentracht einer begüterten Bäuerin im Kraichgau um 1880. Leihgabe des Heimatmuseums Kraichgau / Banat, Oberderdingen, zur Ausstellung „Königsbach-Stein traut sich” im September 2017. FKSG-Nr. 04559. Foto Uwe Kaiser

unten rechts: Tracht um ca. 1860.
Leihgabe der Heimatstube Elsenz, 75031 Eppingen-Elsenz, zur Ausstellung „Königsbach-Stein traut sich” im September 2017. FKSG-Nr. 04553. Foto Uwe Kaiser

Volkstracht aus dem 19. Jahrhundert – Die Tracht der Männer in Königsbach und Stein

OB KW32 OGK 04431 fbFKSG-04431, Zeichnung der Volkstracht zur Veranschaulichung von Susanne Kaiser-Asoronye.

Aufgrund der Ortsnähe ist davon auszugehen, dass die Fest- und Kirchenkleidung in Königsbach und in Stein so ziemlich gleich waren. In seinem Manuskript beschreibt Hauptlehrer Sigmund die im 19. Jahrhundert übliche Volkstracht in Königsbach:

Eine Volkstracht ist seit 40-50 Jahren (Anm. entspr. 1844) verschwunden. Die älteren Leute erinnern sich ihrer Eltern, welche weiße Strümpfe, kurze, schwarze Hosen mit langen blauen Röcken und kurze Schuhe mit silbernen Schnallen getragen haben. Bei 3-4 Männern sieht man heute noch den Dreispitz auf dem Kopfe. Die Weiber hatten früher kleine Häubchen. Jetzt ist bei der gesamten Bevölkerung die alte Tracht verschwunden.

Auch Pfarrer Oskar Böhringer beschreibt 1895 ähnliches: Volksbräuche. Früher herrschaftsbezogener langer blauer Rock, Lederhose, dreieckiger Hut (Dreispitz). Gegenwärtig ist eine bei den Burschen der benachbarten Märkte Pforzheim, Karlsruhe abgesehene Tracht hier eingeführt, nur ein einziger alter Mann trägt sie (die alte Tracht) noch – und auch dieser nur zum Kirchgang seinen Dreispitz. Die alte Tracht ist ganz verschwunden.

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In Anlehnung an andere süddeutsche/badischen und die Trachten aus dem Kraichgau Volkstrachten konnten wir dazu folgendes recherchieren: Männertracht! Dreispitz: Runder Hut aus Wollfilz, an dem an drei Seiten die Krempe aufgeschlagen ist, um 1690 aus dem breitrandigen Hut des 17. Jhd. entstanden. Er blieb bis ins 19. Jahrhundert als bürgerliches Kleidungsstück erhalten. Das meistens weiße Männerhemd besitzt einen angenähten Kragen, die Ärmel gehen bis zum Handgelenk und werden mit zwei bis drei Zentimeter breiten Bündchen geschlossen (geknöpft). Halstuch: Dunkelfarbenes Halstuch bei älteren, helle oder leuchtendfarbige Halstücher bei jüngeren Männern. Die Halstücher sind rechteckig. Sie werden auf doppelte Daumenbreite zusammengelegt und mit einem Knoten, der zwei Zipfel des Tuches nach unten hängen lässt, gebunden. Strümpfe: Weiße oder blaue knielange Baumwollstrümpfe im Sommer. Im Winter Wollstrümpfe. Kurze Hosen (Kniehosen) aus naturfarbenem Leder oder aus schwarzem, festen Wollstoff. Lange Hosen aus schwarzem Wollstoff ab ca. 1840. Oftmals wurde dazu eine ärmellose Tuchweste mit Doppelknopfreihe und zwei Seitentaschen (Uhrentaschen) getragen, anfangs in Rot, zu Ende des 19. Jhd. meist in Schwarz. Dunkelblauer Tuchrock: Ursprünglich ohne Kragen wurde er später auch mit Stehkragen angefertigt. An den Ärmeln sind Patten angebracht. Der Mantel reichte bis zum Knie, aber auch Modelle bis an die Waden sind überliefert.

 

FKSG-04552, Männertracht um ca. 1860.
Leihgabe der Heimatstube Elsenz, 75031 Eppingen-Elsenz, zur Ausstellung „Königsbach-Stein traut sich” im September 2017

 

Ortsbeschreibung 1894  |  Hauptlehrer Sigmund  |  Teil 2 - Taufe und Konfirmation

OB KW34 OGK 02492fbFKSG-02492, Die Eltern Luise (geb. Scherle) und Wilhelm Bräuer (Postillon) mit den Kindern (v.li) Wilhelm (Bäcker), Luise (verh. Knebel), Daniel, Emilie (verh. Bürck) und Hans. Das Foto entstand 1917, wahrscheinlich zur Taufe der jüngsten Tochter Luise. Original Luise Knebel †.

Sigmund überliefert uns auch Bräuche über die Taufe und die Konfirmation: Die Kinder kommen vom Storch und vom Kindlesbrunnen (Nicht mehr existenter Brunnen in der Schlossbergstr, in Höhe des Aufgangs zum Steinhaus/Burg/Wasserbehälter). Männliche und weibliche, eheliche und uneheliche Kinder werden gleich behandelt.

Das war nicht selbstverständlich. Im 19. Jahrhundert hatte zwar ein uneheliches Kind im Verhältnis zur Mutter die gleichen Rechte wie die ehelich geborenen, aber eine Gleichstellung im Verhältnis zum Vater war nicht gegeben. In - meist streng katholischen - Dörfern begleitete der Makel der unehelichen Geburt das Kind ein Leben lang. Auch äußerte sich der Pfarrer im Geburtsregister oft abfällig über die außereheliche Geburt. Beispiele dafür finden wir im Ortssippenbuch beider Gemeinden.

Die Taufe, in der Kirche oder Zuhause gehalten, wird meistens festlich im Haus begangen. Die ganze „Freundschaft” (Verwandschaft) erscheint dazu. Butter und Käsebrot mit Bier und Wein. Extra wird ein „Taufbrot” gebacken.

Anmerkung: Der Brauch des Taufbrots war seit dem 14. Jh.  bekannt. Es war ein figürliches Gebäcks in Form eines Männleins oder Weibleins, das den Taufgästen gereicht wurde. Später buk man nur noch Taufbrot, in welche die Initialen des Täuflings eingeprägt waren. Dem Volksglauben entsprechend legte man dem ungetauften Neugeborenen – zumindest während des Taufgangs – Brot als Schutz gegen böse Geister ins Tragekissen.

Erster Ausgang der Wöchnerin in die Kirche. Dann folgt der Text eines Wiegenliedes in Anlehnung an eine alte Volksweise: Schlaf, Kindlein, schlaf / im Garten laufen Schaf / die schwarzen wie die weißen | die wolln mein Kindlein beißen / schlaf, Kindlein, schlaf.

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Über die Kinder und die Konfirmation erzählt Sigmund folgendendes: Die Kinder besuchen regelmäßig die Schule. Schulfeste gibt es eigentlich nicht, nur bei Großherzogs Geburtstag. Konfirmation ist getrennt: Judika Prüfung (vorletzter Sonntag vor Ostern), Palmsonntag Einsegnung (Sonntag vor Ostern). Jetzt modern: Knaben Strauß fein an der Bust, Mädchen Kränze. An Verwandte und Bekannte werden an Judika eine Unmasse Brezeln verschenkt. Frühere Tracht bei den Knaben: Cylinderhüte mit Sträußlein, von den Mädchen geschenkt.

 

FKSG-01332, Konfirmanten mit Pfarrer Walter Brandl um 1920, Jahrgang um 1906/1907. Original Renate Schmidt.

Ortsbeschreibung 1894  |  Hauptlehrer Sigmund  |  Teil 1 - Familiennamen, Gebäude, Speisen

04576fbFKSG-04576, Erste Seite der Ortsbeschreibung. Original im Ortsarchiv Königsbach.

Dass sich das Stöbern im Ortsarchiv lohnt, zeigt sich immer wieder. Bei unserem letzten Besuch stießen wir auf ein handschriftliches Manuskript aus alter Zeit. Hier hatte der Hauptlehrer Sigmund im September 1894 ein Stimmungsbild der Ortschaft Königsbach niedergeschrieben.

Johann Georg Sigmund wurde am 03.09.1877 zum ersten von drei evangelischen Hauptlehrern an der vereinigten Volksschule Königsbach ernannt. Er war bis 1895 als Lehrer im Ort tätig, danach unterrichtete er in Karlsruhe.

Königsbach. Im Volksmund „Künschbach”, Marktflecken mit 2035 Einwohner, Amtsbez. Durlach, Kreis Karlsruhe, Pfarrort. Zu Königsbach gehörig: „Zinken”, „Trais”, Johannisthaler Hof, untere und obere Bleiche, Kleinmarktverkehr Pforzheim (2 Std.)  und Karlsruhe (4 Std.). Großmarktverkehr (Heu, Stroh usw.) Karlsruhe. Schloss mit Garten der Freiherren von St. André.

Es folgt eine Auflistung der im Ort gebräuchlichen Familiennamen und die häufigsten Vornamen. Hier sind besonders die Doppelnamen interessant: Hansphilipp, Franzekarle (Karl, Sohn des Franz), Schickjokleskarle, Schickjoklesphilipp, Schmiedheinerle, Bergadam, Fuchsengel, Schickheimersfriederle.

Sigmund beschreibt in seinem Manuskript den Aufbau der meisten Häuser/Höfe im Dorf: Die Gemeinde bildet ein geschlossenes Dorf mit Zugehörigkeit oben genannter Zinken. (Anmerkung: Zinken sind eine verstreute Ansiedlung von Einzelhäusern, im Alemannischen auch für Weiler.) Die Häuser sind meistens zweistöckig, namentlich die seit den letzten großen Bränden erbauten. Die älteren meistens einstöckig mit Dachgaupen. Eigenartig ist, dass nur sehr wenige ältere Häuser mit den Giebeln nach der Straße gebaut sind. Mit der Frontseite nach der Straße ist der Eingang nicht von der Straße, sondern von der einen freigelassenen Giebelseite auf welcher sich die Einfahrt, gedeckt oder offen, findet. Hinter dem Haus steht die Scheuer mit großem Thor, links der Stall, rechts der Keller, so dass das Vieh von der Scheuer aus durch die kleinen Öffnungen gefüttert werden kann. Ebenso kann von der Scheuer in den Keller abgeladen werden. Eine Verbindung des Hauses mit der Scheuer bildet der sogen. Holzbau mit den darunter liegenden Schweineställen. Beim Eintritt in da Haus tritt man rechts in die Wohnstube mit anstoßender Kammer (Schlafkammer), links das sog. „Stüble”, ein kleinerer Raum, dienlich als Schlafstätte oder zu sonstigem Gebrauch. Gerade aus geht's in die Küche mit großem Rauchfang und einem Herd aus Backsteinen und Backofen. Hinter der Scheuer befindet sich der Hausgarten.

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Auch die in den 1970er Jahren gefällte Dorflinde findet Erwähnung: Die Dorflinde, ein mächtiger Baum von 4 m Umfang steht auf einer Anhöhe vor der Kirche . Die unteren Äste sind waagrecht in gleicher Höhe ausgebreitet, ebenso die nächsten und bilden gleichsam drei Stockwerke. Auf den unteren Ästen soll, belegt mit Dielen, bei festlichen Anlässen getanzt worden sein.

Ein weiterer Teil befasst sich mit den üblichen Speisen im Ort: Hauptspeisen sind Kartoffeln, Kraut, Salat, Fleisch. Am Charfreitag Küchelchen, ebenso beim Erntedank. Am Gründonnerstag Spinat und Eier oder Fleisch und an Kirchweih Kuchen. Beim Schlachttag: Sauerkraut mit Wurst. Mahlzeiten sind morgens Vesper, Mittag, Vesper, Abendessen. Im Winter mehr Fleisch als im Sommer.

 

FKSG-03561, Die Dorflinde, hier schon mit abgebrochener Spitze in den 1960er Jahren. Original von (unbek.)

Die alte Bäckerei Fuchs in der damaligen Leopoldstraße 1

OB KW30 OGK 04407 fbFKSG-04407, Original von Wolfgang Strähle / Carlo Jung
Die Aufnahme dürfte um 1923 entstanden sein.


Der Steiner Landwirt Heinrich Fuchs (*1849 †1913) nahm im Alter von 21 Jahren am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Sein Name fand sich auf dem in den 1960er Jahren abgebrochenen Kriegsdenkmal unter den Rathausarkaden in Stein. Zehn Jahre später (1880) verehelichte er sich mit der aus Hoffenheim (HD) stammenden Susanna Elisabeth Laumann in Königsbach, wo sich das Paar mit einem landwirtschaftlichen Betrieb niederließ. Doch die kinderlose Ehe wurde mit rechtskräftigem Urteil des Großherzoglich Bad. Oberlandesgerichts Karlsruhe 1887 wieder aufgelöst. Seine zweite Ehe schloss er mit Anna Maria Ruff (Ruf). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, wobei eins gleich nach der Geburt wieder starb. Heinrich Fuchs starb 1913 und wurde als „Kriegsveteran” auf dem Königsbacher Friedhof mit militärischen Ehren begraben. Seine Frau folgte ihm sieben Jahre später.

Der zweitgeborene Sohn des Paares, Karl Christian Fuchs (*1892 †1934) war Bäckermeister und verheiratete sich 1919 mit der Witwe seines Bruders Wilhelm, namens Emma Rosa geb. Dill. Metzger Wilhelm Heinrich (*1890 †1918) war zuvor im Alter von nicht ganz 28 Jahren verstorben und hinterließ Frau und Sohn. Karl und seine Frau hatten weitere drei Kinder: Die Töchter Johanna (verh. Strähle) sowie Waltraud (verh. Hutmacher) und Sohn Heinz.

Auf dem Foto ist die alte Bäckerei Fuchs in der Leopoldstraße 1, gegenüber dem Gasthaus zur Kanne zu sehen, wahrscheinlich um 1923. Am linken Fenster oben der Bäckermeister Karl Fuchs, daneben seine Tochter Hanna. Am Fenster rechts könnte seine Schwester Emma (*1893 †1956, verw. Sailer, verh. Fränkle) sein.

Die Frau am Fenster im Erdgeschoß ist Gattin Emma. Willi (Wilhelm) Fuchs, Emmas Sohn aus erster Ehe, steht vor der Treppe als 2. von rechts mit hellem Pullover. Die anderen Kinder am Eingang des Bäckerei-Verkaufsladens sind unbekannt, es könnte sich aber um befreundete Kinder von in unmittelbarer Nähe wohnenden jüdischen Familien handeln.
Die Aufschrift auf dem Haus lautet Brot (und Korn) Bäckerei, darunter Karl Fuchs. Auf dem Schild an der Regenrinne ist Emil Fränkle, Herren- und Damenschneiderei zu lesen.

Um 1932/33 brannte das Anwesen ab, der Bäcker zog mit seiner Familie in das neu gebaute Haus in der Fritz-Ebert-Straße 6, in dem er Bäckerei und Verkaufsraum unterbrachte. Kurz darauf verstarb Karl Christian, seine Frau Emma betrieb die Bäckerei weiter, bis der Sohn Willi mit seiner Frau die Bäckerei übernahm. Doch auch dem neuen Haus war kein Glück beschert. Während Willi im Krieg bis 1948 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet, und sein Bruder Heinz aus Russland nicht mehr zurückkehrte, wurde das Haus in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieges zum Opfer feindlichen Beschußes.

Am 5. April 1945 wurden nach amtlichen Unterlagen bei den Straßenkämpfen und durch Artilleriebeschuß in Königsbach 10 Wohnhäuser total zerstört. Darunter unter anderem die Durlacher Str. 7 (Gärtner Kraus) und das Haus vom Sattler und Polsterer Karl Jung in der Friedrich-Ebertstraße 4. Das oben erwähnte, daneben liegende Haus der Bäckerei Fuchs wurde dabei schwer beschädigt. In der Nacht auf den 6. April bot sich den Bewohnern durch diese Brände ein schauriges Bild. Die Einwohner von Bilfingen, Ersingen und Stein erzählten noch lange von diesen Tagen und dem Feuerschein über Königsbach, der weithin zu sehen war.

 

5./6. April 1945. Schwere Kämpfe im Ort gegen Ende des 2. Weltkrieges

PZ 15 04 1965Ein Ausschnitt aus der PZ vom 15.04.1965:

”Am 5. und 6. April 1945 fanden in und um Königsbach schwere Kämpfe statt, die sogar im deutschen Wehrmachtsbericht erwähnt worden sind. Auf beiden Seiten gab es schwere Verluste. Die Franzosen hatten über 120 Gefallene, die Deutschen mehr als 50. Sechs deutsche Jagdpanzer und etwa dreißig französische Panzer wurden abgeschossen. Der größte Teil der französischen Panzer wurde während der Kampfhandlungen abgeschleppt und wieder aktionsfähig gemacht. Französische Truppen, darunter Fremdemlegionäre, unter General Lattre de Tassigny hatten Königsbach am 5. April erstmals angegriffen. Die Kämpfe zogen sich über den 6. April hin. Der südliche Teil des Dorfes wechselte dreimal den Besitzer. Schon vor der Besetzung war durch Bomben ein Anwesen in der Durlacher Straße zerstört worden, wobei zwei Frauen, zwei Kinder und ein französischer Kriegsgefangener ums Leben kamen. Eine Scheune in der Wössinger Straße wurde durch Bordbeschuß ein Opfer der Flammen. Bomben- und Bordwaffenangriffe auf Züge und Bahnlinie waren an der Tagesordnung. Während der Kampfhandlungen wurden zwei weitere Zivilisten und ein Kriegsgefangener getötet. Nach dem Einmarsch wurde ein Bürger im Keller seiner Wohnung von Marokkanern erschossen. Zwei weitere Zivilisten aus Singen und Wilferdingen wurden erst später in einem Steinbruch beim Galgenbusch erschlagen aufgefunden. Zehn Wohnhäuser mit etwa 20 Wohnungen sind im Verlauf der Kampfhandlungen in Königsbach abgebrannt bzw. total zerstört worden. Außerdem brannten mindestens ebenso viele Scheunen nieder. 84 weitere Wohnhäuser mit 133 Wohnungen wurden bei den Straßenkämpfen oder durch Artilleriebeschuß beschädigt.”

 

Mehr Informationen folgen in Kürze.

 

Schulverhältnisse in Königsbach vor rund 250 Jahren.

OB KW26 OGK 02607 fbFKSG-0260. Ausschnitt einer Federzeichnung von G.F. Autenrieth, aus dem Jahr 1790. Die Zeichnung zeigt die Kirche und den Kirchturm, wie er von 1761 bis 1818 ausgesehen hat – ohne Obergeschoß und mit provisorischer Abdeckung. Die Sakristei wurde erst 1764 auf die rechte Kirchenseite gebaut, der herrschaftliche Friedhof war noch nicht vorhanden. Links neben der Schule auf dem Kirchengelände die beschriebene 1723 erbaute Schule. Links außen der große Herrschaftsspeicher, dessen Kellergewölbe heute im ev. Gemeindehaus noch besteht. In der Bildmitte ist das Kaplaneihauses und der Weg nach Stein zu sehen und rechts unten das Schloss.

Die erste Schule im Ort war im Kaplaneihaus, dem späteren Rentamtshaus (Steiner Str. 16) untergebracht (sh. Kaplaneihaus). Die Schule war – ebenso wie Kirche und Rathaus – gemeinschaftlich, d.h. für die Kinder beider Lehensherrschaften. Das Kaplaneihaus ging schon 1548 durch Kauf in den Besitz der von Venningen über. Der Kaufpreis betrug 800 Gulden. 40 Gulden waren dennoch jährlich für die Schule zu zahlen. Auch der Lehrer war der Grundherrschaft unterstellt. Im Jahre 1708 wurden vom Freiherrn von Saint André Wünsche nach einem neuen Schulhaus laut, da er das Gebäude zur eigenen Verwendung benötigte. 1712 vermachte er der Kirche, die für die Schule baupflichtig war, 300 Gulden.

Im selben Jahr gab der Markgraf den Befehl, dass der Unterricht weiterhin im Amtshaus abgehalten werden solle. Der Freiherr jedoch ließ das Gebäude räumen und übergab den freigewordenen Raum seinem Rentamtsbeamten als Wohnung. 1714 beschwerte sich die Gemeinde beim Markgrafen, dass man doch die Rentamtswohnung „evacuiieren” und wieder durch die Schule „employren” (verwenden) lassen möge. Einige Jahre müssen unerquickliche Schulverhältnisse in Königsbach geherrscht haben.
1721/22 wurde im gesamten badischen Ober- und Unterland eine Kollekte zur Erbauung eines neuen Schulhauses in Königsbach durchgeführt. 1723 kam dann der Bau auf dem Hügel bei der Kirche zur Ausführung. Über 120 Jahre stand das unscheinbare Schulhäuschen mit niedrigen Stuben und kleinen Fenstern neben der Kirche. 1724 wurde die Schule von rund 100 Kindern besucht, 1776  von ca. 180 und im Jahr 1831 sogar von 210 Schülerinnen und Schülern.

Doch auch noch 38 Jahre nach dem Schulhausneubau waren die schulischen Verhältnisse in Königsbach alles andere als optimal. Einen Einblick in die Zustände geben uns u.a. die Visitationsberichte des Markgrafen. Ein Spezialmandat schreibt im Jahr 1761 an das Amt Stein: „Es ist sowohl vom Pfarrer als auch vom Amt und Spezialinat (Dekanat) ordnungsgemäß und unablässig darauf zu dringen, dass Eltern ihre Kinder in die Sommerschule schicken und mithin die Kinder nicht dasjenige, was sie im Winter gelernt haben, den Sommer über vergessen. Es sind die Eltern, welche ihre Kinder nicht fleißig in die Schule schicken, ernstlich zu bestrafen und habt ihr, das Amt Stein, genug darauf zu schauen.”

Im Jahr darauf (1764) heißt es im Visitationsbericht: „Ich (der Pfarrer) besuche die Schule alle Woche. Den 1. Mai habe ich das solenne (feierliche) Schulexamen gehalten. Die Schule ist schlecht, vielleicht die schlechteste in allen protestantischen Landen. Die Schuld liegt aber nicht an dem Schulmeister, sondern an den Eltern, die ihre Kinder aus der Schule behalten. Die wenigen Kinder, so in die Schule fleißig kommen sind so ziemlich bestanden. In Anlage sind Katalogi vom Monat Januar, Februar, März, April, daraus man sehen kann, wie die Schule besucht wird. Mit der Besuchung der Kinderlehre ist es ebenso beschaffen. In 30 Jahren wird hier niemand mehr lesen und schreiben und am wenigsten von den Hauptgründen des Christentums etwas wissen. Ich habe bereits dieses Jahr Kinder unterrichten müssen, die das Vaterunser und den Glauben nicht gekannt und (letzt)endlich  bekommen wir unwissende Menschen, die mitten unter den Christen weniger von Christus wissen als die blinden Heiden. Die Ursache ist ganz natürlich die Versäumnis in der Schule. Die meisten Kinder kommen erst im 7. Jahr in die Schule. In die Sommerschule kommen über 30 Kinder nicht und diese sind niemals beisammen, so daß sich die Schule vielfach über 10 Kinder nicht befindet. Vor Dezember als bis das ganze Feld von Rüben leer ist, kommen die Kinder, die nur etwas weniges arbeiten können, nicht in die Schule. Dezember und Januar sind also die zwei Monate, wo die Schule anständig besucht ist. Sobald die Sonne ins Feld einen Blick lässt, bleibt wieder alles aus der Schule, das eine geht in's Gras, das andere in’s Holz. Die Eltern halten die Kinder nicht zu Haus an, etwas zu lernen und wie soll also das Kind, so das Jahr in allem 2 Monate kommt, etwas lernen? Das ganze Schulgehen macht also in 7 Jahren 1 Jahr und 2 Monate aus. Wenn diese Zeit ununterbrochen wäre, so könnte ein Kind doch nicht das erlernen, was es sollte, geschweige daß in 10 Monaten, welche das Kind nicht in die Schule geht, wieder alles vergessen muß, was es in den vorhergegangenen 2 Monaten erlernt hat."

Die erwähnte „Winterschule” ging vom 23. Okt. bis 23. April. Dies war wohl die Zeit, in der die meisten Kinder zur Schule konnten. In der „Sommerschule” fand der Unterricht von morgens 6 Uhr bis 10 Uhr statt, danach mussten die Kinder in den elterlichen Höfen und auf den Feldern helfen. Die Schulferien richteten sich nach dem Beginn der Erntezeit, denn die Ferien waren nicht zur Erholung, sondern zur Einbringung der Ernte bestimmt. Die Verhältnisse mussten sich anschließend etwas gebessert haben, wie aus späteren Protokollen zu lesen ist. Die strengen Strafen, die über die säumigen Eltern verhängt wurden, blieben nicht ohne Wirkung. Diese bestanden u.a. aus Ortsarrest oder dem Ausschluß vom heiligen Abendmal.

Das Schulhaus bestand aus zwei Schulstuben, die gemeinsam mit einem Ofen beheizt wurden. Ferner war im Gebäude außer einem kleinen Keller noch die Wohnung des Schulmeisters. Um 1760 war Johann Philipp Schäfer für 129 Gulden jährlich Schulmeister, doch die wachsende Zahl der Schüler machten 1765 die Einstellung eines Provisors (Stellvertreter/Unterlehrer) erforderlich. Für ihn musste die Schule um einen zusätzlichen Wohnraum erweitert werden. Bezahlt wurde der Unterlehrer vom Schulmeister, der zudem noch die Pflicht hatte, ihm ein "Provisortraktament" (Verköstigung) zu geben. Allerdings musste sich der Unterlehrer mit einem Gehalt von 12 Gulden jährlich zufrieden geben. Dass auch die Arbeit des Schulmeisters nicht einfach war, beschreibt der damalige Pfarrer Schmidt in seinen Briefen und Berichten. So musste der Schulmeister monatelang während des Orgelspiels in der Kirche frieren, da sich das Kloster Frauenalb weigerte, die Fenster reparieren zu lassen. Und auch die Schüler, die den Kirchenchor stellten, weigerten sich zeitweise zu singen. Es war einfach zu kalt in der Kirche und Schnee und Regen drang ungehindert in den desolaten Chorraum. Schulmeister und Kinder mussten sich oft während des Gottesdienstes in der nahegelegenen Schule aufwärmen.

Bis zum Bau des „neuen Schulgebäudes” in der Ankerstraße im Jahr 1860 wäre noch einiges zu berichten. Wir werden das zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.

 

Die Schuhmacherei Mall in der damaligen Leopoldstraße 8

OB KW25 Ter 04406 fbFKSG-03374, Original von Carlo Jung
Die Aufnahme dürfte zwischen 1910 und 1930 entstanden sein.

Das Haus zeigt die "Schuhmacherei Mall" in der damaligen Leopoldstraße 8. Im Foto links außen wahrscheinlich der Schuhmacher, Krämer und Krautschneider Wilhelm Mall. Vor dem Haus der noch unverdohlte "Judenbach".

Weitere Infos folgen.

 

Zur Geschichte des Schuhmachers und Krautschneiders Wilhelm Mall.

Wilhelm Mall, der musikalische Krautschneider


In einer archivierten Ausgabe im "Pforzheimer Anzeiger" vom 9. November 1935 fanden wir einen Bericht übers (Sauer-)Krautschneiden in Königsbach.

Zur Geschichte des Sauerkrauts ist zu sagen, dass es in Deutschland zwar eine große Tradition hat, aber eine eine deutsche Erfindung ist es nicht. Bereits beim Bau der Chinesischen Mauer im 3. Jh. v. Chr. haben sich die chinesischen Handwerker vorwiegend von gesäuertem Kohl und Reis ernährt. Den Überlieferungen zu Folge brachten Mongolenstämme und Tataren das Sauerkraut von China in den Westen. Auch der griechische Arzt und Philosoph Hippokrates (466-377 v. Chr.) beschrieb in seinen Schriften das Sauerkraut als Heil- und Lebensmittel und auch die Römer sollen das gesunde Gärgemüse geschätzt haben.
In Europa wurde der Kohl als Kulturpflanze vor allem durch die Klostergärten weiter verbreitet. Sauerkraut ist über viele Jahrhunderte hinweg bis heute ein wichtiger Bestandteil der deutschen Küche. Industriell wird Sauerkraut bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt.

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FKSG-04386. Der junge Wilhelm Mall mit seiner Trompete (Original Margit Kern)

Der musikalische Krautschneider.
Eine Königsbacher Erinnerung an die Sauerkrautzeit.

Der alte Königsbacher Krautschneider – ja, der ist schon lange tot. Aber wer ihn gekannt hat, der freut sich, wenn wir ihm hier ein kleines Denkmal setzen. Die Zunft der Krautschneider stirbt bald aus. Die Maschinen haben ihnen das Brot genommen. Auf den Gemüsemärkten stehen Krauthändler mit ihren Maschinen, drehen das Schwungrad und die Hausfrau steht dabei und läßt sich ihren Bedarf an Filderkraut einschneiden. Der Großhändler hat im Hof sogar die elektrisch betriebene Maschine. Doch dabei ist keine Poesie.

Das war anders, wenn der Krautschneider zu uns kam. Wenn die Kartoffeln geerntet werden, kommen gleichzeitig die Krautköpfe im Wagen mit heim. Es war immer eine Freude, wenn wir den Krautschneider bestellen konnten. Er war nämlich Trompeter, stand bei der Feuerwehr neben dem Hauptmann als Hornist, und mehr als einmal weckte sein schrilles Feuerzeichen des Nachts die Einwohner von Königsbach aus dem Schlaf. Mit seinem Bruder und seinem Sohn bildete er zusammen eine Musikkapelle. War sie auch klein, so spielte sie doch flotte Märsche, wenn früher am Sedanstag (Gedenktag im Dt. Kaiserreich zur Erinnerung an die Kapitulation der franz. Armee am 2. Sept. 1870 nach der Schlacht bei Sedan) oder ähnlichen Anlässen der Verteranen- und Militärverein geschlossen zum Festgottesdienst marschierte.OB KW22 OGK 04385 fb

Dieser musikalische Mann war der Krautschneider des Dorfes – und er verstand sein Handwerk. Nicht zu fein und nicht zu grob, schöne Fasern und nicht zu viel der harten Dorschen. Schon stand im Keller, im Hof oder in der Küche der Holzzuber bereit. Wer ein weißes Laken auf dem Zuberboden bereitete und an den Wänden hochlegte, wurde von dem umsichtigen Krauthobler gelobt. Denn anderenfalls könnte das Kraut am Ende etwas von dem seifigen Geruch des Waschzubers annehmen – und dann bekäme er die Schuld. Über den Zuber kam sein langer Krauthobel zu liegen, mit dem Rahmen und Kasten, auch Rutscherle genannt, der in seinen Eisenschienen hin- und hertanzte.

War alles so vorbereitet, dann pfiff der allzeit lustige, gesprächige Trompeter das Angriffssignal. Aus dem Köcher an seinem Gürtel zog er den Krautbohrer, ein halbrund gebogenes, beiderseits scharfes breites Messer mit festem Stiel zum Ausstecken und Ausbohren der "Dorschen", also des inneren harten Stengels im Krautkopf. In das Rutscherle legte er einen der Krautköpfe. Hin und her über den Scharfen, feststehenden Messern schob sich der Krautkopf, dass wir Buben fast um die Finger des Krautschneiders fürchteten. Vor allem, wenn das Krautstück immer niedriger wurde. Doch geschickt schob er einen neuen dazu. Wieviele Male tanzte das Holzkästlein hin und her, bis alle "Häupter" geschnitten waren. Von Zeit zu Zeit nahm er eine Handvoll des geschnittenen Krautes aus dem Zuber, um die Feinheit zu prüfen. So machte er im Dorf die Runde, begehrt wegen seiner Fertigkeit und seines Humors, denn er wußte immer ein Späßlein anzubringen und manche Mark floss so in seine Tasche. 04387 fb

Fiel eine Krauternte schlecht aus, dann blies er sich auf seiner Trompete die Unlust vom Herzen. So wie das heute (1935) das Filderkraut von den Fildern durch die Lande geführt wird, war es damals nicht. Die Ernte auf dem eigenen Acker musste den Bedarf decken. Die elektrischen Maschinen zum Ausbohren und zum Einschneiden haben Hand-Krautschneider das Handwerk gelegt. Das "Krautrutscherle" verschwindet so nach und nach. Eine Erinnerung bleibt: Wenn unser Krautschneider - er trug den Namen Mall - mit großen Schritten durch das Dorf ging, seinen langen Krauthobel unter dem Arm oder an der Schulter hängend, dann hörte man seine helle Stimme von Weitem. Wie vielen Familien im Dorf hat er so in langen Jahren zu einem guten Mittagessen verholfen. Namentlich des Sonntags war es in früheren Zeiten Sitte, Sauerkraut auf den Tisch zu bringen. Das kochte alleine, während die Hausfrau in der Kirche war. Soll es doch, wie von einer Pforzheimer Hausfrau erzählt wird, vorgekommen sein, dass sie in der Eile ihr Gesangbuch in den Kochhafen mit Sauerkraut steckte und sich mit dem Dörrfleisch in der Hand auf den Weg zur Kirche machte ... !

Der "Krautschneider" Wilhelm Mall (*1861 †1930) war von Beruf Schuhmacher und Krämer. Er wuchs in einer musikalischen Familie auf, spielte Ostern 1876, 15jährig, mit Vater und Brüdern zum ersten Mal zum Tanz auf. Erste Musikkenntisse erhielt er vom Steiner Dreher Friedrich Müller. Sein Vater, der Weber Johannes Mall und dessen Bruder Wilhelm bildeten mit ihren Söhnen und dem Maurer Heinrich Hoch eine Kapelle, aus der im Dezember 1912 der Königsbacher Musikverein entstand. Schuhmacher Mall war mit Regina Magdalena Weiß (*1864 †1929) verheiratet. Das Paar hatte acht Kinder, wobei vier davon im Säuglingsalter starben und der erstgeborene Sohn taubstumm zur Welt kam. Der im Artikel erwähnte Sohn hieß ebenfalls Wilhelm (*1900 †1969) und war der Vater des kürzlich verstorbenen Bernhard Mall (Schillerstraße).

Mitte rechts: FKSG-04385. Die Musikalische Familie Mall
Unten links: FKSG-04387. Der Musikverein in seinen Anfängen auf dem Turnplatz. Auf dem Turnplatz stand damals eine Scheune, erst 1935 wurde die Festhalle gebaut. Im Hintergrund das Gasthaus zum Anker. (Originale Margit Kern)

 

Maikäferplage in Königsbach 1950 | Schuljugend zur Bekämpfung eingesetzt

1950 05 13 s15 MaikaeferZeitungsausschnitt der Pforzheimer Zeitung vom 13. Mai 1950

Bei unseren Recherchen im Zeitungsarchiv ist uns ein Artikel vom 13. Mai 1950 aufgefallen, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Im Artikel heißt es:
"Königsbach. Wie selten in einem Jahr wurde die hiesige Gemarkung von den Maikäfern heimgesucht, alle Bäume sind davon befallen und im Nu werden die jungen Knospen und Blätter weggefressen. Um die Maikäferplage zu bekämpfen läßt die Gemeinde alle Bäume bespritzen. Die vier oberen Klassen der hiesigen Volksschule müssen die ganze Woche die Bäume von den Plagegeistern befreien. Die Schuljugend freut sich auf diese Jagd nach den Maikäfern."

 

Grabplatte der Maria Helena von Saint André, geborene von Crailsheim

Die fünfte Platte an der Südwand der Königsbacher Kirche ist der Grabstein der Maria Helena von Saint André, geborene von Crailsheim gewidmet. Oben sind die Allianz- Wappen "von Saint André" und "von Crailsheim" zu sehen. Die beiden Wappen unten sind die "von Menzingen" und "von Braunfalk", von Sander im Heimatbuch fälschlicherweise als "von Helmstatt" und "von Millach" bezeichnet.

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FKSG-03547. Fünfte Grabplatte von links an der Südseite der Königsbacher Kirche. (Foto: Peter Seiter)

Das Mittelfeld ist als „Wandteppich“ mit Quasten gestaltet. Darin steht: HIER LIEGT DAS TUGENDBILD - DIE FRAU VON GROSEN GABEN - EIN ADELICH GEBLÜT - IN IHRER RUH BEGRABEN - DIE WEIL REICHS FREI HOCH WOHL GEBOHRENE VON (CREILS)-HEIM.

Maria Helena wurde vor rund 350 Jahren (1668) geboren und starb im Alter von 55 abends zwischen 4 und 5 Uhr. Beerdigt den Mittwoch darauf „nach gehaltener Parentation”, wie es im Kirchenbuch vermerkt ist. Weiter heißt es darin: „ … Es wurden zum ersten Mal die neuen Glocken geläutet. Der Herr vergelte aus Gnaden, was sie den Armen Gutes getan hat.“

Was hat es mit diesen Glocken auf sich? 1640 hatte die Gemeinde in höchster Kriegsnot eine schon zersprungene Glocke für den Metallwert von 62fl. verkauft und das Geld zur Auslöse von zwei vom Feind gefangenen Bürgern verwendet. Im darauf folgenden spanischen Erbfolgekrieg 1701/13 wurden die Glocken von französischen Truppen aber wieder geraubt. 1723 konnten dann – wie solls auch anders sein – nach langer Zeit der Streitigkeiten um die Finanzierung, neue Glocken beschafft werden. Auf diese neue Glocken bezog sich der Pfarrer beim Eintrag ins Kirchenbuch.

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1690 heiratete die Freiin Johann Daniel Freiherr von Saint André, den Grundherrn von Königsbach. Dieser wurde 1662 im Schloss geboren. Er besuchte das 76 Jahre zuvor unter Leitung des Königsbacher Renaissance-Baumeister Johannes Schoch erbaute Gymnasium illustre et academicum (Ernestinum) in Durlach. Danach studierte er an der Universität Tübingen. Nach ausgedehnten Reisen in die Schweiz und Niederlande, nach Italien, Frankreich und England begann er, gemäß der Familientradition, eine erfolgreiche Laufbahn als Soldat. Als Adjudant des damaligen kaiserlichen Feldmarschalls nahm er unter anderem am großen Türkenkrieg (1683–1699) teil. Nach der Soldatenzeit brachte er es im markgräflich-badischen Dienst bis zum Hofmarschall, verwaltete in Abwesenheit des Markgrafen während des span. Erbfolgekrieges sogar die gesamte Markgrafschaft.

Dem Hofmarschall und seiner Gattin wurden neun Söhne und drei Töchter geboren, von denen vier Söhne und zwei Töchter im Säuglings- oder Kinderalter verstarben. Johann Daniel Freiherr von Saint André starb im Dezember 1741 im Alter von 79 Jahren in Königsbach und wurde neben seiner 18 Jahre zuvor verstorbenen Frau Maria Helena innerhalb der Kirche beigesetzt.

 

FKSG-04164. Portrait der Maria Helena von Saint André, geborene von Crailsheim (Foto: Uwe Kaiser)

Sankt-Nikolausen-Kaplanei zu Königsbach | Die erste Schule im Ort

Kaplanei 02737FKSG-02737. Original vom Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Karlsruhe.

In Königsbach gab es schon lange vor der Reformation zwei Geistliche: den Ortspfarrer und einen Hilfsgeistlichen. Die Gemeinde war zwar nicht groß, aber anscheinend stiftete im Mittelalter ein wohlhabendes Gemeindeglied eine sogenannte „Frühmeßerei”. Diese wurde mit einem Kaplan besetzt, der die Aufgabe hatte, jeden Morgen für das Seelenheil des verstorbenen Stifters eine Messe zu lesen.
 
Zur Frühmeßerei gehörten ein Haus – das spätere "St. Andrésche Rentamt" in der Steiner Str. 16 – sowie Äcker und Wiesen, von deren Erträgen der Kaplan besoldet wurde. Im Frühmeßhaus wurde ein sakraler Raum, eine Art Kapelle, eingerichtet und dem heiligen Nikolaus geweiht. Dieser ist der Patron der Schiffer, Kaufleute, Bäcker und Schüler und bei der Weihung der Nikolauskapelle gedachte man vor allem den Schülern, denn in der Kaplanei stand von Anfang an die Unterrichtung der Jugend im Vordergrund. Das Frühmeßhaus kann als die erste Königsbacher Schule angesehen werden.

Eine Urkunde vom 24. Februar 1561 hat den Verkauf der Königsbacher Kaplaneigüter durch das Speyerer Stift St. German und Mauritius an den Königsbacher Vogtsherren Erasmus von Venningen zum Inhalt. Es ist jedoch nicht bekannt, wie das Speyerer Stift in den Besitz dieser Güter gelangt ist. Die Rechte bestanden in der materiellen Nutzung der Güter und in dem Patronatsrecht, d.h. der Ernennung des Kaplans. Die Pflicht war, dem Kaplan, der in der Urkunde auch Kirchendiener oder Schulmeister genannt wird, aus dem Ertrag der Kaplaneigüter jährlich vierzig Gulden als Besoldung zu zahlen. Mit dem Verkauf gingen alle Rechte und Pflichten an Erasmus von Venningen und seine Nachfahren über.

Das "Kaufobjekt" wird in der Urkunde genau beschrieben: „Haus, Hof, Scheuren, Stäle und Hofreiden ... und den daranliegenden Gärten zu Königsbach im Fleckhen, einseit an Brosius Geybelen Erben undt an dem Kirchenwegh, andererseits an der Straße gelegen”. Außerdem werden Wiesen, Gärten, „Hub und Hoff Güther” erwähnt, die teils auf Königsbacher, teils auf Wössinger und auf anderen Gemarkungen gelegen seien. Auch wird ausdrücklich hervorgehoben, dass die vierzig Gulden, die der Käufer jährlich zu zahlen habe, „zur Erhaltung eines Kirchendieners oder Schulmeisters zu Nutz und Gueten” bestimmt seien.

Kaplanei 03805

Kurios ist, dass die Urkunde einen Satz enthält, der gewiss nicht im Sinne von Erasmus von Venningen war. Es heißt dort nämlich, dass jene vierzig Gulden für den Inhaber der Königsbacher Stelle bestimmt seien „zur Mehrung der wahren Catholischen christlichen Religion zu Königsbach”. Dabei war Erasmus ein strenger Lutheraner und hatte schon sieben Jahre vor Abschluß des Kaufvertrages die Reformation in Königsbach eingeführt.

 

FKSG-03805, Original vom Vermessungsamt.
Flurkarte. Hier eingezeichnet das Gewann "Frühmeßäcker" welches wohl ursprünglich zu den Kaplaneigütern gehörte. Die Frühmessäcker liegen nahe der Landstraße nach der Abzweigung nach Stein. Auf dem Gewann "Ober dem Bilfinger Weg" liegt heute die Schillerstraße. Die Stockwiesenstr. und die Spitzackerstr. im Wohngebiet Plötzer leiten sich von den jeweiligen Flurnamen ab.

Beerdigung mit Hindernissen 1780

03406 fbFKSG-03406
Markgraf Karl Friedrich von Baden (*1728 †1811). Während seiner Herrschaft wurde das Land stark vergrößert, z.B. durch Annexion der rechtsrheinischen Kurpfalz, des Breisgaus und der Ortenau. Durch ein von ihm erlassenes Edikt wurde 1767 z.B. die Schmuck- und Uhrenindustrie in Pforzheim begründet. Dort befindet sich auch sein Grab und nach ihm sind z.B. die westliche und östliche Karl-Friedrich-Str. benannt.

Akten aus dem 18. Jahrhundert erzählen viel von Streitigkeiten, zum Beispiel zwischen den Grundherrn von Saint André und dem markgräflichen Hof in Karlsruhe. Auslöser dafür war oft die kleinliche und selbstherrliche Bürokratie des badischen Amtes in Stein.

Auch eine Beerdigung in der Kirche gab Anlass zum Streit. Dabei ging es auch hier weniger um die Beerdigung als solches, als um die Demonstration und Ausübung von Macht seitens des Markgrafen: Im Mai 1780 war das erstgeborene, sechs Tage alte Töchterlein von Ludwig Gustav von Saint André (*1755 †1782) in Königsbach gestorben. Der Vater veranlasste die Beisetzung des auf den Namen Charlotte Louise Ernestine getauften Säuglings in aller Stille in der hiesigen Kirche. Da die Kirche gemeinschaftlich war, hatten sich in solchen Fällen die beiden Herrschaften gegenseitig zu informieren; was aber hier vergessen worden war.

Es wurden von den Königsbacher Edelleuten einige Handwerker in die Kirche geschickt, um vor dem Altar eine kleine Gruft auszuheben. Während die Trauergesellschaft sich mit der Toten schon auf dem Weg vom Schloss zur Kirche befanden, erhielt der Vater die Nachricht, daß der markgräfliche Beamte die ganze Kirche „beschlossen“ hätte.

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Der Markgraf hatte die Tore mit 30 teils mit Flinten bewaffneten Männern besetzt mit der Anweisung, das Begräbnis zu verhindern. Er erklärte in beleidigenden Worten, dass der Herr Baron mit ihm hätte „communicieren“ sollen. Und wenn die Benachrichtigung über die stattzufindende Beisetzung nicht erfolge, werde er sich dieser mit äußerster Macht widersetzen. Die kleine Gruft war sogar von der Wache wieder abgerissen worden. Der Freiherr wandte sich also in einer Klageschrift an den Markgrafen selbst mit der Bitte „um baldigste gnädigste Verfügung wegen der warmen Witterung“.

Der Markgraf gestattete nun auf dem „Gnadenweg“ die Wiederaufrichtung des Grüftleins und die Beisetzung des Mädchens darin.

 

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Die Großeltern des verstorbenen Säuglings, Alexander Magnus von Saint-André (*1696 †1771) und Ehefrau Maria Juliana, geb. Freiin Leutrum von Ertringen (*1718 †1756).

Was es mit den Straßennamen auf sich hat

Königsbach-Stein verfügt über 198 verschiedene Straßen. Doch was hat es mit den Straßennamen auf sich?

Früher gab es zur Unterscheidung individuelle Häuser- und Hofnamen (Kaplaneihaus, Badhaus), bis im 18 Jh. die Häusernummerierung durchgeführt wurde (Haus Nr. 159 in Köb. z.B. war die Schlossbergstr. 1). Die straßengebundene Nummernvergabe erfolgte erst Mitte des 19. Jh.

Frühe Gassen- oder Straßenbezeichnungen waren Kirchstraße und Marktplatz. Oft hatten die Namen festen Ortsbezug, z.B. Wössinger oder Brettener Str. zeigen den nächsten Ort an, in der Löwengasse und Lindenstraße standen die jeweiligen Wirtshäuser.  
 
Großherzog 04163Im Zeitalter des Absolutismus wurde es üblich, Straßen nach dem aktuellen Monarchen zu benennen, eine Tradition, die bis 1918 Bestand hatte. Z.B. die Leopoldstraße, die auf Leopold von Baden (* 1790 † 1852) zurückzuführen ist, er war ab 1830 Großherzog. Die Luisenstraße geht zurück auf Prinzessin Luise von Preußen, (*1838 †1923), ihrem Mann war die Friedrichstraße gewidmet. Friedrich I. Wilhelm Ludwig von Baden (*1826 †1907) war 1852–1856 Regent und 1856 –1907 Großherzog und der zweite Sohn des o.g. Leopold von Baden. Das passt zeitlich, denn die Leopoldst. liegt näher am alten Ortskern, ist also früher entstanden. Die Wilhelmstraße ist wahrscheinlich auf Kaiser Wilhelm II. (*1859 †1941) zurückzuführen. Er war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen.

FKSG-04163. Namensgeber Großherzog Friedrich I. Wilhelm Ludwig von Baden mit seiner Frau, Prinzessin Luise Marie Elisabeth von Preußen.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden viele Straßen zu Zwecken der Propaganda und Machtdemonstration nach NS-Persönlichkeiten benannt oder umbenannt, so z.B. die Ankerstraße, die zur Adolf-Hitler-Straße wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Straßen oft nach kirchlichen Würdenträgern benannt, (Melanchthonstr. oder Martin-Luther-Str.), eine politische Vereinnahmung von Straßennamen, wie im Nationalsozialismus üblich, unterblieb. In der Nachkriegszeit sind auch Tendenzen zur Verdrängung und die Sehnsucht nach einer heilen Welt festzustellen. Die Straßen erhielten nun Namen nach Künstlern (Mozartstr., Wagnerstr., Goethestr., Haydnstr. Lessingstr.) oder nach Fauna/Flora (Ahorn-, Birken- Buchenweg, Bussard-, Elstern-, oder Finkenweg, Flieder- oder Veilchenweg, Lilienstr. usw). In vielen Neubaugebieten wurde zur gleichen Zeit versucht, alte Flurnamen bzw. Gewannbezeichnungen zur Benennung von Straßen zu verwenden und sie damit zu erhalten – ein Trend, der sich heute noch fortsetzt. Hier z.B. Allmendring, Am Eisenberg, Bleichstr., Brühlstr., Hansenwiesenstr., Hintere Staig, Hohbergweg, Laierweg, Neuwiesenstr., um nur einige zu nennen.

Es wäre ein tolles Projekt, die Straßen detaillierter nach Entstehung und Namensgebung zu erforschen. Falls jemand Interesse daran hat, bitte melden.   S.K.-A.

Johann Wilhelm Schmidt – Ein Freund Hebels aus Königsbach

Wussten Sie, dass einer der engsten Freunde von Hebel aus Königsbach stammte? Johann Peter Hebel war ein deutscher Schriftsteller, Theologe und Pädagoge und wurde am 10. Mai 1760 in Basel geboren. Früh zum Waisen geworden, trat er, von Förderern finanziell unterstützt, 1774 ins Karlsruher "Gymnasium illustre" ein (heutiges Markgrafen-Gymnasium in der Kaiserstraße).

Hebel

Johann Peter Hebel 1807, Pastell von Philipp Jakob Becker, Original im Historischen Museum Basel. Fotograf: Maurice Babey.

1760 wurde auch der Königsbacher Pfarrer Johann Georg Schmidt Vater eines Sohnes, der auf den Namen Johann Wilhelm getauft wurde. Der aus Karlsruhe stammende Pfarrer hatte im Schloss der Freiherren von Saint-André die Königsbacherin Katharina Barbara Becker geheiratet, knapp ein Jahr nachdem seine 26jährige, erste Frau im Kindbett verstorben war. Deren Grabstein befindet sich heute noch an der Ostseite der Friedhofsmauer. Auch der Pfarrersohn Johann Wilhelm Schmidt besuchte das Gymnasium illustre in Karlsruhe, zusammen mit Hebel. Am 28. April 1778 machten sich die beiden gemeinsam auf den Weg zur Universität. Die Strecke von Durlach bis Bruchsal legten sie gemeinschaftlich zurück. Dass sie dabei viel Spaß hatten, bezeugen erhaltene Stammbucheinträge. Hebel, mit irdischen Gütern nicht gerade gesegnet, schrieb seinem Genossen ins Stammbuch: "Ich bin hier in der Fremde / und habe nur ein Hemde / Wenn das zur Wäsche springt / So lieg ich in dem Bette / Wie Phylax an der Kette / Bis man mir's wiederbringt." Dies sind die ersten Reime, die von Hebel überliefert sind.

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Dann trennten sich die Wege der Studenten: Schmidt zog nach Jena, Hebel nach Erlangen. Zuvor aber schrieb Schmidt, Hebels heiteren Ton aufnehmend, dem Freund ins Stammbuch: "Es drohe Mißwachs und Verlust / gelehrten Schmierereien! / Nur wolle meines Mädchens Brust / und guter Wein gedeihen." Schmidt folgte seinem Freund bald von Jena nach Erlangen. Die Freundschaft vertiefte sich, hielt das ganze Leben lang. Nach dem Studium kam Schmidt als Vikar ins Oberland erhielt er eine Pfarrei in Hügelheim. Dort besuchte Hebel seinen Jugendfreund bei jeder Oberländer Reise. Er war inzwischen Präzeptoratsvikar (Hilfslehrer) am Pädagogium in Lörrach, später Subdiakon am Gymnasium illustre in Karlsruhe. Schmidt war es auch, der (vor 1803) die meisten Subskribenten (Vorabverkaufsverfahren im Buchhandel) für die Erstausgabe von Hebels "Alemannischen Gedichten" erwarb.


1792 wurde Hebel Hofdiakon, 1798 außerordentlicher Professor. Am Gymnasium unterrichtete er weiter mehrere Unterrichtsfächer, darunter auch Botanik und Naturgeschichte, 1808 wurde er Direktor des Karlsruher Gymnasiums. Die räumliche Entfernung schadete der Freundschaft nicht, tauschten sie doch regelmäßig Briefe aus. Diese sind heute leider nicht mehr vorhanden, doch taucht in vielen anderen Hebelbriefen der Name Schmidts auf.


Im Alter von erst 57 Jahren starb der Königsbacher Hebelfreund Johann Wilhelm Schmidt 1811 in Buggingen, wo er seine letzten Jahre verlebt hatte. 15 Jahre später erkrankte Hebel während einer Dienstreise in Schwetzingen und verstarb nach einigen Tagen Leiden am 22. September 1826. Er fand in Schwetzingen seine letzte Ruhestätte.

 

FKSG-03748. Grabstein Carolina Elisabetha Dorothea Schmidt geb. Kiefer (*1732, †Köb 06.03.1759) an der östlichen Friedhofsmauer. Sie war die erste Ehefrau von Pfarrer Schmidt und  "starb in der Nacht vom 06.auf den 07.03.1759 gleich nach 12 Uhr als eine 13tägige Kindbetterin am Friesel, 26 Jahre 11 Monate alt weniger 3 Tage und war nur 1 Jahr 7 Tage in der Ehe." (Foto: Peter Seiter)

Aufbauleistungen und Siedlungen in Königsbach ab 1946

siedlungFKSG-04072, Richtfest in der ersten "Siedlung", der Goethestraße am 28.11.1949. (Original v. Lothar Hospodarsch)

Neben der angespannten Ernährungslage nach Kriegsende war 1946 die Wohnungsnot eines der drückendsten Probleme. Aufgrund von Kriegseinwirkungen waren in den meisten deutschen Städten über 50% des Wohnraums zerstört. Der Mangel an Wohnungen verschärft sich immer weiter, da Hunderttausende von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße und aus osteuropäischen Staaten nach Deutschland strömten. Sie alle mussten irgendwo untergebracht werden.

Im Jahr 1950 wurden in Königsbach daher 44 Häuser mit 88 Wohnungen, die so genannten "Siedlungen" fertiggestellt. Die "vordere Siedlung" auf dem Gewann Scheuernwiese war bereits im Mai bezugsfertig (Goethestraße), die "hintere Siedlung" auf dem Gewann Greiner (Greinerstraße) einige Wochen später. 16 der Wohnungen wurden durch den Landrat auswärtigen Mietern zugeteilt, 72 Wohnungen waren für die Gemeinde bestimmt, wovon der größte Teil den damaligen "Flüchtlingen" zugedacht wurde. Auch einige aus Pforzheim evakuierte Familien wurden bedacht. siedlung olga

Eine weitere Siedlung wurde 1953 in Angriff genommen, und zwar auf dem Gewann "Ober den Bilfinger Weg" entlang der Bahnlinie (Schillerstraße). Die ersten Siedler zogen hier im August 1954 ein.

Im September 1957 zog die "Siedlergemeinschaft" Bilanz. Der damalige Vorsitzende Albert Stocker betonte, dass die Siedlungen in Königsbach "durch ihre Sauberkeit und schöne Gartengestaltung immer wieder Anerkennung fänden". Beim im gleichen Jahr durchgeführten Kreiswettbewerb der Siedlungen belegte Königsbach den zweiten Platz. Die Siedlungen wuchsen in den folgenden Jahren, wurden erweitert und ausgebaut.

Überhaupt leistete Königsbach von der Währungsreform 1948 an bis ins Jahr 1961 eine beachtliche Aufbauleistung. Es wurden 247 Wohnhäuser neu erstellt, dazu die Klubhäuser des Tischtennisclubs, Schützenvereins, der Naturfreunde, des Sportvereins sowie des Hundevereins, ferner die Leichenhalle, das Pumpwerk und das Kino. Bei der Kanalisation wurden 2.000 m Tonröhren und 500 m Zementröhren verlegt. An Wasserleitungen kamen 5.490 m auf offener Strecke und 2.000 m Hausanschlüsse zur Verlegung. Seit 1948 erbaute man 3.395 m Ortsstraßen neu, 1.830 m Feldwege wurden als Betonwege ausgebaut und 9.300 m Feldwege eingeschottert. Folgende Straßen entstanden: Friedenstraße, Goethestraße, Greinerstraße, Hohlweg, In der Liß, Melanchthonstraße, Obere Breit-Straße, Rothenbergstraße, Schillerstraße, Untere Talstraße, Schulweg.

siedlung 1957
Besonders Wichtig: der Bau der Umgehungsstraße unterhalb des Bahnhofes, vom Kino zur Bilfinger Straße. Damit wurde der gesamte Durchgangsverkehr nach Pforzheim und Wilferdingen am Ort vorbeigeleitet, auch wenn dies das Ende vom "Schafweg" und vom "Hohlweg" bedeutete. Der Abbruch der alten Dammbrücke und der stabilere, breitere Neubau der Brücke fielen ebenfalls in diese Zeit.

FKSG-04074 (rechts), Hoher Besuch beim Richtfest: Baronin Olga Marie geb. Freiin v. St. André (*1916 †1990) mit ihrem Gemahl Philipp Freiherr von Gemmingen-Guttenberg. Von ihr stammte der Grund und Boden, auf denen die Siedlungen gebaut wurden. (Original v. Lothar Hospodarsch)

FKSG-04118, Die Goethestraße (Siedlung im Gewann Scheuernwiese) vom Bahnhof aus fotografiert im März 1957. (Original von Klaus Voigt)


 

Die Huldigung des Markgrafen 1709.

03407 markgrafFKSG-03407, Markgraf Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach, Gemälde von Johann Rudolf Huber, 1710, Privatsammlung.

Im Jahr 1709 mussten alle dem Markgrafen Karl III. Wilhelm zu Baden-Durlach (*Jan. 1679 in Durlach; † 12.05.1738 in Karlsruhe) zu dessen Regierungsantritt den Huldigungseid leisten. Karl III. Wilhelm regierte von 1709 bis 1738 als absoluter Herrscher, sanierte die Staatsfinanzen und schuf eine zuverlässige Verwaltung. Er legte 1715 den Grundstein für seine neue Residenz, Schloss und Stadt Karlsruhe.


Für die Dörfer des Amtes Stein, darunter Stein und Königsbach, fand die Huldigung am Rathaus Pforzheim statt, wohin sich der Markgraf tags zuvor mit Hofstaat und Leibgarde begeben hatte. Es mussten erscheinen: (männliche) Bürger, Hintersassen (Halbbürger, meist zugezogene Fremde) und alle Ledigen über 15 Jahre, die schon zum Abendmahl gegangen waren.


Von Stein erschienen 70 Bürger, 7 Hintersaßen und 17 Ledige. Von Königsbach 37 Bürger, 7 Hintersaßen und 14 Ledige. Da die Zahl der Königsbacher Bürger nur mit 37 Mann angegeben ist, die von Stein aber mit 70, so ist anzunehmen, daß von Königsbach nur die auf dem markgräflichen Teil (5/12) des Dorfs aufgeführt sind, die auf dem Anteil v. St. Andre (7/12) dagegen nicht.

Für den Raum Durlach fand die Huldigung vor der Krone in Durlach statt. Der Geheime Rat und Obervogt Johann Daniel v. St. Andre fuhr in einer Kutsche vor dem Schloß Karlsburg in Durlach vor und meldete, dass alles in Ordnung war. Dann kam der Markgraf mit großem Staat. In dem Saal zur Krone fand die Eidesleistung statt.

Unter den Königsbachern, die uns bei der Huldigung überliefert sind, finden wir unter anderem die Namen Armbruster, Bauer (Bawer), Bertsch, Fränkle (Fränckhle), Gräßlin (Gräßle), Haug, Kastner, Krauß, Lamprecht, Oesterle, Schäuble (Scheible), Stöckle, Vogt, Wäldte (Wälde) und Wenz (Wentz). Die Schreibweise der Namen war damals recht willkürlich, so wie es dem betreffenden Schreiber gerade beliebte, denn noch bis in die 1870er Jahren gab es in Königsbach  viele, die weder Schreiben noch Lesen konnten.

Da das älteste Taufbuch auf 1697 zurückgeht so dürfte in diesem Taufbuch mancher der Huldigungspflichtigen eingetragen sein. Wenn wir darin die alten Königsbacher Familiennamen Becker, Bräuer (Breyer), Föller (Gfäller),  Jung, Kaiser (Keyser), Kern, Kratt (Kradt, Gratt), Krail (Kreil, Krayl), Mall (Mell), Schöner (Schöne), Würz (Würtz, Wertz) usw. bei der kleinen Zahl der 1709 Aufgeführten vermissen, so mag es daran liegen, dass diese edelmännische Untertanen waren. Deren Huldigungseid wurde vom "Edelmann", dem Freiherrn von Saint André geleistet. Andere Königsbacher, die heute für uns auch den alten Ortssippen angehören, sind erst später nach Königsbach gekommen, z.B. Neumann, Scherle (Scheerle) oder Schickle (Schikle).

Hier die vollständige Namensliste:

Armbruster Benedikt
Armbruster Bernhard
Armbruster Erich (ledig)
Bawer (Bauer) Jakob
Bertsch Jörg (ledig)
Bertsch Philipp
Bertsch Philipp (ledig)
Bertsch Stephan, Gefreiter
Erhardt Jörg
Fränckhle Hans
Fränckhle Hans (ledig)
Gräßlin Paul
Groß Bartholome
Großmüller Andreas
Großmüller Jakob, Gefreiter
Großmüller Johann (ledig)
Großmüller Philipp, Gefreiter
Großmüller, jung Philipp
Haug Hans
Kaigle Philipp
Kammer Michel, H.
Kastner Jakob
Kastner, alt Konrad
Krauß Jakob
Krauß Jakob (ledig)
Krauß Jörg
Lamprecht alt Hans
Lamprecht Bernhard, Gefr.
Leith, Ludwig, H.
Nettele Jakob, H.
Oehrle Daniel
Oesterle Kaspar, Gefreiter
Oesterle Philipp, Gefreiter
Pfeifenberger Andreas, H.
Pfeifenberger Hans (led.)
Pfeifenberger Jost, H.
Pfeifenberger Jost (led.)
Rauscher Heinrich
Reinlin Jörg
Schäuble (Scheible) Jakob
Schermoster Heinrich
Scheuerling Bernhard (led.)
Scheuerling Jörg
Scheuerling Philipp (led.)
Schimmler Gottfried, H.
Schnigel Gottfried, H.
Schommer Jörg
Steinle Andreas
Stöckle Hans Gall
Stöckle Jörg
Vogt Hans Jörg, Anwalt
Vogt Hans Jörg (ledig)
Vogt Philipp (ledig)
Wantz Hans
Wäldte Konrad
Weinmann Bernhard (ledig)
Weinmann Eberhard (ledig)
Weniger Hans Martin
Wentz Hans, des Gerichts

Der Marktplatz Königsbach vor 1899

marktplatz 03496FKSG-03496, Postkarte von Susanne Kaiser-Asoronye
mit Poststempel 19.08.1899


Links das Gasthaus Ochsen, damals noch mit hauseigener Brauerei (leckeres Königsbacher Ochsen-Bier) und mit dem vor der Jahrhundertwende modernen "Fassadenputz". Damit wurde das als altbacken empfundene Fachwerk verdeckt und er diente als Brandschutz. Das Fachwerk des Ochsen wurde Ende der 1920er Jahre freigelegt. In unserem Archiv befinden sich noch Fotos von der Glockenweihe Mitte der 20er, auf denen der Ochsen noch verputzt ist. Ebenso bemerkenswert ist das große Schild über den Fenstern.

Gegenüber die Apotheke, 1856 erstmals erwähnt, wobei das Haus 1860 einem Großrand zum Opfer fiel. Anschließend wurde es in seiner jetzigen Form im Weinbrennerstil wieder aufgebaut. Besitzer ab 1856 war Wilhelm Doll, ab 1861 sein Schwiegersohn Helfrich, welcher der Gemeinde eine größere Summe spendete. Noch heute gibt es daher die "Helfrichäcker" und eine "Helfrichstraße". Ab 1876 war die Apotheke in Besitz von Eduard Kaufmann, bis sie 1902 Oskar Böhringer erwarb. Er war der Sohn des damaligen Ortspfarrers, der neben seiner geistlichen Tätigkeit auch intensive Heimatforschugn betrieb. Viele Erkenntnisse und Erzählungen stammen von ihm. Heute wird die Apotheke in 3. Generation von der Familie Böhringer betrieben.
Daneben das Haus der Metzgerei Jung. Die Königsbacher betitelten die Familie mit dem Spottnamen "Ärschles". Abgerissen wurde das Gebäude in den 1910er Jahren, es entstand an der STelle, nach hinten versetzt, die so genannte "Milchzentrale" mit der Sparkasse, heute steht dort der Rathausneubau.

Das Rathaus selbst wurde 1916 renoviert wobei das im Foto noch nicht existierende Fenster an der linken Seite eingebaut wurde. Neben dem Rathaus das "Dreifuß'sche Haus", ein jüdisches Handelshaus, heute Bestandteil vom Rathaus.


Ganz rechts sieht man den Zaun von Reutlingers Garten und im Anschnitt noch die Waage und das Waaghäusle. Damit wurden vorwiegend die um Königsbach angebauten Zuckerrüben gewogen, die an die 1838 gegründete „Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation“ nach Waghäusel abgeliefert wurden. 2004 wurden Waage und Häusle entfernt.
Bemerkenswert ist der Belag der Straße und der Rinnkanal aus Pflasterstein.

 

Kleiner Ausflug in unsere Kirchenbücher – u.a. der Säckler Halbrock

Aus einem Kirchenboten von 1913, Pfarrer Leichtlen.


Unser ältestes Kirchenbuch ist kein dickes Buch, sondern eher ein kleines Büchlein, säuberlich in Pergament und buntes Papier eingebunden. Seine Einträge umfassen auch nur die Jahre 1695 bis 1704, versetzen uns also in die Wende des 17. Jahrhunderts und in die Zeit nach dem 30jährigen Krieg, unter dem auch unsere Gegend schwer zu leiden hatte.


In den Wirren der Kriegszeit sind wohl auch in unserem Ort, wie das in den Nachbarpfarreien geschehen ist, die älteren Kirchenbücher verloren gegangen. Söllingen macht hier eine Ausnahme. Es besitzt ein Kirchenbuch, das bis zum Jahre 1614 zurückreicht. Aber trotzdem finden wir im Kichenbuch für unsere Forschung sehr interessante und manchmal auch kuriose Informationen:
Vom Jahre 1697 bis 1703 wurden 154 Kinder geboren, also durchschnittlich 22 im Jahr. Mehr als 600-700 Einwohner dürfte Königsbach um 1700 kaum gezählt haben. Aus den Einträgen geht auch hervor, daß nur drei Wirtschaften vorhanden waren: das "Lamb", das "Rößlin" und der "Ochsen". Diese dürften aber gerade ausreichend gewesen sein, um das Bedürfnis einer Einwohnerschaft in der oben genannten Stärke zu bedienen.


Einer der ersten Namen im Kirchenbuch ist Johann Heinrich Friedrich Lutzen. Der Mann war Soldat, Sohn eines Hauptmanns. Er wurde am 4. Dezember 1695 begraben. Vielleicht stand dieser Hauptmann dem hiesigen preußischen Werbebüro vor? Daß ein solches hier vorhanden war, geht aus Einträgen späterer Jahre hervor. Königsbach war zum Teil "Anspachisches Lehen" und deshalb waren hier durchaus preußische Offiziere und Korporale anzutreffen.


Folgende Namen sind ganz vorne im Kirchenbuch vertreten: Lamprecht, Heinrich, Heyd, Krauß (von "Treiß"), Gfäller (Föller?), Taxer, Bartsch; Gonsel, Zoller, Weigel, Schieblin (Scheible? Schübelin?), Schäfer, Jung, Adam, Schwender, Kastner (Schmied), Wingert, Fränklin (Fränkle), Grosmüller, Kammerer, Österle, Gräßlin (Gräßle), Taucher, Knodel, Trautz, Reichenbacher, Schaudt, Mayer, Scheuerling, Kieselmann, Wentz, Kautz, Mall, Kratt, Kreyel (Krail), Goller, Schlupp, Kohler, Tauscher (Teuscher) Schwegler, Keyser (Kaiser), Würtz (Würz), Weniger, Kintzel, Kietzinger, Kuntzmann. Von diesen Familiennamen sind nicht mehr alle im Ort vertreten. Sie sind entweder ausgestorben oder verzogen. Doch die meisten sind als "Ur-Kenschbacher" noch immer in der Gemeinde vertreten.


Von 1705 ab tauchen viel neue Namen auf, z.B. Johannes Wantz (Wöntz, Wenz) aus Barr im Elsass, ein Gerhard in "Treiß", ein Krämer Stutz und ein Mäusefänger aus dem fernen Fricktal haben sich hier niedergelassen. In der "Cante" waltet ein Metzger Becker und ein "Löwenwürth" taucht auf. Bei den Eintragungen steht, ob die Bürger markgräfische oder edelmännische Untertanen waren. Und noch etwas ist interessant: Sittliche Verfehlungen wurden mit "biblischer Deutlichkeit" in den Taufeinträgen bezeichnet und als Sünde gekennzeichnet. So manches Kind hat die Bemerkung "aus frühem Beischlaf" im Eintrag stehen.


Über die Herkunft verschiedener Familien gibt das Kirchenbuch auch Auskunft. Am 30. Dezember 2015 waren es 220 Jahre, daß der „v. St. Andréschen Beisaß und Seckler (Säckler = urspr. Beutelmacher, später Hersteller von Lederwaren) Johann Friedrich Halbrock Sohn des Johann Gottfried Halbrock, Handschuhmacher in Zerbst (Sachsen-Anhalt) sich mit Regina Salome Keßler (Kessler), Wittwe des Freiherrlich v. St. Andrèschen Beisaßen und Secklers Dietrichs in Königsbach verheiratet hat. Seitdem gibt es im Ort die Familie Halbrock. Der damals trauende Pfarrer Johann Balthasar Herbstes, bekam für die Proklamation nach damaligem Satz "12 Kreuzer, für die Kopulation 1 Gulden und außerdem ein Naßtuch, 3 Pfd. Flachs, 1 Maaß Wein und 1 Leiblein Brot". Gut und dauerhaft mögen die Lederhosen gewesen sein, die der junge Ehemann für die Königsbacher gefertigt hat. Ob noch eine davon irgendwo im Schranke hängt darf nach so langer Zeit bezweifelt werden.

 

Adolf Heinrich Jung – ein Königsbacher als Fokker-Pilot im ersten Weltkrieg

jung 02298FKSG-02298, Original von Erwin Jung.
Pilot Adolf Jung *24.12.1893 †18.09.1965, Feinmechaniker. Vater Heinrich gründete die damalige Gärtnerei mit Samenhandel in der Leopoldstraße 11 in Königsbach.

Vor 100 Jahren befand sich Deutschland im Krieg, der 1. Weltkrieg war entbrannt. Wir haben dazu eine interessante Geschichte "ausgegraben":
Der 1893 in Königsbach geborener Adolf Heinrich Jung, wurde gleich zu Beginn des Krieges, im August 1914, zur Westfront eingezogen. Doch recht bald meldete er sich freiwillig zur Pilotenausbildung nach Rastatt. Adolf Jung war sehr stolz auf seine neue Funktion als „Pilot”, und so nutzte er kurzerhand einen Flug-Übungstag zu einem Ausflug nach Königsbach. Er flog den Rhein entlang bis nach Karlsruhe und orientierte sich danach an den Gleisen der Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen bis nach Königsbach. Dort angekommen, flog er zuerst ein paar Runden über das Dorf, bevor er „im Tal” landete. Dies erwies sich jedoch als schwierig, denn das damals unbebaute Gebiet unterhalb der Ankerstraße in Richtung Brühl war sumpfig und von Wassergräben durchzogen.


In unserem kleinen, ländlichen Dorf hatte zuvor noch nie jemand ein Flugzeug gesehen und die Landung des Piloten Jung war eine Sensation. Sogar der sonst so gestrenge Lehrer Bangert unterbrach den Schulunterricht und eilte mit seinen Schülern ins Tal, um das Flugzeug zu betrachten – wie fast alle übrigen Dorfbewohner. Nachdem das Flugzeug mit seinem Piloten gebührend bewundert worden war, ließ Adolf Jung seiner Luftheerbasis in Rastatt durch die örtliche Polizei mitteilen, dass er sich verflogen hätte und aufgrund Spritmangels gelandet sei. Er würde das Flugzeug nachtanken und am nächsten Tag wieder zurückfliegen. Da sich Deutschland im Kriegszustand befand, verdonnerten die Militärs aus Rastatt die Königsbacher Polizisten dazu, das wert­volle Flugzeug die ganze Nacht hindurch zu bewachen. jung 02299


Damit Adolf Jung das Flugzeug am nächsten Morgen in diesem schwierigen Gelände wieder starten konnte, waren einige Männer notwendig, welche die Tragflächen des Flugzeuges festhielten, bis die Drehzahl des Motors hoch genug für einen schnellen Start war. Adolf Jung gab Handzeichen zum Loslassen und bekam dadurch genug Schwung, um durchzustarten. So flog er zurück nach Rastatt.


Der Polizist jedoch, welcher die ganze Nacht in der sumpfigen Wiese beim Flugzeug verbringen musste, bemerkte, dass der Pilot keinen Sprit aufnahm, um zurückzu­fliegen. Dies ärgerte ihn so sehr, dass er Meldung nach Rastatt an die Flugbasis machte. Jung sei keineswegs aufgrund Spritmangels sondern absichtlich in Königsbach gelandet, um den Bewohnern seines Heimatdorfes als Flieger zu imponieren.
Zurück in Rastatt wurde der junge Pilot aufgrund seiner unerlaubten Landung verhört und mit drei Tagen „Bau” bei Wasser und Brot bestraft. Weitreichendere Folgen hatte es für ihn jedoch nicht, denn gute Piloten waren rar.

jung fokker

 

FKSG-02299, Original von Erwin Jung.

Adolf Jung vor hundert Jahren vor "seinem" Doppeldecker, einer Fokker DII. Dieses Jagdflugzeug, auch Albatros genannt, besaß mit einem Startgewicht von 576 kg eine Reichweite von ca. 200 km oder 1,5 Std. Flug. Es war für eine Person ausgerichtet und war mit einem Maschinengewehr bewaffnet. Seine Leistung betrug 100 PS, was einer Höchstgeschwindigkeit von ca. 150 km/h gleichkam.

 

Die Wette: Wasserreservoir und Tummelplatz

wettekob 03368FKSG-03368, Original von Günter Laumann. Foto aus den frühen 1950er Jahren.

Die Wette (Wedde). In Süddeutschland, der Schweiz und in Flandern kennt man den erstmals im fränkischen und wenig später auch im alemannischen Sprachraum nachgewiesenen Ausdruck „Wette“ (Wett, Weed oder fläm. Wedde), ein Wort, das ursprünglich die Pferdeschwemme bezeichnete. Es ist eine Ableitung von wetten, das heißt 'Tiere in die Schwemme treiben', was seinerseits eine Ableitung von waten ist (wetten heißt somit wörtlich jemanden oder etwas waten machen). So steht es jedenfalls in "Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache"

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Die Anlage von Wetten wurde in der württembergischen Grafenzeit den Gemeinden zur Pflicht gemacht, denn unsere Wetten sind ursprünglich Löschwasserteiche und stammen aus einer Zeit, in der es noch keine zentrale Wasserversorgung gab. Sie dienten nicht nur als Löschwasserreserve, sondern auch als Brauchwasserreservoir, soweit die Wassermenge bzw. der Zufluss dies zuließen. Wetten wurden meist zentral im Ortskern angelegt, damit man früher mit einer Eimerkette, später mit Pumpen das Wasser relativ einfach an jeden Punkt im Ort bringen konnte. Oft hatten diese Teiche keine eigene Quellen, sondern mussten befüllt werden. Idealerweise war aber - wie in Königsbach und in Stein – ein kleines Fließgewässer oder eigene Quellen vorhanden. Allein aus dem Regenwasser konnte nämlich ein ausreichender Wasserstand nicht immer gewährleistet sein. Bei einem Brand hatten in den Ortschaften alle arbeitsfähigen Einwohner mit gefülltem Eimer zur Brandstelle zu eilen und sich in doppelter Reihe zum Löschwasserteich aufzustellen: „Durch die Hände lange Kette um die Wette flog der Eimer.“

wetterkoeb 03724

Während man das Trinkwasser aus mit Quellen gespeisten Brunnen holte, wurde das Wasser der Wette intensiv genutzt. Sie diente als Vieh- oder Pferdetränke, zum Spielen und Schwimmen und war Lebensraum für Gänse und Enten. Vor der zentralen Wasserversorgung wurde auch Wäsche an der Wette gewaschen. Dafür hatten die Frauen einen ganz bestimmten Tag in der Woche, an denen sie, oft gemeinsam, ihre Schmutzwäsche im Wäschezuber oder auf einem Leiterwagen an die Wette brachten und mühsam von Hand reinigten. Natürlich ging so eine Wäsche nicht ohne großes Schwätzen ab. Da wurde getratscht und gescholten, erzählt und gelacht, viel Dorfklatsch verbreitet oder gestritten. Nicht umsonst sagen wir heute noch wenn jemand schlecht redet oder lästert: "Da wird aber schmutzige Wäsche gewaschen".

Foto rechts: FKSG-00287, Original von Kurt Gauer. Foto aus den 1960er Jahren.

Foto unten links: FKSG-03724, Original von Uwe. Die Wette im Jahr 2015. Das heutige Aussehen erhielt die „Wette“ bei der Sanierung 1986.

 

Das Wappen der Herren von Königsbach um 1477

WappenKoeb 03474 aFKSG-3474, Original aus
Kindler von Knobloch, Julius; Badische Historische Kommission   [Hrsg.]
Oberbadisches Geschlechterbuch (Band 2): He - Lysser, Heidelberg, 1905
Seite 336


Viele mögen sich fragen, wie das ursprüngliche Wappen der "von Königsbach" ausgesehen hat. Im Oberbadischen Geschlechterbuch (Band 2) von Julius Kindler von Knobloch von 1905 finden wir auf Seite 336 die gezeigte Abbildung des Wappen der Herren von Königsbach. Ebenso darin beschrieben sind die frühesten Erwähnungen des Adelsgeschlechts, deren vollständige Aufzählung hier zu weit führen würde. Genannt wird auch Hans von Konnspach, 1477, Vogt zu Pforzheim 1483. Sein Siegel zeigt im Schild zwei abgewendete senkrechte Bogen (Regenbogen?) wie sie schon die Siegel aus dem Jahr 1303 zeigten. H.: offener Flug, in jedem Flügel ein querliegender Bogen.

Wappen des Hans von Konnspach, 1477

 

Ziegelfunde in Königsbach

ziegelKoeb 03812FKSG-03812, Original aus Aufsatz in Badische Heimat, Heft 2, 1970, Karl Hillenbrand

Ein Aufsatz in der Zeitschrift Badische Heimat von 1970 behandelt die Ziegel und Ziegelhütten in unserer Gegend.

Unter Königsbach steht: Es gibt hier zahlreiche Ziegel mit Kammzugmuster, auch Biberschwänze, die im feuchten Zustand wie Schultafeln zum Rechnen benutzt wurden. „Luise Lindenman von Stein geb. an den 14 März 1843 und ist in die Ziegelhütt gekommen 1845“ heißt es auf einem Ziegel. Dieselbe Luise Lindenman ist 1852 auf einem Ziegel mit Wellenlinien und Punkten erwähnt. Des weiteren liest man „Konrad Teuscher von Diedelsheim bei Bretten" oder "Karl Guigas in Wilferdingen 1890“, „Christian Kern von Königsbach 1866“, seitlich und oben sind Teilsonnen, unten Kreuz und Zauberknoten (35,7 x 16 cm) eingezeichnet.

Ein anderer Ziegel ist in Quadrate unterteilt, in die jeweils ein Punkt eingedrückt ist. Ein langgestrecktes Tier wurde ebenfalls flüchtig eingekratzt. Auf dem Traishof wurde ein Ziegel von 1707 gefunden, auf dem eine Hand abgedrückt ist (35,3 X 17 cm), siehe Foto. Diese Hand hat die Bedeutung einer zauberabwehrenden Wirkung.


Den kompletten Aufsatz finden Sie in unserer Geschichtsbibliothek im Häusle.

 

Wie der erste Neumann 1794 nach Königsbach kam

In einem Kirchenboten von 1924 erzählt Pfarrer Leichtlen über den 87jährigen Landwirt Heinrich Neumann (*Köb 17.08.1837, †Köb 17.11.1929): "Der Geist ist bei unserem Herrn Neumann ja immer noch lebendig und sein Wille stark, vom Bette aus, in das er gebannt ist, das Kommando zu führen …".

Leichtlen beschreibt im gleichen Bericht die Herkunft des ersten Königsbacher "Neumann". Dieser verheiratete sich am 13. Mai 1794 mit Anna Maria Fräncklin (Fränkle) (*Trais 04.08.1773, †Ispr 11.05.1843), der Tochter des Hochfürstlichen Bad. Bürgers und Hofbauers Georg Friederich Fräncklin in Trais und seiner Frau Katharina. Pfarrer Johann Balthasar Herbster traute das Paar. Er bezeichnete den Bräutigam Johann Valentin Neumann als neuangekommenen "Hochfreiherrl. v. St. Andreischen Bürger und Wagner, weiland Lorenz Neumanns gewesenen Inwohners und Wagners von Irmelshausen im Grabfeld bei Königshofen, Reichsfreiherrlich von Bibraischer Herrschaft mit Margaretha geb. Flurschützin ehelich erzeugten, ledigen Sohn."
Die Wiege der "Neumanns" stand also im bayrischen Frankenland. Der Bräutigam war demnach auf Wanderschaft und die Liebe hielt ihn in unserem Ort fest. Bei seiner Heirat war Johann Valentin (*03.12.1769 †Köb 04.05.1838) 25 Jahre alt.

Sein Vetter Lorenz Neumann, der mit ihm auf Wanderschaft war, heiratete 1799 die Königsbacherin Christine Magdalena Schwegler (*Köb 20.07.1778) und zog noch im gleichen Jahr mit ihr zurück nach Irmelshausen.

Im Ortssippenbuch erfahren wir noch ein wenig mehr über den "Stammvater" der Königsbacher Neumanns. Er wird dort als Wagner und Chaisenfabrikant in Königsbach aufgeführt. Ab 1827 war er Kirchengemeinderat, 1830 Kirchenvorsteher und 1833 Kirchenältester. 1836 wird das Haus Nr. 159 als Familien-Adresse genannt.

Das Paar hatte 8 Kinder, wobei die erste Tochter Catharina nur drei Monate lebte und die drittgeborene Tochter, ebenfalls Catharina, nur zwei Monate. Das fünfte Kind, ein Sohn, der nach dem Vater Johann Valentin genannt wurde, starb im Alter von zwei Jahren "an Pocken". Das sechste Kind, ein Mädchen, dem wieder der Name Catharina gegeben wurde, wurde nur 16 Jahre alt und Jakob, das siebte Kind verstarb 1811, gerade mal 8 Monate alt.

Tochter Juliana, 1796 geboren, verheiratete sich mit einem Schulmeister in Ispringen. Die Söhne Johann Gottlieb (*Köb 12.06.1799 †Köb 07.09.1861) und der letztgeborene und mit 25 Jahren verstorbene Johann Valentin (Köb 08.05.1812 †Köb 31.08.1838) führten die Linie der "Neumanns" in Königsbach fort.

 

Vom Schafweg, Hohlweg und der Dammbrücke

schafweg 03331FKSG-03331, Original von Gudrun Zabel.

Vor über 60 Jahren, wurde die Dammbrücke in Königsbach fertiggestellt. Sie konnte nicht sofort befahren werden, da die Zufahrtstraße von der Goethestraße her bis zur Brücke noch höher gelegt werden musste. Zeitgleich wurde mit Vorarbeiten für den Bau der Umgehungsstraße von Bilfingen Richtung Wilferdingen unterhalb des Bahnhofes begonnen.

Der Hohlweg am Bilfinger Weg war inzwischen verschwunden und die Straße von der Dammbrücke mehr nach links verlegt und verbreitert worden. (Ein Hohlweg ist ein Weg, der sich durch jahrhundertelange Nutzung mit Fuhrwerken und Vieh sowie abfließendes Regenwasser in das umgebende Gelände eingeschnitten hat.)

In Tag- und Nachtarbeit wurden etwa 15.000 cbm Erdmassen weggeräumt. Der Entwässerungsgraben am so genannten Schafweg wurde eingedolt, das heißt der Bach wurde in Röhren unter die Erde verlegt, und zugeschüttet. Wenige Monate zuvor waren die  Pappeln und Obstbäume am Schafweg entlang gefällt worden.

FKSG-03558, Original von ???, Foto unten
Bild aus den 1950er Jahren

 

schafweg 03558

Straßengeld-Freyschein von 1827

freyschein 02465FKSG-02465, Original von Susanne Kaiser-Asoronye

Straßengeld-Freyschein.
Der hiesige Bürger Adam Gerhard (Gerhart?)
führt ein Wagen Heu nach Grünenwinkel (Karlsruhe Grünwinkel) von seinen
Gütern erzogen, womit er nach dem Gesetz vom 5ten Octbr. 1820 Rggs. Blatt Nro. 15. Seite 89, Straßengeld frey ist.  |  Königsbach, am 16ten Juny 1827  |  Vogt Engelhardt.

Wir haben in unserem Archiv gestöbert und dieses Dokument von 1827 gefunden, das dem FKSG in Original vorliegt. Der Vogt, der diesen "Freischein" 1827 unterschrieben hatte, war Johann Daniel Engelhard *Köb 13.02.1784, †Köb 17.04.1854. Er war badisch-markgräfischer Bürger und Kaufmann und Sohn des Bäckermeisters und einzigsten Krämer im markgräfischen Teil des Ortes, der Salzhandel betrieb. Von 1814 bis 1820 hatte J.D. Engelhard das Bürgermeisteramt inne, war Gemeinderechner und Gerichtsmann. 1820 wurde er nach der Entlassung des Vogts Johannes Österle mit dessen Amt betraut. Die Königsbacher Grundherrschaft erhob dagegen Beschwerde, offensichtlich erfolglos, denn Engelhard behielt dieses Amt 10 Jahre lang.

1835 wurde Engelhard als Betreiber der Gastwirtschaft zum Löwen genannt. Diese Gaststätte am Königsbacher Markt­platz fiel 22 Jahre später beim großen Brand (1857) den Flammen zum Opfer und wurde nicht wieder aufgebaut. Drei Jahr zuvor, 1854 verstarb Altbürgermeister Johann Daniel Engelhard, 70jährig, in Königsbach. Sein Grabstein ist noch heute in der alten östlichen Friedhofsmauer eingemauert.


 

Eine Sandsteintafel an der Auflassungsmauer

friedhoftafel DSC01160FKSG-00000, Original von Peter Seiter, 2015
Die an der unteren Futtermauer über der Straße, rechts vom Aufgang zum Friedhof eingelassene Inschriftentafel aus dem 18. Jh.

Wer von der Steiner Straße zum Friedhof geht, hat sich bestimmt schon über die Sandsteintafel an der Auflassungsmauer gewundert, denn Sinn und Zweck derselben ist nicht mehr erkennbar. Der Arbeitskreis hat darüber recherchiert und folgendes herausgefunden:
Die Inschriftentafel aus Sandstein ist ca. 51 cm breit und 93 cm hoch. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist inzwischen stark verwittert und damit leider unleserlich. Die ursprüngliche Inschrift lautet: H.S.H. RVCKS / H.A.W.E. HART / GERICHTS.B.M. / I.F. KLEIN / GEMEIN.B.M. / P.(?) WENDZ / IOHANNES / HOCH = IACOB / HOCH = BEDE / S=HAVER / V=MAVRER.
Der hier erwähnte Johannes Hoch war ein Königsbacher Baumeister (nicht zu verwechseln mit Johannes Schoch). Sein Name findet sich in der Sakristei wieder: in der eingemauerten Türe des Opferstocks und auf dem Fries.

Von Konstantin Huber, Kreisarchivar haben wir freundlicherweise folgende weiterführende Info bekommen:

Es handelt sich vermutlich um eine Tafel an der neuen Mauer zum Abschluss
einer Erweiterung des Friedhofs im Jahr 1766.

Zu Beginn der Inschrift stehen die Verantwortlichen der Gemeinde Königsbach

H.S.H. RVCKS
H[err] S[chult-]H[eiß] [Johannes] Rucks (OSB Königsbach Nr. 4121), Schultheiß (heute = Bürgermeister) ab 1759/64 bis 1772 (Tod)

H.A.W.E. HART
H[err] A[n-]W[alt] [Johann Bernhard] E[ngel-]Hard (OSB 953), Anwalt 1765-1768

GERICHTS.B.M. / I.F. KLEIN
Gerichts-B[ürger-]M[eister] J[ohann] F[riedrich] Klein (OSB 2642), Bürgermeister mindestens 1759 und 1766

GEMEIN.B.M. / P.(?) WENDZ Gemeiner (oder Gemeinde-)-B[ürger-]M[eister] P[hilipp Heinrich] Wenz (OSB 5563), Bürgermeister mindestens im Jahr 1766

Es gab im 18. Jh. jeweils zwei Bürgermeister (Gemeinderechner), einen aus dem Gericht und einen aus der Gemeinde. Die Personen wechselten jährlich,
um Unterschlagungen zu verhindern. Termin des Rechnunsgjahres war Dreikönig, also der 6. Januar. Damit lässt sich als Jahr der Friedhofserweiterung und der Tafel mit großer Wahrscheinlichkeit 1766 vermuten. Beweisen ließe sich dies, wenn man in der Gemeinderechnung 1766 (GA Königsbach Nr. 1117) unter den Baukosten Ausgaben für die beiden Maurer finden könnte. Es sind dies die in der Inschrift zu Ende genannt sind die beiden die Arbeiten ausführenden Maurer und Steinhauer, die Gebrüder Johannes und Jakob Hoch (OSB Königsbach Nr. 1972 und 1973f). Der Anwalt Engelhard war eine Art Stellvertreter bzw. Gehilfe des Schultheißen.

Ein eingebautes Maßwerk in der Kronenstraße

maßwerk 00047FKSG-00047, Original vom Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Karlsruhe

Im Buch "Kunstdenkmäler Badens" von Lacroix aus dem Jahr 1938 ist die Kirche von Königsbach kurz beschrieben. Es heißt dort: "Pfarrkirche. Evangelisch. Ursprünglicher Titel: St. Marien. – Erste Erwähnung 1295; offenbar damals schon Pfarrkirche. ( … ) Ob die zuerst 1295 erwähnte Kirche schon an der Stelle der heutigen lag, ist zweifelhaft, weil der jetzige Kirchturm an der Südwestecke  ( … ) ursprünglich ein Wehrturm ohne Eingangsöffnung zur ebenen Erde war und offenbar erst im 15. Jh. mit der Schaffung des Eingangs zum Schiff hin ( … ) als Kirchturm Verwendung fand." Eine Notiz von 1472 jedoch setzt die gleiche Lage der Kirche, oder zumindest die unmittelbare Nähe dazu voraus. Im Buch heißt es weiter: "ein in der Kronenstraße vermauertes, schlichtes zweiteiliges Maßwerk könnte von dem 1295 genannten Bau stammen."

Wir teilen allerdings nicht die Aussage von Lacroix, es könne sich um ein Teil der ersten Kirche handeln. Der Ausgestaltung nach kann es nicht ins 13. Jh. gehören, es ist nicht hochmittelalterlich. Das Maßwerk passt eher in die Zeit zwischen 1580 und 1640. Wir vermuten, dass es ein Chorfenster war, das beim Wiederaufbau der Kirche nach der Zerstörung 1622 in den Chor eingebaut und bei der Renovierung 1725 wieder entfernt wurde. Dies würde zur mutmaßlichen Errichtungszeit der Scheune passen.

Die Suche nach dem Maßwerk führte uns zu dem abgebildeten Foto des Landesamt für Denkmalpflege aus dem Jahr 1934. Darauf ist deutlich das dreiteilige, eingemauerte Maßwerk zu sehen, ca. einen Meter über einem zugemauerten (Keller-)Fenster bzw. Öffnung.
Die Wand ist mit Stein gemauert, ohne erkennbares Fachwerk, was ausschließt, dass die zum Anwesen der Ankerstraße 2 gehörende Scheune gemeint ist. Eine weitere frühere Scheune in der Kronenstraße kommt laut Walter Schwender ebenfalls nicht in Frage. Er hatte diese selbst abgerissen, das Maßwerk war darin nicht verbaut.
Auf der gegenüberliegenden Seite stand ebenfalls ein Scheunengebäude, das zum Besitz des Pferdehändlers Kilsheimer gehörte (heutiges Sparkassengebäude), und 1956 dem Haus/Praxis des Zahnarztes Richter weichen musste. Leider haben wir von dieser Scheune keine Abbildung.

 

maßwerk 00791

 

Diese Übersicht (vor 1940) zeigt einen Teil von Königsbach.
1. Ein nicht mehr existierendes Wirtschaftsgebäude der Schloßanlage.
2. Der grüne Baum, später Otero, heute Epple.
3. Der Schornstein der Bäckerei Kratt,
4. Bahnhofstraße, rechts die Wedde,
5. Haus Ankerstraße 2,
6. Ehem. Scheune von Walter Schwender,
7. Ehem. Kolonialwarenladen Kaufmann & Deuring,
8. Gasthaus Ochsen,
9. Apotheke Böhringer,
10. Rathaus, dahinter die Milchzentrale
11. Handelshaus der jüdischen Familie Dreifuss,
12. Gebäude der Sparkasse, früher jüdischer Pferdehändler Kilsheimer. Zu diesem Wirtschaftsgebäude gehörte ursprünglich die Scheune.
13. DAS MÜSSTE DIE GESUCHTE SCHEUNE SEIN, in dem wir das eingemauerte Maßwerk vermuten.

 

FKSG-00791, Original Richard Mancel (†), Ausschnitt aus einer Postkarte.

Grabdenkmal für den herzoglichen Rechtsrat Johann von Königsbach

koenigsb johann 03463 bkoenigsb johann 0346303463 aFKSG-03463, Original Landesamt für Denkmalpflege Dienstsitz Esslingen














Grabdenkmal für den herzoglichen Rechtsrat Johann von Königsbach (1478–1559), Sandstein. Ursprünglicher Standort: Hospitalkirche Stuttgart (links). Im Städtischen Lapidarium Stuttgart vor 1944 (mitte) und im allerdings schwer beschädigten Zustand nach 1944 (rechts).

Wer einen Besuch ins Städtische Lapidarium Stuttgart machen möchte, kann auch dort auf Königsbacher Spuren stoßen.


Ein Grabdenkmal aus Sandstein für den herzoglichen Rechtsrat Johann von Königsbach (1478–1559) steht heute im Städtischen Lapidarium Stuttgart, allerdings schwer beschädigt (sh. links). Ursprünglicher Standort: Hospitalkirche Stuttgart. 1944 wurde das Bauwerk durch Bomben stark beschädigt, wahrscheinlich stammt die massive Beschädigung des Grabsteines daher.

Das Foto vom Landesamt für Denkmalpfege Esslingen zeigt eine Aufnahme vor dem 2. Weltkrieg mit unbeschädigtem Grabdenkmal. Ob und wie dieser Johann von Königsbach mit unseren Herren von Königsbach zusammenhängt oder sogar das Königsbach an der Weinstraße (Neustadt) gemeint ist, muss noch recherchiert werden.

Gaststätte zur Kanne

kanne 01515FKSG-01515, Original von Liesel Teuscher (†), Foto oben

Das Gasthaus Kanne, im Volksmund "d' alde Kande" um die Jahrhundertwende.
Der Eingang zur "Kande" befand sich damals in der Steiner Straße, durch den Hof des angrenzenden, zugehörenden Gebäudes.

Auf dem Bild sehen wir die Steiner Straße im ursprünglichen Zustand und Fahrrinnen, die die Pferdefuhrwerke hinterlassen haben. Damals notwendig: Abwasser- oder Wassergräben entlang der unbefestigten Straße. Vom Hauseingang aus wurde meist ein Steg zur Straße gelegt, um das bequeme überqueren des Grabens zu ermöglichen. Zu sehen ist das rechts am Haus der damaligen Bäckerei Kraus. In der Straßenbiegung hinten das Kriegerdenkmal aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und darüber die große, zum Zeitpunkt der Fotografie blattlose, über 500 Jahre alte Dorflinde.

kanne 01686

 

FKSG-01686, Original von Richard Mancel (†), Foto rechts

Foto von der Kanne ebenfalls um die Jahrhundertwende und aus fast der gleichen Stellung fotografiert.

Welsches der beiden Fotos das ältere ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen, hier wird noch recherchiert.

Im Jahr 1912 brannte das Gebäude ab und wurde in der heutigen Form wieder aufgebaut. Dabei wurde der Eingang am Eck gebaut um einen direkten Zugang in die Wirtsräume zu schaffen. Das ehemalige angrenzende Gebäude wurde nicht wieder aufgebaut, lange Jahre wurde der Platz dann als "Kandegarde", also als Garten für das Gasthaus genutzt. Erst später (Zeitpunkt wird noch recherchiert) wurde das Gelände verkauft und ein Haus darauf gebaut. Bemerkenswert ist auch der imposante, schmiedeeiserne Wirtshausausleger, der nach dem Wiederaufbau angebracht wurde.

kanne 01510

 

FKSG-02389, Original von Heiner Lamprecht.
Die Kande nach dem Wiederaufbau 1913. Im Wesentlichen hat das Gebäude die heuige Form, wenn auch die Sprossenfenster ausgetauscht und noch so einiges Andere inzwischen verändert wurde.

Konfirmations-Denkspruch aus 1883 von Philipp Jakob Föller

konfirmFoeller 03510FKSG-03510, Original von Susanne Kaiser-Asoronye

Auf der gerahmten Urkunde steht unter dem Denkspruch (Jos. 24, 14): Philipp Jakob Föller, geb. den 20. Juli 1868, getauft den 30. Juli 1868. Zur Erinnerung an deine Confirmation den 18ten März 1883 in der Kirche zu Königsbach. Dein Seelsorger Lud. Simon.

Bislang das älteste private Dokument: Ein Konfirmations-Denkspruch aus 1883 – also 133 Jahre alt. Es war für den Königsbacher Philipp Jakob Föller (†1960), Oberschaffner bei der BadStB (Badische Staatseisenbahn im Großherzogtum Baden, 1920 in die Deutsche Reichsbahn integriert), Vater von Hermann Föller aus dem Buch "Feldpost".

Der Unterzeichner, Pfarrer Ludwig Simon war im Pfarrhaus der Vorgänger des bekannten Heimatforschers und Pfarrers Oskar Karl Edmund Böhringer (*1880, †1921). Simon, der zuvor in Oberöwisheim die ev. Gemeinde betreute, kam 1881 nach Königsbach und verließ 1888 nach 7jähriger Tätigkeit die Gemeinde wieder, um nach Mannheim zu gehen. Dort wirkte er als Dekan und Kirchenrat und verstarb in Mannheim im Jahr 1914.

Erinnerungstafel an der Krebsbachbrücke

krebsbach 02395FKSG-02395, Original aus dem Gemeindearchiv Königsbach

Ein Bild aus unserem Archiv: Erinnerungstafel an der Krebsbachbrücke in Königsbach. Sie stammt aus dem Baujahr der Brücke, dem "Teuerungsjahr" 1771. Darauf eingemeißelt:

17   IN DIESEM JAHR   71
HAT DAS MALTER DINKEL
GOLDEN : 10 : GULDEN DAS
MALTER KORN : 16 : GU(L)DEN
DM ERBSEN : 16 : DM GERST : 12
D(I)ESE BRÜCK HAT IOHANNES
HOCH GEMACH(T) V IAKOB
HOCH B STEINHAVER V M
IN KÖNIGSPACH

Pfarrer Leichtlen schreibt 1913 über diese Zeit:
Am 27. November 1757 galten in Karlsruhe und Durlach folgende Marktpreise: Neu-Korn das Malter 3 Gulden 44 Kreuzer, Neu-Kernen (Spelz) 5 Gld. 45 Kr., Gersten 2 Gld. 40 Kr., Haber 2 Gld. 10 Kr., das Malter gutes Weißmehl 6 Gulden. Brotmehl 5 Gld., 3 Pfund Schwarzbrot 5 Kreuzer, 3 Pfund Weißbrot 6 Kr., alter Wein die Ohm 9-10 Gld., neuer 6 Gld., das Pfund Ochsenfleisch 5 1/2 Kreuzer, Hammelfleisch 4 1/2 Kr., Kalbfleisch 6 Kr., Schweine-Fleisch 5 Kr., Schmalz 14 Kr., Im Jahre 1774 konnte man für 10 Kreuzer 1 Pfund Butter und für 4 Kreuzer 7 Eier kaufen, dagegen hat man am 8. März 1782 für 4 Kreuzer nur 6 Eier bekommen.

Zur Erklärung: Das Ohm ist ein altes Flüssigkeitenmaß und entspricht etwa 150 Liter. Das Malter Korn wäre heute ungefähr ein Doppelzentner, also 100 kg. Der Gulden bezeichnete ursprünglich eine Goldmünze. Von der ersten Goldmünze dieser Art, dem Florentiner Fiorino d’oro, leiten sich die international gängigen Abkürzungen fl. oder f. ab. Dem gegenüber setzte sich im Süden und Westen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation schon früh der Name Gulden durch. Ein Gulden (Gld) bestand aus 60 Kreuzer. Der Kreuzer breitete sich im 15. und 16. Jahrhundert im gesamten Süden des deutschen Sprachraumes aus. Das Reichsmünzgesetz von 1551 machte sie zur Einheit für das kleine Silbergeld. In Deutschland war der Kreuzer bis zur Einführung der Mark 1871 in Gebrauch.
Zum Vergleich der Preise: Maurer und Zimmerleute erhielten im Jahr 1761 pro Tag 36 Kreuzer, ein Geselle 32 Kreuzer und ein "Handlanger" 22 Kreuzer. Das entsprach im Monat in etwa zwischen 9,5 und 15 Gulden.

Auch in der Friedhofsmauer waren Preise verewigt. In einem Visitationsbericht des Pforzheimer Dekans Philipp Bürklin aus dem Jahre 1742 wird der heute nicht mehr vorhandene Gedenkstein erwähnt, den Barbara von Venningen 1622 an der Friedhofsmauer anbringen ließ. Die Inschrift lautete: ES HABEN IN DIESEM JAHR (1622) DIE KIRCH MIT DENEN AN DER KIRCH STEHENDEN GEBÄUDEN DIE BAIRISCHEN SOLDATEN IN DEN BRAND GESTECKET. DA DENN ALLES IN RAUCH AUFGEGANGEN. ZU DER ZEIT KOSTETE DAS MALTER DINKEL 30 GULDEN, DIE OHM WEIN 100 GULDEN, GOTT BEHÜTE UNS UND DIE LIEBEN UNSRIGEN, DASS WIR SOLCHE BETRÜBTE ZEITEN NICHT ERLEBEN DÜRFEN.

 

Gaststätte zur Kanne

kanne 01515FKSG-01515, Original von Liesel Teuscher (†), Foto oben

Das Gasthaus Kanne, im Volksmund "d' alde Kande" um die Jahrhundertwende.
Der Eingang zur "Kande" befand sich damals in der Steiner Straße, durch den Hof des angrenzenden, zugehörenden Gebäudes.

Auf dem Bild sehen wir die Steiner Straße im ursprünglichen Zustand und Fahrrinnen, die die Pferdefuhrwerke hinterlassen haben. Damals notwendig: Abwasser- oder Wassergräben entlang der unbefestigten Straße. Vom Hauseingang aus wurde meist ein Steg zur Straße gelegt, um das bequeme überqueren des Grabens zu ermöglichen. Zu sehen ist das rechts am Haus der damaligen Bäckerei Kraus. In der Straßenbiegung hinten das Kriegerdenkmal aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und darüber die große, zum Zeitpunkt der Fotografie blattlose, über 500 Jahre alte Dorflinde.

kanne 01686

 

FKSG-01686, Original von Richard Mancel (†), Foto rechts

Foto von der Kanne ebenfalls um die Jahrhundertwende und aus fast der gleichen Stellung fotografiert.

Welsches der beiden Fotos das ältere ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit sagen, hier wird noch recherchiert.

Im Jahr 1912 brannte das Gebäude ab und wurde in der heutigen Form wieder aufgebaut. Dabei wurde der Eingang am Eck gebaut um einen direkten Zugang in die Wirtsräume zu schaffen. Das ehemalige angrenzende Gebäude wurde nicht wieder aufgebaut, lange Jahre wurde der Platz dann als "Kandegarde", also als Garten für das Gasthaus genutzt. Erst später (Zeitpunkt wird noch recherchiert) wurde das Gelände verkauft und ein Haus darauf gebaut. Bemerkenswert ist auch der imposante, schmiedeeiserne Wirtshausausleger, der nach dem Wiederaufbau angebracht wurde.

kanne 01510

 

FKSG-02389, Original von Heiner Lamprecht.
Die Kande nach dem Wiederaufbau 1913. Im Wesentlichen hat das Gebäude die heuige Form, wenn auch die Sprossenfenster ausgetauscht und noch so einiges Andere inzwischen verändert wurde.

Der Königsbacher Bahnhof

OB KW01 OG 03953FKSG-03953, Original von Herrn Reichenbach
Dieses außergewöhnliches Foto vom Königsbacher Bahnhof wurde von Herrn Reichenbach, dem wir hiermit nochmals Danke sagen, zur Verfügung gestellt. Es ist nun eines der ältesten Abbildungen des Bahnhofsgebäudes in unserem Archiv.


Ein Foto des Königsbacher Bahnhofes von der Gleisseite aus aufgenommen, zeitlich zwischen 1899 und dem ersten Weltkrieg einzuordnen.

Am 12.09.1840 wurde die erste badische Eisenbahnstrecke zwischen Mannheim und Heidelberg eröffnet. 1843 erfolgte die Erweiterung der Strecke von Heidelberg nach Karlsruhe, 1861 die Strecke Durlach-Pforzheim. Die damals neue Staatsbahn wurde 1872 unter der Bezeichnung "Großherzoglich Badische Staatseisenbahn" zur eigenständigen Eisenbahnverwaltung erhoben und schließlich bei der Verstaatlichung 1920 in die deutsche Reichsbahn integriert. Während 1961 also die vorderen beiden Gleise in Königsbach entstanden, erweiterte man 1909 die Strecke mit dem dritten, hinteren Gleis.

Der Schnee auf Hausdach und Gleisen zeigt, dass das Foto im Winter entstand. Die Fenster und Türen zur Wartehalle sind Sprossenfenster und über den mit hölzernen Fensterläden zu schließenden Fenstern befinden sich jeweils aufgemaltes "Rundmauerwerk". Zwischen den zwei vorderen Gleisen ist eine Absperrung, wohl damit keiner über die Gleise lief, sondern den dafür vorgesehenen, ausgebauten Weg nahm. Das war der einzige Weg zu den hinteren Gleisen, denn die Unterführung wurde erst Ende der 1970er Jahren gebaut. Das Bahnhofsgebäude selbst umgibt ein eiserner Zaun, der Ausgang Richtung Ort ist mit einem Schild gekennzeichnet.

 

OB KW01 OG 01491


Im Obergeschoß des Gebäudes waren Wohnungen, in denen zu der Zeit Bedienstete der Bahn wohnten.
Im Untergeschoß des Bahnhofsgebäudes befand sich die Gepäckabfertigung, ein Wartesaal, der exklusiv den Freiherren von Saint-André zur Verfügung stand, der Schalterraum und ein großer Wartesaal für die Fahrgäste.  An den Seiten des Gebäudes ist jeweils eine Laterne angebracht, wahrscheinlich noch mit Petroleum als Leuchtmittel. Die vordere Laterne wird zum Zeitpunkt der Fotografie gereinigt oder befüllt, der Bahnarbeiter steht noch auf der Leiter, die an der Gebäudewand lehnt.

FKSG-01491, Original von Susanne Kaiser-Asoronye
Eine Reichsbahnlok in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre. Die erste deutsche Tenderlokomotive mit dieser Achsfolge wurde von der Lokomotivfabrik J.A.Maffei (gegr. 1838, München, später Krauss-Maffei) und der Maschinenbau-Gesellschaft Carlsruhe (gegr. 1852) für die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen entwickelt. Sie lief mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h bei einer Dienstmasse (beladen mit 7.000 L Wasser und ca. 3 t Kohlen) von ca. 65 Tonnen und hatte eine Leistung von rund 550 PS. Von diesem Typ Lok waren 74 Stück in Betrieb, sie wurde zwischen 1900 und 1903 gebaut und ab 1933 bis 1962 ausgemustert. Ganz Links (mittl. Reihe) ist der Königsbacher Adolf Schickle (*1907 †1984, Ankerstraße)

Impressionen aus dem Ortsteil Königsbach


1707: Ziegel von Königsbach

1725: Ein eingebautes Maßwerk in der Kronenstraße

1766: Die Inschrift-Tafel an der Friedhofs-Stützmauer (Steiner Straße)

1771: Eine Tafel an der Krebsbachbrücke

1827: Ein Freyschein nach Grünwinkel, unterzeichnet von Vogt Engelhardt

1885 - 1933: Weinanbau auf dem Steinhausberg (Hohberg)

1892: Königsbach und Gut Schwarzerdhof in Bretten

1894: Ortsbeschreibung 1894  |  Hauptlehrer Sigmund  |  Teil 1 - Familiennamen, Gebäude, Speisen

1894: Ortsbeschreibung 1894  |  Hauptlehrer Sigmund  |  Teil 2 - Taufe und Konfirmation

1894/96: Ortsbeschreibung 1894 und 1896  |  Hauptlehrer Sigmund und Pfarrer Böhringer  |  Teil 3 - Aberglaube, Tod und Beerdigung

1894/96: Ortsbeschreibung 1894 und 1896  |  Hauptlehrer Sigmund und Pfarrer Böhringer  |  Teil 4 - Mundart, Dialekt

1894/96: Ortsbeschreibung 1894 und 1896  |  Hauptlehrer Sigmund und Pfarrer Böhringer  |  Teil 5 - Hochzeit

1919: Das erste „Kinematographentheater” in Königsbach

1920er: Kopfsteinpflaster und „g'fläschderde Grenne”.

1927,1957: Ganz großes Kino in Königsbach

1950er: Vom Schafweg und der Dammbrücke

1950er: Wette: Wasserreservoir und Tummelplatz

1950: Zeitungsartikel der Maikäferplage in Königsbach

Menschen aus dem Ortsteil Königsbach


Von Zeit zu Zeit stellen wir Fotos ins Ortsblatt oder in Facebook, um die darauf abgebildeten Personen herauszufinden. Diese Suchbilder sowie die Ergebnisse und Erkenntnisse finden Sie hier.


Föller, Philipp – Konfirmations-Denkspruch aus 1883

Jung, Adolf Heinrich – ein Königsbacher als Fokker-Pilot im ersten Weltkrieg

Kleiner Ausflug in unsere Kirchenbücher – u.a. der Säckler Halbrock

Wilhelm Mall, der musikalische Krautschneider

Neumann – wie der erste Neumann 1794 nach Königsbach kam

Schmidt, Johann Wilhelm – Ein Freund Hebels aus Königsbach

von Königsbach, Johann  – Grabstein von 1559 im Städtischen Lapidarium Stuttgart

Grabstein der Maria Helena von Saint André, geborene von Crailsheim

 

Der Ortsteil Königsbach und seine Geschichte(n)


Vogt, Schultheiß und Bürger­meister – frühe dörfliche Verwaltung

1477  |  Das Wappen der Herren von Königsbach um 1477

1622  |  Der dreißigjährige Krieg – die Zerstörung Königsbachs

1624  |  Der dreißigjährige Krieg – die Folgezeit. Kredite zur Linderung der Not

1641  |  Der dreißigjährige Krieg – die Folgezeit. Die Geiselnahme zweier Königsbacher Bürger

1709  |  Die Huldigung des Markgrafen 1709

1780  |  Beerdigung mit Hindernissen 1780

1857  |  Die Brandkatastrophe von 1857

1860  |  Volkstracht aus dem 19. Jahrhundert – Die Tracht der Männer in Königsbach und Stein

1860  |  Volkstracht aus dem 19. Jahrhundert – Die Tracht der Frauen in Königsbach und Stein

1780  |  Schulverhältnisse in Königsbach vor rund 250 Jahren

1945  |  5./6. April 1945. Schwere Kämpfe im Ort gegen Ende des 2. Weltkrieges

1946  |  Aufbauleistungen und Siedlungen in Königsbach ab 1946.

Was es mit den Straßennamen auf sich hat.

 

Die Königsbacher Ölfabrik

OB KW50 03374FKSG-03374, Original von Susanne Kaiser-Asoronye
Ein frühes Bild der ursprünglichen Ölfabrik, die 1925 fast vollständig durch einen Brand zerstört wurde. Ausschnitt aus einer Postkarte mit Poststempel von 1901.


"Flüssiges Gold aus Königsbach", so lautet die Überschrift eines Zeitungsartikels vom November 1946, den wir im Archiv gefunden haben. Der Autor bezog sich hier auf die Königsbacher Ölfabrik Dieffenbacher, die zeitweise vor und während der Jahrhundertwende um 1900 die größte Kleinfabrik für Speiseöl-Herstellung in Nordbaden war. Es wurden monatlich rund 80.000 Kilo Öl produziert, die in alle Lande geliefert wurden.
Bevor am Fuße des Heustätt die Ölfabrik aufgebaut wurde,  stand dort eine Pferdewechselstation am Wirtshaus "grüner Hof" mit eigener Bierbrauerei. Diese wurde ca. 1700 erbaut und um 1730 erstmals in einem Plan der Freiherren von Saint André erwähnt.
1885 entstand das erste Gebäude der Ölfabrik mit Raffinerie. Gleich das dritte Produktionsjahr war ein extrem buchenreiches Jahr, das der Fabrik zum Aufschwung verhalf. Die Gesamt-Ernte an Bucheckern in Nordbaden wurde damals auf über 600.000 Zentner geschätzt. 1925 allerdings brannte die Fabrik nieder und große Ölbestände wurden ein Raub der Flammen.

OB KW50 03803


Bis zum 2. Weltkrieg wurden ausländische Ölsaaten, z.B. Erdnüsse aus Bombay, Madagaskar oder Batavia oder Soja-Bohnen aus Mandschukuo und China verarbeitet.
1946 waren rund 40 Arbeiter in drei Schichten unter Führung von zwei Raffiniermeistern (Ölmüller) tätig. Es lagerten laut Zeitungsbericht über 150 Tonnen Bucheckern in der Fabrik und teilweise in einer zweiten Lagerhalle bei der Mühle. So manch ein Königsbacher lieferte 5-6 Zentner gesammelte Bucheckern ab. Ein fabrikeigenes Labor überwachte die Qualität des produzierten Öls, das gefiltert und nachbehandelt wurde. Der Ölkuchen aus der Presse wurde im Kollergang erneut gemahlen und lieferte so genanntes Bucheckernmehl. Die Ölfabrik produzierte bis in die frühen 1970er Jahre, wobei aber nie wieder an die alten Erfolge von vor dem Krieg angeknüpft werden konnte.

 

FKSG-03803, Original von Ursula Müller (Bild unten)
Das Foto aus den 1950er Jahren zeigt den gesamten Gebäudekomplex der früheren Ölfabrik. Gut zu sehen die Laderampe direkt vom Gütergleis in die Fabrikhalle. Rechts die "Villa", das langjährige Wohnhaus der Fabrikbesitzer.

Warenhandlung von K. Fessler | Gadeles Haus

OB KW47 00786 aFKSG-00786, Postkarte von Richard Mancel
FKSG-03373 und 03375, Postkarte von Susanne Kaiser-Asoronye

Foto vor 1913.

Die Warenhandlung Feßler befand sich in der Durlacher Straße Nr. 5. Eigentümer des Gebäudes war Franz Karl Feßler, von Beruf ursprünglich Goldarbeiter/Fasser und Graveur. Er kam durch seine Heirat 1893 mit der Königsbacherin Ernstina Lamprecht in unseren Ort.
Das Paar hatte vier Kinder:
Karl-Edmund *1894 †07.05.1897 im Alter von 3 Jahren, 3 Monaten
Maria Ernstina *22.04.1896 †PF 13.02.1941
Edmund Wilhelm *19.09.1897 †unbek.
Albert *11.03.1908 †30.03.1978, weit über die Grenzen Europas hinaus anerkannter und berühmter Kunstmaler.
Eventuell sind dies die Kinder, die auf dem Foto vor dem Haus zu sehen sind. Leider ist die Qualität des Druckes nicht optimal.
Die Familie verkaufte im Jahr 1913 das Haus an Wilhelm Kraus und zog nach Pforzheim.
Ab dieser Zeit wurde es "Gadeles Haus" genannt, nach Georg Adam Kraus (Gadele).
In den 1930er Jahren eröffnete Philipp Kraus (Drogerie-Filple) eine Drogerie in den Räumen der ehemaligen Warenhandlung Feßler.

Der Ortsteil Königsbach und seine Gebäude


Bäckerei Fuchs (alt) in der damaligen Leopolstraße 1

Bahnhof in Königsbach

Freihöfe in Königsbach: Lindenstraße 5.

Gasthaus zur Kanne

Marktplatz in Königsbach um 1899

Ölfabrik Diefenbacher

Das Königsbacher Fachwerk-Rathaus.

Schuhmacherei Mall in der damaligen Leopoldstraße 8

Sankt-Nikolausen-Kaplanei zu Königsbach | Die erste Schule im Ort

Warenhandlung Feßler | Gadeles Haus in der Durlacher Straße